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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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dem Zelt waren Stakkato-Stimmen und lautes Weinen zu hören. Es war sehr dunkel.
    »Basil, wach auf!« drängte Bengt Sandvik. »Ein Notfall.«
    »O nein!«
    Der Anführer der Expedition setzte sich auf und sah nach seinem Armband-Chronometer. Es war beinahe vier. Der Kopf schwindelte ihm von einem verspäteten Anfall der Höhenkrankheit, und er verstand kaum, was Bengt sagte. Basil angelte nach seinen Stiefeln und fuhr mit den Füßen hinein.
    »... Nazir über den Schädel geschlagen und versucht, den Flieger Nummer Eins zu stehlen ... Wenn Mr. Betsy nicht mit dem Lähmgewehr gekommen wäre ...«
    »Wer?« fragte Basil müde. Er wußte es.
    »Aldo Manetti. Und er hatte die Baronin dabei, die das Flugzeug für ihn steuern sollte.«
    Basil schlüpfte in ein Hemd und verließ das Zelt. Taffy Evans hatte dem Bergsteiger, der von der Betäubung noch benommen war, den Arm auf den Rücken gedreht. Phronsie Gillis hielt Baronin Charlotte-Amalie fest. Betsy, zweckmäßig in einen Pilotenanzug mit Reißverschlüssen gekleidet, aber immer noch die Perücke auf dem Kopf, richtete sein Husqvama auf die Gefangenen.
    Basil trat näher an Aldo heran. »Also warst du doch nicht fähig, dich an numero due zu halten.«
    Aldos Kopf hing kraftlos nieder. Er spuckte schwach aus. Speichel tröpfelte auf sein dunkles Kinn.
    Basil wandte sich ab und konsultierte von neuem seine Uhr. »Es ist fast Morgen. Zeit, daß wir das Lager abbrechen.« Er blickte zu den beiden hochstelzigen Flugzeugen hinüber, deren Umrisse sich vor dem grau werdenden Sternenhimmel und dem Kratersee abhoben. »Schade, daß es hier keine Bäume gibt. Aber der Fall von der Bauchluke sollte genügen.«
    »Was hast du vor?« schrie die Baronin.
    »Bindet die beiden an die Landestützen von Nummer Eins, bis wir soweit sind.«
    »Was hast du vor?«
    »Euch zu hängen, meine Liebe«, sagte Basil. Dann ging er zurück in sein Zelt, um sich vollends anzuziehen.

3
    Boduragol, Erster Redakteur von Afaliah, saß auf seinem Schemel in der Mitte der mutterleibsdunklen Hautkammer, die Augen geschlossen, den Geist fast vollständig auf seine Arbeit konzentriert. Die umwälzend neue Methode war ein großer Erfolg gewesen. Beide Patienten hatten sich auffallend erholt, seit er auf den Gedanken gekommen war, ihre hochkompatiblen, sich spiegelbildlich zueinander verhaltenden psychokinetischen Funktionen unter dem leichten Joch seiner eigenen redigierenden Matrix zusammenzuspannen. Vor allem die verkümmerte rechte Hälfte des männlichen Gehirns hatte sich unter dem unwillkürlich erfolgenden weiblichen Einfluß wesentlich regeneriert. Die gleichzeitige Beschleunigung der Heilung bei der Frau war eine erfreuliche Zugabe. Der Wissenschaftler in Boduragol war fasziniert von dem Ergebnis, und als Mann von Gefühl war er wohltuend berührt.
    Die Körper standen Seite an Seite in den Halterungen, keusch wie Alabasterstatuen, die man in anliegende, transparente Folien gewickelt hatte. Auf der einen mentalen Ebene arbeiteten der Tanu-Mann und die Menschenfrau aktiv mit dem Redakteur zusammen. Auf einer anderen, in einem intimeren Modus und hinter einer festen Barriere unterhielten sie sich miteinander.
    CLOUD: Erkennst du denn nicht, daß es für deine Generation fast das gleiche war wie für die unsere? Eure Eltern entschieden im voraus über eure Zukunft. Ihr hattet nichts dabei mitzureden, und es war euch verboten, ihr Urteilsvermögen in Frage zu stellen. Genau wie bei uns.
    KUHAL: Wie wäre es anders möglich? Unser Volk verließ die Duat-Galaxis, um frei zu sein. Frei, ein Leben zu führen, an das wir glauben. War es bei euren Eltern nicht ebenso?
    CLOUD: Unsere Eltern behaupteten es. Und viele Jahre lang haben wir ihnen geglaubt.
    KUHAL: Und jetzt glaubt ihr es nicht mehr. Nun ... auch wir Tanu haben unsere Häretiker.
    CLOUD: Analytische Kritik ist keine Häresie, wenn man wirklich frei ist.
    KUHAL: Du willst behaupten, wir seien es nicht?
    CLOUD: Meine Generation wurde eingeengt von Unwissenheit, Trägheit, sogar Furcht. Es war schmerzhaft, gefährlich, Fragen zu stellen. Trotzdem war es unbedingt notwendig.
    KUHAL: Ich verstehe nicht.
    CLOUD: Soll ich dir etwas von unserer Geschichte erzählen?
    KUHAL: Wir haben Zeit ... ja. Vielleicht haben auch wir Tanu uns von Unwissenheit und Trägheit beherrschen lassen. In unseren Beziehungen zu euch. Wir kennen nur eine kleine Guppe eurer Rasse: die freiwilligen Zeitreisenden. Die Nichtmetapsychiker schienen nützliche Diener zu sein. Die

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