(K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung
Brei herum. „Ich glaube, heute ist sie etwas sentimental, aber sonst geht es ihr gut. War wohl nur eine Frage der Zeit, denke ich.“
Mrs Smith bedachte ihn mit einem dankbaren Lächeln. „Ich weiß nicht, wie Claire das alles ohne dich überstanden hätte, Justin. Wenn doch nur jeder so einen guten Freund hätte wie dich.“
Justin erwiderte das Lächeln, obwohl ihn sein schlechtes Gewissen halb umbrachte. Zum Glück kam in diesem Moment eine der Mütter auf der Suche nach einem Lappen hereingerannt.
Obwohl Claire kaum jemanden aufdieser Welt so sehr liebte wie ihre dreijährige Nichte, wollte sie nur weg. Und zwar dringend.
Wenn sie ihre Schwester Kelly und ihren Mann mit ihrer Tochter sah, musste sie daran denken, dass Brendan und sie damals gerade ein Haus kaufen wollten. Und dann hätte das erste Kind kommen sollen. Claire tastete erfolglos nach ihrem Ehering, um nervös daran zu drehen. Wo steckte Justin nur? Verdammt, sie hatte wirklich schon bessere Partys erlebt.
„Oh Gott! Du hast ja den Ring abgenommen!“
Claire verdeckte schnell ihre linke Hand mit der rechten und verfluchte sich im Stillen dafür, dass sie den Ring ausgerechnet an diesem Morgen hatte abnehmen müssen. „Schrei doch noch lauter, Kelly, in der Küche konnte man dich gar nicht hören.“
„Tut mir leid.“ Ihre Schwester ließ sich neben ihr aufs Sofa fallen. „Heißt das, du bist bereit für einen neuen Mann?“
„Nein.“ Gerade als Claire das sagte, kam Justin aus der Küche herein und schaute sich nach ihr um, bis er sie gefunden hatte.
„Was hält er denn davon?“, erkundigte sich Kelly.
„Er will einfach nur, dass ich glücklich bin … und so weiter.“ Claire lächelte, als sie an Justins leicht verunglückten Vortrag im Spielzeugladen dachte.
„Da wette ich drauf.“
Claire sah ihre Schwester an. „Was soll das denn heißen?“
„Ach nichts.“ Kelly tat unschuldig. „Hey, J.J., pass da mal auf … oh Mist!“
Eine Horde Erwachsener versammelte sich um die zerbrochene Vase und vertrieb die Kinder von den Scherben. Justin nutzte die günstige Gelegenheit und setzte sich auf den nun freien Platz neben Claire.
„Nicht, dass es hier nicht schön wäre, aber wie lange müssen wir noch bleiben?“
„Vielleicht so zehn Minuten? Bis diese Katastrophe beseitigt ist, und bevor die Kinder die nächste heraufbeschwören.“
Aus den zehn Minuten wurde dann doch eher eine Dreiviertelstunde, bevor die beiden sich verabschieden und die Flucht ergreifen konnten. Erleichtert seufzend schnallten sie sich im Pick-up an, dann fuhr Justin aus der Einfahrt und bog rechts ab.
Claire schloss die Augen und versuchte sich einzureden, dass es ihr gar nichts ausmachte. Justin würde jetzt bei Dunkin’ Donuts vorbeifahren und ihnen einen Kaffee kaufen, und dann brachte er sie nach Hause. Auf dem Weg kamen sie an dem Haus vorbei, dessen Anblick Claire nicht ertragen konnte.
Sie war so aufgeregt gewesen, weil sie den Vertrag über den Kauf ihres neuen Traumhauses unterschreiben wollten, dass sie Brendan dreimal innerhalb einer Stunde angerufen hatte. War er auch wirklich schon unterwegs? Konnte er sich nicht ein bisschen beeilen? Er hatte nur gelacht und ihr gesagt, sie sei schlimmer als ein Kind am Weihnachtsmorgen. Ja, er liebte sie auch, und nein, er kam bestimmt nicht zu spät.
Laut Polizei war es die erhöhte Geschwindigkeit gewesen, die Brendans Toyota – und Claires Leben – aus der Kurve getragen hatte. Es war glatt gewesen an jenem Tag, und er war einfach zu schnell gefahren. Weil er sie liebte und ihr versprochen hatte, dass er nicht zu spät kommen würde.
Claire hatte das Haus nicht gekauft und war in einem dunklen Loch aus Verzweiflung und Schuldgefühlen versunken, aus dem sie nicht mehr herauskam.
Es war Justin gewesen, der sie da wieder herausgezogen und vor dem Ertrinken gerettet hatte. Justin wollte nichts davon hören, dass Brendans Tod ihre Schuld gewesen war. Er hatte ihr das Gesicht mit einem kalten Lappen gekühlt, als sie so furchtbar weinte, dass sie sich übergeben musste. Er hatte ihr immer und immer wieder gesagt, dass es ein Unfall gewesen war, für den sie nichts konnte – bis Claire anfing, es selbst zu glauben. Und er wich ihr nicht von der Seite, bis sie bereit war, ihre Wohnung zu verlassen, und sich von ihm mittels Cheeseburger-Therapie behandeln zu lassen.
Seitdem hatte sich ihre Freundschaftnur noch intensiviert, und es verging kein Tag, an dem Claire nicht dem Schicksal dafür
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