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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Riesen darin zu verstecken und ihn weiterlaufen zu lassen«, sagte Broussard. »Meint ihr nicht?«
    Angie zuckte mit den Achseln und sah zu, wie auf dem Bildschirm einer der Gäste von Jerry Springer festgehalten wurde. Sie machte lauter.
    Einer von Jerrys Gästen beschimpfte zuerst einen Mann als schwul, dann einen anderen als dreckige Sau. Broussard seufzte. »Ich hole einen Schraubenzieher.«
    Jerry Springer blickte wissend ins Publikum. Die Leute johlten. Die meisten Wörter wurden durch einen Piepton ersetzt.
    Hinter uns sagte Helene: »Oh, cool! Springer läuft gerade!«
    Broussard kehrte mit einem winzigen Schraubenzieher mit Gummigriff aus dem Badezimmer zurück. »Miss McCready«, sagte er, »ich möchte, daß Sie draußen warten.«
    Helene setzte sich auf den Rand des zerschlissenen Futons und richtete den Blick auf den Fernseher. »Die Frau da draußen schreit wegen der Katzen rum. Sie meint, sie ruft die Polizei.«
    »Haben Sie ihr nicht gesagt, daß wir die Polizei sind?«
    Helene lächelte geistesabwesend, während eine von Jerrys Gästen einer anderen einen halbherzigen Schlag versetzte. »Hab’ ich ihr gesagt. Sie meinte, sie würde trotzdem da anrufen.«
    Broussard schwang drohend den Schraubenzieher und nickte Angie zu. Sie schaltete mitten in einem Piepton ab.
    Helene fluchte: »Scheiße!« Sie schnupperte. »Es stinkt.«
    »Möchten Sie ein bißchen Parfüm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Wohnwagen von meinem Exfreund stank es schlimmer. Er hat immer seine schmutzigen Socken in der Spüle eingeweicht. Das stinkt vielleicht mal, kann ich euch sagen.«
    Poole neigte den Kopf zu Seite, als wolle er etwas sagen, warf ihr dann jedoch nur einen kurzen Blick zu und überlegte es sich anders. Er stieß einen lauten, hoffnungslosen Seufzer aus.
    Broussard schraubte die hintere Verkleidung des Fernsehers ab, und ich half ihm beim Abnehmen. Wir spähten hinein.
    »Und?« fragte Poole.
    »Kabel, Drähte, Lautsprecher, ein Netzteil, die Bildröhre«, zählte Broussard auf.
    Wir schraubten die Verkleidung wieder fest.
    »Macht, was ihr wollt«, sagte Angie. »Es war nicht die schlechteste Idee heute.«
    »Oh nein, natürlich nicht.« Poole hob beschwichtigend die Hände.
    »Aber auch nicht die beste«, murmelte Broussard in sich hinein.
    »Wie bitte?« fragte Angie.
    Broussard warf ihr sein unwiderstehliches Lachen zu.
    »Was?«
    »Könnt ihr ihn wieder anmachen?« bat Helene. Poole kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Patrick?« »Ja?«
    »Hinter dem Haus ist ein Hof. Können Sie Miss McCready mit nach draußen nehmen, während wir hier drinnen zu Ende machen?« »Was ist mit dem Fernsehen?« nörgelte Helene. »Ich erzähl’s dir später«, erbot ich mich. »Schwule Sau, du dreckiges Schwein, piep, piep, piep!«
    Helene sah mich an, ich hielt ihr die Hand hin. »Hört sich nicht gerade normal an«, sagte sie. »Sie hat’s kapiert!« jubelte ich.
    Als wir uns der Küche näherten, befahl Poole: »Machen Sie die Augen zu, Miss McCready.« »Was?« Helene wich vor ihm zurück. »Das ist nichts für Sie da drinnen.«
    Bevor wir sie zurückhalten konnten, beugte sich Helene vor und reckte ihren Kopf über seine Schulter. Pooles Gesicht fiel in sich zusammen. Er trat zur Seite. Helene betrat die Küche und hielt inne. Ich stand hinter ihr und wartete darauf, daß sie schreien oder ohnmächtig werden oder auf die Knie fallen oder zurück ins Wohnzimmer laufen würde.
    »Sind die tot?« fragte sie.
    »Ja«, bestätigte ich. »Sehr tot.«
    Sie ging durch die Küche auf die Hintertür zu. Ich warf Poole einen Blick zu. Er hob die Augenbrauen.
    Als Helene an Mini-David vorbeiging, blieb sie stehen, um seine Brust zu betrachten.
    »Genau wie in diesem Film«, bemerkte sie.
    »Welcher?«
    »Wo die ganzen Aliens den Leuten aus dem Körper platzen. Wie heißt der noch mal?«
    »Alien«, antwortete ich.
    »Ja, ich weiß. Die sind denen immer aus der Brust rausgeplatzt. Aber wie hieß noch mal der Film?«
    Angie lief zum nächsten Dunkin’ Donuts und war kurz darauf wieder bei Helene und mir im Hinterhof, während Poole und Broussard das Haus mit Notizbüchern und Fotoapparaten durchforsteten.
    Der Hof hatte diese Bezeichnung kaum verdient. Der Wandschrank in meinem Wohnzimmer ist größer. Dave und Kimmie hatten einen verrosteten Metalltisch und Stühle nach draußen gestellt. Wir nahmen Platz und lauschten den Geräuschen aus der Nachbarschaft, während der Tag in den späten Nachmittag überging und

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