Kein König von Geburt
der Vollendung unserer Aufgabe, Aldo. Ginge jetzt noch etwas schief ...«
»Was könnte denn schiefgehen? Morgen fliegen wir nach Hause!«
Basils Gesicht zeigte einen schmerzlichen Ausdruck. »Es hat ... ah ... Hinweise auf Ärger gegeben.«
»Wieder Thongsa?« Aldo verzog die Lippen. »Keine Bange. Phronsie hat den kleinen Pillendreher so verängstigt, daß er nicht einmal ohne Begleitung zum Klo gehen würde.«
»Ich fürchte, es ist etwas Schlimmeres. Damit sollte ich dich nicht belasten, Aldo. Als Leiter der Expedition muß ich zusehen, wie ich mit der Sache am besten fertig werde.«
»Das Los eines Hauptmanns ist kein glückliches. Ich erinnere mich, daß er ebenso Befehle zu erteilen wie entgegenzunehmen hatte.«
Ein paar Minuten lang knirschten sie wortlos durch den Schnee. Trotz der Höhe und der sie umgebenden Schneefelder schien die Sonne heiß. Sie zogen ihre Balaklavas aus und öffneten ihre Überlebenswesten. Bis zu dem geparkten Flugzeug war es immer noch ein halber Kilometer.
»Wenn Häuptling Burke hier wäre«, sagte Basil, »würde er die notwendige Entscheidung im Handumdrehen treffen. Leider ist mein eigenes Blut von Jahrhunderten der Zivilisation so dünn geworden, daß es mir schwerfällt, die richtige Härte aufzubringen ... Darf ich dir ein abstraktes Problem vorlegen?«
Die Frage kam so plötzlich, daß Aldo nicht auf der Hut war. »Na sicher.«
»Nimm an, letzte Nacht sprach jemand, der bei uns volles Vertrauen genießt, mit einem anderen Mitglied unserer Gesellschaft von Verrat. Der Gesprächspartner, der insgeheim einer meiner ... ah ... Aufpasser ist, hielt den potentiellen Renegaten hin und informierte mich über sein Vorhaben.«
»Jesus Christus!«
»Nimm an, dieser potentielle Verräter sei eine Person, die sich bis heute beispielhaft betragen hat. Nimm an, die Person besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten, die uns von großem Nutzen sein werden, wenn wir damit beginnen, die Flugzeuge für den Kampf umzurüsten. Nimm an, diese Person ist kein Pilot und hoffte daher, einen Piloten zur Teilnahme an seinem Verrat zu überreden ...«
»Um Gottes willen, was für einen Verrat meinst du?«
»Er plant, ein Flugzeug und Informationen über die ungefähre Lage des Parkplatzes Aiken Drum zu übergeben. Im Austausch gegen die üblichen Privilegien.«
»Um weiterhin abstrakt zu sprechen«, murmelte Aldo, »scheinst du nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten zu haben. Numero uno: Du tötest den Schurken auf der Stelle, bevor er einen Piloten mit leichter zu erschütternder Loyalität findet. Numero due - und das kommt nur in Frage, wenn der Mann wirklich wertvoll ist Du schließt ihn fester ein als den Arsch eines Lylmiks und läßt ihn leben, solange er kooperiert.«
Basil schürzte die Lippen und nickte zustimmend. »Und welche dieser beiden Möglichkeiten wäre in deinen Augen die vorsichtigere Wahl?«
»Nun ... bisher hat der Mann ja nichts anderes getan als geredet. Richtig?«
»Richtig. Und der Vorschlag, den er meinem Informanten machte, war so schwammig wie irgend möglich formuliert. Allerdings war seine Absicht klar.«
»Ach, Teufel, ich weiß nicht«, brummte Aldo. »Du hast nichts als das Wort dieses Denunzianten. Wenn er den anderen nun falsch verstanden hat? Wenn dein Informant seine eigenen Absichten verfolgt?« Manetti wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Diese Eventualitäten sind auch mir in den Sinn gekommen.«
»Warum den Verräter nicht unter Beobachtung halten? Ihn vielleicht sogar wissen lassen, daß du an ihm zweifelst? Er könnte seinen Plan aufgeben, sich sagen, daß es das Risiko nicht wert ist. Dann bliebe er dir weiter von Nutzen. Gute Rho-Techniker wachsen in diesem Pliozän-Exil nicht unter jedem Busch.«
»Das ist wahr.« Sie näherten sich dem Flieger. »Ich weiß deinen Rat zu schätzen, Aldo. Du hast mir damit sehr geholfen. Ein härterer Mann hätte einen kompromißloseren Kurs verfolgt. Aber du und ich ... Bergsteiger sind im innersten Herzen solche Romantiker. Ich möchte bei jedem im Zweifelsfall die günstigere Auslegung annehmen.«
Aldo kletterte die Bordleiter des Flugzeugs hinauf. Er lächelte den Professor über die Schulter zurück an. »Ein bißchen geschickte Psychologie kann genausoviel bewirken wie die große Faust.«
»Ich hoffe, du hast recht«, antwortete Basil. »Ich hoffe sehr, du hast recht.«
Basil stöhnte und drehte sich in seinem Dekamol-Bett auf die andere Seite. Jemand rüttelte ihn an der Schulter. Vor
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