Kein Kinderspiel
Baseballkarten sprechen.«
»Daß sie die Mutter eines vermißten Kindes anrief, könnte unsere Freunde von der Bundesbehörde nicht womöglich interessieren?«
»Also, genaugenommen«, wandte Broussard ein, »hat sie den Bruder der Mutter eines vermißten Kindes angerufen.«
»Und gesagt: Sag deiner Schwester«, fügte Doyle hinzu.
»Ja, stimmt. Aber trotzdem ist das noch kein endgültiger Beweis, daß wir es hier mit Kidnapping zu tun haben, Sir. Und Sie kennen doch die Leute vom FBI: Die haben Ruby Ridge und Waco versaut, haben wahnsinnige Geschäfte mit der Bostoner Mafia gemacht, haben…«
Doyle hob die Hand. »Wir alle kennen die jüngsten Vergehen des FBI, Detective Broussard.« Er blickte auf den Rekorder, dann auf die hingekritzelten Anmerkungen neben sich. »Der Steinbruch der Granite-Rail-Gesellschaft gehört nicht zu unserem Zuständigkeitsbereich. Dafür sind die Staatspolizei und das Revier von Quincy zuständig. Also…« Er faltete die Hände. »Okay.«
»Okay?« wiederholte Broussard ungläubig.
»Okay bedeutet: keine explizite Erwähnung der kleinen McCready, bedeutet: Wir schlagen ein gemeinsames Vorgehen mit den Stades und den Leuten von Quincy vor. Die Leute vom FBI können zu Hause bleiben. Die Anruferin hat gesagt, außer euch beiden dürften keine Bullen auf der Straße im Steinbruch von Granite Rail sein. Gut. Aber wir werden diese Gegend da hinten verriegeln, Gentlemen. Wir ziehen einen richtigen Ring um die Steinbrüche von Quincy, und sobald das Kind außer Gefahr ist, decken wir Mullen, Gutierrez und alle, die sonst noch dabei sind und sich auf zweihundert Riesen freuen, mit einem richtigen Bleiteppich ein.« Wieder schlug er mit der Hand auf den Tisch. »Wie hört sich das an?«
»Gut, Sir.«
»Gut, Sir.«
Er schenkte ihnen sein breites, eisiges Lächeln. »Und wenn das erledigt ist, dann jage ich euch Trottel aus meiner Einheit und aus meinem Revier. Wenn morgen da in diesem Steinbruch was schiefgeht, dann lasse ich euch zum Bombenräumkommando versetzen. Dann vertreibt ihr euch die Zeit bis zu eurer Rente, indem ihr unter Autos kriecht und hofft, daß sie nicht über eurem Arsch hochgehen. Noch Fragen?«
»Nein, Sir.«
»Nein, Sir.«
Er drehte sich uns zu. »Mr. Kenzie und Miss Gennaro, Sie sind Privatleute. Es gefällt mir nicht, daß Sie hier in meinem Büro sind. Gar nicht davon zu sprechen, daß Sie morgen abend diesen Hügel hochgehen, aber ich habe keine große Wahl. Hier die Bedingungen: Sie werden sich keinen Schußwechsel mit den Verdächtigen liefern. Sie werden nicht mit den Verdächtigen sprechen. Sollte es eine Konfrontation geben, lassen Sie sich auf die Knie fallen und schützen Ihren Kopf. Wenn die Sache vorbei ist, werden Sie kein Wort über diesen Vorgang an die Presse verlieren. Und Sie werden kein Buch über diesen Fall schreiben. Verstanden?«
Ich nickte.
Angie nickte.
»Wenn Sie mich in einem dieser Punkte enttäuschen, werde ich Ihre Führerscheine und Waffenscheine einziehen lassen, meine Kollegen noch mal auf den Mord an Marion Socia ansetzen und meine Freunde bei der Presse an das seltsame Verschwinden von Jack Rouse und Kevin Hurlihy erinnern. Verstanden?«
Wir nickten.
»Ja, Lieutenant Doyle, heißt das.«
»Ja, Lieutenant Doyle«, murmelte Angie. »Ja, Lieutenant Doyle«, wiederholte ich. »Hervorragend.« Er lehnte sich zurück und streckte die Arme aus. »Und jetzt verpißt euch aus meinem Zimmer!«
»Super Typ«, sagte Angie unten auf der Straße.
»Der ist doch ein alter Softie«, entgegnete Poole.
»Ach, ja?«
Poole sah mich an, als schnüffelte ich Klebstoff, und schüttelte langsam den Kopf.
»Aha«, sagte ich.
»Das Geld ist doch sicher, Mr. Kenzie, oder?«
Ich nickte. »Wollt ihr es jetzt haben?«
Poole und Broussard sahen sich an und zuckten mit den Achseln.
»Gibt’s keinen Grund für«, erwiderte Broussard. »Morgen findet im Laufe des Tages eine Einsatzbesprechung mit den Staties und den Jungs von Quincy statt. Bringen Sie es dorthin mit.«
»Wer weiß?« begann Poole. »Wo wir doch momentan mit so vielen Leuten an Olamons Mannschaft hängen, könnte es doch sein, daß wir einen von denen packen, wenn er morgen mit dem Kind im Schlepptau zum Steinbruch loszieht. Dann haben wir sie, und die ganze Sache ist vorbei.«
»Na klar, Poole«, sagte Angie. »Sicher. So einfach wird das sein.«
Poole seufzte und stellte sich auf die Absätze seiner Schuhe.
»Mann«, sagte Broussard. »Ich hab’ keinen Bock, beim
Weitere Kostenlose Bücher