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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Joel Green und Hicky Vister koordinierten in einer Sitzecke des Elsinore’s, einer Bar von Cheese in Lower Mills, Geld-und Wettgeschäfte, Und Buddy Perry und Brian Box - zwei hohle Nüsse, die nur mit einer Wegbeschreibung aufs Klo finden würden - machten die Leibgarde.
    Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, daß es sich bei Cheese’ Mannen nicht gerade um eine Denkfabrik handelte. Cheese war langsam nach oben gekommen, indem er sein Schutzgeld abdrückte und jedem, der stärker war als er, Respekt zollte und seine Hochachtung bezeugte. Er stieg nur eine Stufe höher, wenn er in ein Machtvakuum vorstoßen konnte. Das größte Vakuum entstand vor ein paar Jahren, als Jack Rouse, der Pate der irischen Mafia in Dorchester und Southie, zusammen mit seinem Handlanger Kevin Hurlihy, der statt eines Gehirns ein Hornissennest besaß, von der Bildfläche verschwand. Cheese meldete Ansprüche auf das nördliche Dorchester an und konnte sich durchsetzen. Er war schlau, Chris Mullen nicht gerade dumm, und Pharaoh Gutierrez schien auch ein wenig auf Lager zu haben. Der Rest von Cheese’ Leuten jedoch entsprach seinem Grundsatz, nur Leute anzuheuern, die gierig waren (das hielt Cheese in seinem Geschäft für gegeben), aber nicht klug genug, die Gier in die Tat umzusetzen.
    Deshalb holte er Schwachköpfe, abgedrehte Spinner und andere Typen zu sich, die ihr Geld bevorzugt mit Gummibändern zusammenhielten und gerne das Maul weit aufrissen, darüber hinaus aber keinerlei Ehrgeiz besaßen.
    Jedesmal, wenn Mullen oder Gutierrez ein Gebäude betraten, sei es eine Wohnung, ein Lager oder ein Bürohaus, wurde es postwendend in die Liste der von der EGK zu überwachenden Häuser aufgenommen und drei Tage lang rund um die Uhr beobachtet, möglicherweise wurde sogar jemand eingeschleust.
    Die Wanzen, die wir bei Mullen versteckt hatten, verrieten uns, daß er jeden Abend um sieben Uhr seine Mutter anrief und das gleiche Gespräch darüber führte, warum er nicht verheiratet war, warum er so egoistisch war, seiner Mutter keine Enkelkinder zu schenken, warum er nicht mit netten Mädchen ausging und wieso er immer so blaß aussah, wo er doch so einen guten Job bei der Forstverwaltung hatte. Jeden Abend um halb acht sah er Jeopardy! und beantwortete die Quizfragen laut, wobei er im Durchschnitt 300 Punkte erzielte. In Geographie war er wirklich gut, versagte aber auf ganzer Linie, wenn es um französische Künstler des siebzehnten Jahrhunderts ging.
    Wir hörten zu, wie er mit verschiedenen Freundinnen sprach, mit Gutierrez über Autos, Filme und den Bostoner Hockeyclub The Bruins quatschte, doch wie alle Ganoven schien er ein gesundes Mißtrauen zu besitzen, das ihn davon abhielt, Geschäftliches am Telefon zu besprechen.
    An allen anderen Fronten war die Suche nach Amanda McCready bisher vergeblich gewesen, und die Polizei zog ihre Kräfte langsam von der EGK ab und übertrug den Beamten andere Aufgaben.
    Am vierten Tag der Überwachung erhielten Broussard und Poole einen Anruf von Lieutenant Doyle, daß sie sich in einer halben Stunde zusammen mit uns auf der Dienststelle einfinden sollten.
    »Das könnte häßlich werden«, mutmaßte Poole auf dem Weg in die Innenstadt.
    »Warum sollen wir dabei sein?« fragte Angie.
    »Das meinte ich ja mit häßlich«, erwiderte Poole ihr grinsend, und sie streckte ihm die Zunge heraus.
    Doyle schien nicht den besten Tag erwischt zu haben. Seine Haut war grau, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und dünstete einen Geruch von kaltem Kaffee aus.
    »Machen Sie die Tür zu!« blaffte er Poole an, als wir eintraten.
    Wir setzten uns ihm gegenüber an den Schreibtisch, während Poole die Tür hinter uns schloß.
    Doyle legte los: »Als ich die EGK gründete und nach guten Leuten suchte, habe ich mich überall umgehört außer bei Sitte und Rauschgift. Warum habe ich das wohl getan, Broussard?«
    Broussard spielte mit seiner Krawatte. »Weil alle Angst haben, mit Sitte und Rauschgift zu arbeiten, Sir.«
    »Und woran liegt das, Sergeant Raftopoulos?«
    Poole grinste. »Weil wir so hübsch sind, Sir.«
    Doyle machte eine auffordernde Geste mit der Hand und nickte sich selbst zu.
    »Weil«, erklärte er schließlich, »die Leute von Sitte und Rauschgift Cowboys sind. Durchgedrehte Bullen. Stehen auf Macht, Kohle und Streß. Machen die Sachen am liebsten auf ihre Weise.«
    Poole nickte. »Oft ein unglücklicher Nebeneffekt ihrer Aufgaben, ja, Sir.«
    »Doch hat mir euer Lieutenant vom 6. Revier

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