Kein Kinderspiel
kam groß voran. Als Running-Back erlief ich bei vier Läufen ungefähr zwölf Yards, später als Safety wurde Jimmy Paxton zweimal angeworfen, doch konnte ich den nächsten Hammer verhindern und wich ihm ansonsten nicht mehr von der Seite, so daß sich der Quarterback andere Receiver suchte.
Zum Ende der ersten Halbzeit hatten wir noch keinen Punkt gemacht, doch wurden wir langsam gefährlich. In der Red Zone der HurtYous machten die DoRights beim zweiten von vier Versuchen und einer Restspielzeit von nur noch zwanzig Sekunden einen Optionsspielzug. John Lawn warf mir den Ball zu, und ich sah ein gähnendes Loch, hinter dem sich nichts als Grün erstreckte. Mit einer geschickten Drehung wich ich einem Linebacker aus und lief auf die Lücke zu, den Ball unter den Arm geklemmt, den Kopf gesenkt, doch trat Oscar aus dem Nichts vor mich. Sein Atem dampfte im kalten Regen, und er traf mich so schwer, daß ich dachte, ich sei einer Boeing 747 in die Quere gekommen.
Als ich endlich wieder zu mir kam, war die Zeit um, und der Regen spritzte mir den Schlamm bis ins Gesicht. Oscar reichte mir seine riesige Pranke und zog mich hoch. Er schmunzelte verhalten.
»Mußt du kotzen?«
»Ich überleg’s mir noch.«
Er gab mir einen Klaps auf den Rücken, den er wohl für einen harmlosen Freundschaftsbeweis hielt, der mich aber beinahe wieder mit dem Gesicht im Dreck landen ließ.
»Netter Versuch«, sagte er und ging zu seiner Bank.
»Ich dachte, wir spielen auf Tuchfühlung!« sagte ich an der Seitenlinie zu Remy, wo die DoRights eine Kühltasche mit Bier und Wasser öffneten.
»Wenn einer das macht, was Sergeant Lee gerade getan hat, wird mit harten Bandagen gekämpft.«
»Bekommen wir also Helme für die zweite Halbzeit?«
Er schüttelte den Kopf und nahm sich ein Bier aus der Kühltasche. »Nein, keine Helme. Wir werden einfach gemeiner.«
»Hat es bei einem von diesen Spielen schon mal Tote gegeben?«
Er grinste. »Noch nicht. Kann aber passieren. Bier?«
Ich schüttelte den Kopf und hoffte, das Klingeln würde bald aufhören. »Ich nehme ein Wasser.«
Er gab mir eine Flasche, legte mir die Hand auf die Schulter und führte mich ein paar Meter von den anderen weg. Auf der Tribüne hatten sich ein paar Leute eingefunden, hauptsächlich Jogger, die sich auf den Treppen aufwärmen wollten und dabei zufällig auf das Spiel gestoßen waren. Ein großer Kerl saß alleine abseits, die langen Beine aufs Geländer gestützt, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen.
»Wegen gestern abend«, sagte Broussard und ließ die Worte wirken.
Ich trank etwas Wasser.
»Ich hab’ ein, zwei Sachen gesagt, die ich besser nicht gesagt hätte. War zuviel Rum, da hab’ ich was durcheinandergebracht.«
Ich sah zu den griechischen Säulen hinüber, die sich hinter der Tribüne erhoben. »Zum Beispiel?«
Er trat vor mich, seine flackernden Augen zuckten unruhig. »Versuch bloß nicht, dich mit mir anzulegen, Kenzie.«
»Patrick«, verbesserte ich ihn und trat einen Schritt nach rechts.
Er folgte mir, das Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Seine Augen flackerten. »Wir wissen beide, daß mir was rausgerutscht ist, was ich besser nicht gesagt hätte. Lassen wir es dabei bewenden und vergessen wir die Sache.«
Ich lächelte ihn freundlich, aber verwirrt an. »Ich weiß wirklich nicht, was das heißen soll, Remy.«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Fang bloß nicht mit dieser Tour an, Kenzie. Verstanden?«
»Nein, ich…«
Ich sah den Schlag nicht kommen, fühlte nur einen scharfen Stich in den Fingerknöcheln, da lag auch schon meine Wasserflasche auf dem Boden und sprudelte ihren Inhalt in den Dreck.
»Vergiß das Ganze, dann ist alles klar mit uns.« Jetzt war das nervöse Flackern aus den Augen gewichen, statt dessen glommen sie kalt wie rote Funken.
Ich blickte auf die Wasserflasche aus Plastik hinunter, die im Schlamm lag. »Und wenn nicht?«
»Diese Frage solltest du dir nicht mal im Traum stellen.« Er neigte den Kopf zur Seite und sah mir in die Augen, als wäre dort etwas, das vielleicht entfernt werden mußte, nur war er sich noch nicht sicher. »Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Remy«, antwortete ich. »Verstanden. Sicher.«
Eine Minute lang hielt er meinem Blick stand. Er atmete ruhig. Schließlich hob er die Bierdose an die Lippen und trank einen großen Schluck.
»Officer Broussard, bitte«, sagte er und ging zu den anderen.
In der zweiten Halbzeit herrschte Krieg.
Regen, Schlamm und der
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