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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Bombenräumkommando zu arbeiten.«
    Poole kicherte. »Das hier«, sagte er, »ist die Sprengstofftruppe, Junge!«
    Wir saßen auf den Treppenstufen zur vorderen Veranda von Beatrice und Lionel und hielten sie, so gut wir konnten, über die Entwicklung des Falles auf dem laufenden. Wir umgingen die Einzelheiten, mit denen wir sie möglicherweise mitschuldig machten und für die sie vor ein Bundesgericht gestellt werden konnten, wenn wir mit dieser Geschichte irgendwann auffliegen sollten.
    »So«, sagte Beatrice schließlich. »Das ist alles nur passiert, weil Helene eine von ihren beschissenen Ideen hatte und den Falschen abgezockt hat.«
    Ich nickte.
    Lionel fingerte an einer großen Schwiele am Daumen herum und seufzte in einem fort. »Sie ist meine Schwester«, gab er schließlich von sich, »aber das hier… das hier ist…«
    »Unverzeihlich«, ergänzte Beatrice.
    Er sah sie an und drehte sich dann zu mir um, als habe man ihm Wasser ins Gesicht gespritzt. »Ja. Unverzeihlich.«
    Angie stellte sich neben mich ans Geländer. Ich erhob mich und spürte ihre warme Hand in meiner.
    »Wenn das ein Trost für euch ist«, sagte sie, »ich bezweifle, daß das jemand ahnen konnte.«
    Beatrice ging über die Veranda und setzte sich neben ihren Mann auf die Stufen. Sie nahm seine großen Hände in ihre, und dann blickten beide fast eine Minute lang die Straße herunter. Beatrices Miene war gleichzeitig angespannt, leer und wütend.
    »Ich kann es einfach nicht verstehen«, sagte sie. »Ich kann es einfach nicht verstehen«, flüsterte sie.
    »Werden sie sie umbringen?« Lionel sah sich über die Schulter zu uns um.
    »Nein«, antwortete ich. »Das ergäbe keinen Sinn.«
    Angie drückte meine Hand, damit ich das Gewicht meiner Lüge ertragen konnte.
    Zurück in der Wohnung, duschte ich zuerst, um die vier Tage von mir abzuwaschen, die ich bei der Verfolgung dieser Schweine durch die ganze Stadt im Auto verbracht hatte. Danach war Angie dran.
    Als sie herauskam, stellte sie sich in den Türrahmen zum Wohnzimmer. Das weiße Handtuch hatte sie sich um ihren honigfarbenen Körper gewickelt. Mit einer Bürste fuhr sie sich durchs Haar und sah mich dabei an, während ich im Sessel saß und mir Notizen zu unserem Gespräch mit Lieutenant Doyle machte.
    Ich sah auf, blickte ihr in die Augen.
    Sie hat wunderbare Augen, große, karamelfarbene Seen. Manchmal denke ich, ich könnte darin ertrinken. Und das wäre in Ordnung, wirklich. Vollkommen in Ordnung.
    »Du hast mir gefehlt«, klagte sie.
    »Wir haben dreieinhalb Tage zusammen in einem Auto gesessen. Wie konntest du mich da vermissen?«
    Sie neigte leicht den Kopf und sah mich so lange an, bis ich verstand.
    »Ach so«, sagte ich. »So meinst du das.«
    »Ja.«
    Ich nickte. »Wie sehr denn?«
    Sie ließ das Handtuch fallen.
    »So sehr!« staunte ich, und irgendwas saß mir im Hals. »O je!«
    Nach dem Sex befinde ich mich eine Weile in einer Welt der Geräusche und Bilder. Dann liege ich in der feuchten Dunkelheit, und Angies Herz schlägt auf meinem, ich drücke meine Fingerspitzen auf ihre Wirbelsäule oder wärme meine Hände auf ihren Hüften und kann das Echo ihres sanften Stöhnens hören, ihr kurzes Keuchen, das tiefe, kehlige Lachen, das sie immer ausstößt, wenn wir uns verausgabt haben und sie den Kopf kurz zurückwirft, damit ihr das Haar nicht ins Gesicht fällt. Mit geschlossenen Augen sehe ich dann ganz groß vor mir, wie sie sich mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe beißt, wie sich ihre Wade in der weißen Matratze abdrückt, sich das Schulterblatt ins Fleisch bohrt, wie Verklärung und Lust plötzlich ihren Blick trüben und glänzen lassen, wie sie die Spitzen ihrer rosa Fingernägel in meiner Brust vergräbt.
    Nach dem Sex mit Angie bin ich eine halbe Stunde lang zu nichts zu gebrauchen. Meistens bin ich noch nicht mal in der Lage, eine Telefonnummer zu wählen. Nur die einfachsten Bewegungen sind möglich. Intelligente Unterhaltung steht vollkommen außer Frage. Ich schwebe einfach in der Erinnerung an Geräusche und Bilder.
    »Hey!« Sie trommelte mir mit den Fingern auf die Brust und drückte mit dem Oberschenkel gegen meinen.
    »Ja?«
    »Hast du schon mal gedacht…«
    »Momentan nicht.«
    Sie lachte und hakte den Fuß unter meinen Knöchel. Sie stemmte sich ein wenig hoch und fuhr mir mit der Zunge über den Hals. »Jetzt mal ernsthaft, nur ganz kurz.«
    »Schieß los!« brachte ich heraus.
    »Hast du schon mal daran gedacht, ich meine, wenn du in

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