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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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aber merkt er denn nicht, in welch himmelschreiender Not ich mich befinde?
    »Madam.« Der Portier ist mir in die Lobby gefolgt und runzelt vor Sorge die Stirn. »Können wir Ihnen etwas gegen den Schock geben? Arnold!« Barsch ruft er einen Kellner herüber. »Einen Brandy für die Dame, bitte, aufs Haus. Und wenn Sie mit unserem Concierge sprechen, wird er Ihnen gleich helfen, was die Polizei angeht. Möchten Sie sich vielleicht setzen?«
    »Nein, danke.« Plötzlich kommt mir ein Gedanke. »Vielleicht sollte ich mein Handy anrufen! Den Dieb anrufen! Ich könnte ihn bitten zurückzukommen, ihm eine Belohnung anbieten … Was meinen Sie? Dürfte ich Ihr Telefon benutzen?«
    Der Portier schreckt ein wenig zurück, als ich meine Hand ausstrecke.
    »Madam, ich glaube, das wäre doch ausgesprochen unklug«, sagt er ernst. »Sicher würde mir die Polizei zustimmen, dass Sie dergleichen keineswegs tun sollten. Vermutlich stehen Sie unter Schock. Nehmen Sie doch bitte Platz und versuchen Sie, sich zu entspannen.«
    Hm. Vielleicht hat er recht. Ich bin nicht scharf auf ein Stelldichein mit einem kriminellen Kapuzenträger. Aber ich kann mich auch nicht hinsetzen und entspannen. Dafür bin ich viel zu überdreht. Um meine Nerven zu beruhigen, fange ich an herumzulaufen, lasse meine Absätze auf dem Marmorboden knallen. Vorbei an einem mächtigen Gummibaum … vorbei am Tisch mit den Zeitungen … vorbei an einem großen glänzenden Abfalleimer … zurück zum Gummibaum. Es ist ein tröstlicher kleiner Rundkurs, und die ganze Zeit über behalte ich den Concierge im Auge und warte darauf, dass er frei wird.
    In der Lobby drängen sich nach wie vor die Konferenzteilnehmer. Durch die Glastüren kann ich den Portier draußen auf der Treppe stehen sehen, wo er Taxis heranwinkt und Trinkgeld einsteckt. Ein untersetzter Japaner im blauen Anzug steht in meiner Nähe, zusammen mit einigen europäisch wirkenden Geschäftsleuten, und schimpft lauthals etwas, das wie wütendes Japanisch klingt. Dabei gestikuliert er wild mit seinem Konferenzausweis herum, den er an einem roten Band um den Hals trägt. Er ist so klein, und die anderen Männer wirken dermaßen nervös, dass ich fast lächeln möchte.
    Der Brandy kommt auf einem Tablett, und ich bleibe kurz stehen, um ihn in einem Zug auszutrinken, dann laufe ich weiter, folge meinem eintönigen Parcours.
    Gummibaum … Zeitungstisch … Abfalleimer … Gummibaum … Zeitungstisch … Abfalleimer …
    Nachdem ich mich nun etwas beruhigt habe, brodeln in mir Mordgelüste. Ist sich dieser Kapuzentyp darüber im Klaren, dass er mein Leben zerstört hat? Ist er sich darüber im Klaren, wie wichtig ein Handy ist? Es ist das Schlimmste, was man einem Menschen klauen kann. Das Allerschlimmste.
    Und dabei war es nicht mal ein so tolles Handy. Es war ziemlich altmodisch. Da wünsche ich dem Kapuzenmann viel Glück, wenn er beim Simsen das »B« braucht oder ins Internet will. Ich hoffe, er scheitert kläglich. Dann wird ihm die ganze Sache noch leidtun.
    Baum … Zeitungen … Eimer … Baum … Zeitungen … Eimer …
    Und außerdem hat er meiner Schulter wehgetan. Scheißkerl. Vielleicht könnte ich ihn auf ein paar Millionen Schmerzensgeld verklagen. Falls sie ihn jemals schnappen, was nicht der Fall sein wird.
    Baum … Zeitungen … Eimer …
    Eimer.
    Moment.
    Was ist das?
    Abrupt bleibe ich stehen und starre in den Abfall, frage mich, ob mir hier jemand einen Streich spielt oder ob ich Halluzinationen habe.
    Da liegt ein Telefon.
    Da unten im Eimer. Ein Handy.
    1 Sein Spezialgebiet ist Kultureller Symbolismus. Ich habe sein Buch Die Philosophie des Symbolismus überflogen, gleich nach unserem zweiten Date, und dann habe ich so getan, als hätte ich es schon vor Urzeiten gelesen, rein zufällig, aus Vergnügen. (Was er mir, ehrlich gesagt, keinen Augenblick geglaubt hat.) Entscheidend ist aber, dass ich es gelesen habe. Und was mich am meisten dabei beeindruckt hat: Es gab so viele Fußnoten! Darauf fahr ich voll ab. Sind die nicht praktisch? Man klemmt sie einfach irgendwo dazwischen und sieht sofort schlau aus.
    Magnus sagt, Fußnoten sind für Dinge, um die es einem eigentlich nicht geht, die aber trotzdem von Interesse sind. Okay. Das hier ist meine Fußnote zum Thema »Fußnoten«.
    2 Was ich eigentlich nie sage. Genau wie Humphrey Bogart nie gesagt hat: »Spiel’s noch einmal, Sam.« Das ist ein moderner Mythos.
    3 Natürlich stand das Hotel nicht in Flammen. Ein Kurzschluss hatte den

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