Kein Kinderspiel
versichert, daß ihr beiden zuverlässige Männer seid, sehr effektiv und sehr gesetzestreu. Ja?«
»So erzählt man sich, Sir«, bestätigte Broussard.
Doyle lächelte ihn verkniffen an. »Sie sind letztes Jahr zum Detective ersten Grades ernannt worden, Broussard. Stimmt das?«
»Ja, Sir.«
»Wie wär’s, wenn Sie wieder zweiter oder dritter Grad würden, vielleicht sogar ein einfacher Streifenarsch?«
»O nein, Sir. Das würde mir nicht besonders gefallen, Sir.«
»Dann hören Sie auf, mir mit Ihrer Klugscheißerei auf den Sack zu gehen, Detective.«
Broussard hustete in die Faust. »Ja, Sir.«
Doyle hob ein Blatt Papier vom Tisch, überflog es kurz und legte es wieder hin. »Die Hälfte der EGK-Mannschaft arbeitet an der Überwachung von Olamons Leuten. Als ich nach dem Grund fragte, sagten Sie mir, Sie hätten einen anonymen Hinweis erhalten, daß Olamon mit dem Verschwinden von Amanda McCready zu tun habe.« Wieder nickte er sich zu, dann blickte er auf und sah Poole in die Augen. »Stehen Sie noch zu dieser Aussage?«
»Wie bitte, Sir?«
Doyle sah auf seine Uhr und erhob sich. »Ich zähle jetzt von zehn an rückwärts. Wenn ihr mir die Wahrheit sagt, bevor ich bei eins bin, könnt ihr vielleicht euren Job behalten. Zehn«, begann er.
»Sir.«
»Neun.«
»Sir, wir wissen nicht…«
»Oh. Acht. Sieben.«
»Wir glauben, daß Amanda McCready von Cheese Olamon gekidnappt wurde, damit er das Geld zurückbekommt, daß ihre Mutter ihm gestohlen hat.« Poole lehnte sich zurück und sah Broussard achselzuckend an.
»Also Kindesentführung«, resümierte Doyle und setzte sich wieder.
»Möglicherweise«, warf Broussard ein.
»Und die ist ein Bundesverbrechen.«
»Nur wenn wir sicher sind«, warf Poole ein.
Doyle öffnete eine Schublade, holte einen Kassettenrekorder hervor und stellte ihn auf den Tisch. Zum ersten Mal, seit wir in das Zimmer gekommen waren, sah er Angie und mich an. Dann drückte er die Starttaste.
Zuerst rauschte es, dann hörte man ein Telefon klingeln, und eine Stimme, die ich als die von Lionel erkannte, meldete sich mit einem »Hallo«.
Am anderen Ende sagte eine Frau: »Sag deiner Schwester, sie soll den alten und den jungen Bullen mit den zwei Detektiven morgen abend um acht zum Steinbruch von Granite Rail schicken. Sag ihnen, sie sollen von Quincy her kommen und die Böschung mit den alten Schienen nehmen.«
»Entschuldigung, wer ist da bitte?«
»Sag ihnen, sie sollen mitbringen, was sie in Charlestown gefunden haben.«
»Ma’am, ich weiß nicht, was…«
»Richte ihnen aus, was sie in Charlestown gefunden haben, wird gegen das ausgetauscht, was wir in Dorchester gefunden haben.« Ihre tiefe Stimme wurde höher. »Hast du verstanden, Honey?«
»Nicht genau. Kann ich einen Zettel holen?«
Sie lachte kehlig. »Du bist auf der Hut, Honey, was? Ist doch alles auf Band. Für alle, die hier mithören: Wenn wir morgen irgend jemand beim Granite Rail sehen außer den vier Leuten, die ich eben genannt habe, fliegt das Paket aus Dorchester über die Klippe.«
»Niemand hört…«
»Bye-bye, Honey. Jetzt sei lieb, verstanden?«
»Nein, einen Moment bitte…«
Es klickte, gefolgt von Lionels heftigem Atem. Dann wurde wieder gewählt.
Doyle stellte den Rekorder aus. Er lehnte sich zurück und preßte die Handflächen gegeneinander. Mit den Fingerspitzen berührte er seine Unterlippe.
Nach einigen Minuten des Schweigens fragte er: »Was habt ihr in Charlestown gefunden, Leute?«
Niemand antwortete.
Er drehte sich auf dem Stuhl zu Poole und Broussard um. »Soll ich wieder bei zehn anfangen?«
Poole sah Broussard an. Der streckte die Hand aus und wies zurück auf ihn.
»Danke, mein Lieber.« Poole wandte sich an Doyle. »Im Hinterhof von David Martin und Kimmie Niehaus haben wir zweihunderttausend Dollar gefunden.«
»Bei den Blähbäuchen in Charlestown«, bemerkte Doyle.
»Ja, Sir.«
»Und diese zweihunderttausend, die wurden doch sicherlich als Beweismaterial deklariert.«
Diesmal wies Poole auf Broussard.
Der blickte auf seine Schuhe hinunter. » Nicht so ganz, Sir.«
»Also, wirklich.« Doyle griff nach einem Stift und kritzelte etwas in einen Notizblock vor sich. »Wenn sich Innere Angelegenheiten um euch gekümmert hat und ihr beide fristlos aus diesem Revier gefeuert worden seid, bei welcher Sicherheitsgesellschaft wollt ihr dann arbeiten?«
»Also, wissen Sie…«
»Oder doch lieber in einer Kneipe?« Doyle grinste breit. »Das gefällt den Leuten, wenn
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