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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Teppich ab. Wie konnte ich das geschehen lassen? Wie konnte ich so dumm sein?
    Meine alte Schulfreundin Natasha hatte die Idee, Karten für den »Marie Curie Champagne Tea« zu besorgen. Sie konnte nicht an dem Wellness-Wochenende zu meinem offiziellen Junggesellinnenabschied teilnehmen, also war das eine Art Ersatz. Insgesamt saßen wir zu acht am Tisch, kippten fröhlich Schampus und stopften Cupcakes in uns hinein, und kurz bevor die Tombola begann, sagte jemand: »Komm schon, Poppy, lass mich mal deinen Ring probieren!«
    Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wer es war. Annalise vielleicht? Annalise war mit mir auf der Fachhochschule, und jetzt arbeiten wir beide bei First Fit Physio, gemeinsam mit Ruby, die auch zu unserem Jahrgang gehörte. Ruby war heute ebenfalls da, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie den Ring anprobiert hat. Oder doch?
    Ich kann gar nicht fassen, wie unfähig ich bin. Wie kann ich hier den Poirot mimen, wenn ich mich nicht mal an die grundlegendsten Dinge erinnere? Tatsächlich scheint es mir, als hätten alle den Ring anprobiert: Natasha und Clare und Emily (alte Schulfreundinnen aus Taunton) und Lucinda (meine Hochzeitsplanerin, mit der ich mich ein bisschen angefreundet habe) und ihre Assistentin Clemency und Ruby und Annalise (nicht nur Kommilitoninnen und Kolleginnen, sondern meine beiden besten Freundinnen. Sie werden auch meine Brautjungfern sein).
    Ich gebe es zu. Ich habe mich in der allgemeinen Bewunderung gesonnt. Ich kann auch jetzt noch nicht fassen, dass etwas derart Erhabenes und Schönes mir gehören soll. Ehrlich gesagt kann ich das Ganze sowieso nicht glauben. Ich bin verlobt! Ich, Poppy Wyatt. Mit einem großen, gutaussehenden Universitätsdozenten, der ein Buch geschrieben hat und sogar schon mal im Fernsehen war. Noch vor einem halben Jahr glich mein Liebesleben einer Trümmerlandschaft. Ein Jahr lang war nichts Entscheidendes passiert, und widerstrebend kam ich zu dem Entschluss, diesem match.com-Typen mit dem Mundgeruch noch eine zweite Chance zu geben … und jetzt sind es nur noch zehn Tage bis zu meiner Hochzeit! Jeden Morgen wache ich auf und sehe Magnus’ weichen, von Sommersprossen übersäten Rücken und denke: »Mein Verlobter, Dr. Magnus Tavish, Dozent am Londoner King’s College 1 « – und kann es kaum glauben. Doch dann drehe ich mich um und sehe mir den Ring an, der dort teuer glitzernd auf meinem Nachtisch liegt – und kann es schon wieder nicht glauben.
    Was wird Magnus wohl dazu sagen?
    Mein Magen krampft sich zusammen, und ich muss schlucken. Nein, denk nicht dran! Kommt schon, kleine graue Zellen! Gebt alles!
    Ich erinnere mich, dass Clare den Ring lange trug. Sie wollte ihn gar nicht wieder abnehmen. Dann fing Natasha an, daran herumzuzerren, und sagte: »Ich bin dran, ich bin dran!« Und ich weiß noch, dass ich sie gewarnt habe: »Vorsichtig!«
    Ich meine, es ist ja nicht so, als hätte ich verantwortungslos gehandelt. Ich hatte den Ring die ganze Zeit im Blick, als er am Tisch herumgereicht wurde.
    Aber danach war ich abgelenkt, denn die Tombola fing an, und die Preise waren einfach fantastisch. Eine Woche in einer italienischen Villa, ein Haarschnitt in einem Top-Salon, ein Gutschein für Harvey Nichols … Überall im Ballsaal zückten die Leute ihre Eintrittskarten, von der Bühne her wurden Zahlen gerufen, und Frauen sprangen auf und riefen: »Ich!«
    Und genau das war der Moment, in dem mir ein Fehler unterlief. Das war der Moment, den ich so schmerzlich gern rückgängig machen möchte. Könnte ich durch die Zeit reisen, wäre das der Moment, in dem ich auf mich selbst zugehen und feierlich sagen würde: »Poppy, du musst Prioritäten setzen!«
    Aber man kriegt davon gar nichts mit, oder? Der Moment ist da, einem unterläuft dieser entscheidende Fehler, und schon ist der Moment vorbei. Man hat gar keine Chance mehr, etwas zu unternehmen.
    Es lag daran, dass Clare bei der Tombola Tickets für Wimbledon gewann. Ich habe Clare von Herzen lieb, aber sie war schon immer etwas zaghaft. Sie stand nicht auf und rief laut: »Ich! Hier drüben!« Sie hob ihre Hand nur ein klitzekleines Stückchen. Nicht mal wir an ihrem Tisch merkten, dass sie gewonnen hatte.
    Dass Clare ihr Los hochhielt, sah ich erst, als der Moderator auf der Bühne schon sagte: »Wenn es keine Gewinnerin gibt, ziehen wir ein neues Los …«
    »Melde dich!« Ich pikste Clare und winkte wie wild. »Hier! Die Gewinnerin ist hier drüben!«
    »Und die neue Nummer lautet …

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