Kein Lebenszeichen
wieder heißen?«
Doch der Ghost drehte sich um und ging. McGuane senkte den Blick und öffnete seine Hand.
Darin lag Tanners goldener Ring und funkelte im Sonnenlicht.
7
Nach dem Treffen mit dem stellvertretenden Direktor Pistillo sprangen Squares und ich in den Bus. »Zu dir?«, fragte er.
Ich nickte.
»Erzähl«, sagte er.
Ich berichtete über mein Gespräch mit Pistillo.
Squares schüttelte den Kopf. »Albuquerque. Ein widerliches Kaff, Mann. Warst du schon mal da?«
»Nein.«
»Du bist mitten im Südwesten, aber irgendwie kommt einem da alles vor wie Pseudo-Südwesten. Als hätte Disney das Ganze nachgebaut.«
»Ich werd’s mir merken, Squares, danke.«
»Wann ist Sheila da eigentlich hingefahren?«
»Weiß ich nicht«, sagte ich.
»Dann denk nach. Wo wart ihr letztes Wochenende?«
»Ich war bei meinen Eltern.«
»Und Sheila?«
»Angeblich in der Stadt.«
»Hast du sie angerufen?«
Ich überlegte. »Nein, sie hat mich angerufen.«
»Rufnummernanzeige?«
»Die Nummer war unterdrückt.«
»Kann jemand bestätigen, dass sie in der Stadt war?«
»Glaub ich nicht.«
»Sie könnte also in Albuquerque gewesen sein«, sagte Squares.
Ich dachte darüber nach. »Es gibt andere Erklärungen«, sagte ich.
»Zum Beispiel?«
»Dass die Fingerabdrücke alt sind.«
Squares runzelte die Stirn, ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
»Vielleicht«, fuhr ich fort, »ist sie vor einem Monat, oder was weiß ich, vor einem Jahr in Albuquerque gewesen. Wie lange halten sich Fingerabdrücke eigentlich?«
»’ne ganze Weile, glaub ich.«
»Dann war’s das vielleicht«, sagte ich. »Oder ihre Fingerabdrücke waren auf, na sagen wir, einem Möbelstück – einem Stuhl oder so – und diesen Stuhl hat jemand von New York nach New Mexico gebracht.«
Squares rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Ist ziemlich weit hergeholt.«
»Aber nicht unmöglich.«
»Ja, schon. Aber warte, vielleicht hat sich auch jemand ihre Finger ausgeborgt. Klar, und sie übers Wochenende mit nach Albuquerque genommen.«
Ein Taxi schnitt uns. Wir bogen rechts ab und wären fast in eine Menschengruppe hineingefahren, die gut einen Meter vor dem Bordstein stand. New Yorker machen das immer so. Keiner wartet auf dem Gehweg, bis die Ampel grün wird. Sie stellen sich in den Rinnstein und riskieren ihr Leben, um irgendwie einen vermeintlichen Vorsprung rauszuschlagen.
»Du kennst Sheila doch«, sagte ich.
»Stimmt.«
Ich brachte die Worte nur schwer über die Lippen, doch was sollte ich machen? »Glaubst du wirklich, dass sie eine Mörderin ist?«
Squares schwieg. Eine Ampel wurde rot. Er bremste, und als der Wagen stand, sah er mich an.
»Das klingt jetzt schon wieder fast so wie damals bei deinem Bruder.«
»Ich sage nur, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt, Squares.«
»Und ich sage nur, dass du sie nicht mehr alle hast.«
»Soll heißen?«
»Scheiße, ein Stuhl? Ist das dein Ernst? Gestern Nacht hat Sheila geheult und dir gesagt, dass es ihr Leid tut – und puff, am Morgen ist sie verschwunden. Jetzt erzählt uns das FBI, ihre Fingerabdrücke wären am Tatort eines Mordes gefunden worden. Und was fällt dir dazu ein? Dämliche Stuhltransporte und längst vergangene Besuche.«
»Das heißt aber nicht, dass sie jemand umgebracht hat.«
»Es heißt«, sagte Squares, »dass sie irgendwas damit zu tun hat.«
Das musste ich erst einmal verarbeiten. Ich lehnte mich zurück und starrte aus dem Fenster ins Nichts.
»Fällt dir was dazu ein, Squares?«
»Absolut nicht.«
Wir fuhren weiter.
»Ich liebe sie, weißt du?«
»Ich weiß«, sagte Squares.
»Im besten Fall hat sie mich nur belogen.«
Er zuckte die Achseln. »Es gibt Schlimmeres.«
Ich überlegte. Ich dachte an unsere erste gemeinsame Nacht. Wir hatten im Bett gelegen, Sheilas Kopf auf meiner Brust, ihr Arm um mich geschlungen. Ich hatte eine ungeheure Zufriedenheit verspürt, alles war so friedlich gewesen, und die ganze Welt schien in Ordnung zu sein. Wir hatten einfach so dagelegen. Wie lange, weiß ich nicht mehr. »Keine Vergangenheit«, hatte sie leise, fast zu sich selbst, gesagt. Ich hatte sie gefragt, was sie damit sagen wollte. Sie hatte sich nicht gerührt, sondern den Kopf einfach mit abgewandtem Gesicht auf meiner Brust liegen lassen. Und sie hatte nicht geantwortet.
»Ich muss sie finden«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Willst du mir helfen?«
Squares zuckte die Achseln. »Ohne mich wirst du’s kaum schaffen.«
»Das wäre
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