Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
mit den Zähnen. »Warst du Belindas Liebhaber?«
»Nein …« Er streichelte mit den Daumen ihre Wangen. »Sie war in meinem Zimmer, aber ich habe das Ganze gestoppt. Ich wollte nicht …«
»Sie hat den Brief geschrieben! Damit ich zu dir fuhr und du mich vernaschen konntest!«
»Ja. Aber was in jener Nacht passiert ist, geht nur dich und mich etwas an.«
»Du lügst!« Sie trommelte mit den Fäusten auf seinen Brustkorb ein. »Versuch nicht, mir weiszumachen, du hättest mich verführt, weil du dich Hals über Kopf in mich verliebt hättest.«
Er packte ihre Handgelenke. »Flower, was bedeutet schon Verliebtsein oder Liebe? Ich mag dich. Ich …«
»Halt endlich die Klappe!« Sie versuchte sich von ihm loszureißen. »Ich war in dich verliebt und will deinen Mist nicht hören. Lass mich los!«
Er lockerte seine Umklammerung und gab sie frei. Sie rappelte sich auf. Die nassen Haare klebten ihr im Gesicht, und sie zischte aufgebracht: »Wenn du mir helfen willst … sag Lynn Bescheid. Und dann … halt mir Belinda vom Hals. Nur für eine Stunde. Lenk sie vorübergehend von mir ab.«
»Flower …«
»Keine Ausflüchte, du mieser Schuft. Den einen Gefallen wirst du mir doch wenigstens tun können.«
Sie standen im Regen, aufgebracht wie zwei Kampfhähne, ihre Haare tropfnass. Er nickte und wandte sich in Richtung Haus.
Lynn stellte keine Fragen und fuhr Fleur nach Hause. Sie wollte ihre Freundin nicht allein lassen, aber Fleur beteuerte, sie ginge direkt ins Bett. Kaum dass Lynn weg war, warf sie jedoch hastig ein paar Sachen in ihren größten Koffer, riss sich das ruinierte Abendkleid vom Leib und stieg in eine Jeans. Jake und Belinda hatten sie nur benutzt … Und sie hatte es ihnen obendrein noch leicht gemacht. Ob sie ihren Plan wohl nach einer heißen Liebesnacht ausgeheckt hatten? Jake hatte so getan, als wäre zwischen ihm und Belinda nie etwas gewesen, aber das konnte er seinem Friseur erzählen. Ihr war plötzlich sterbensübel zumute.
Sie schloss den Koffer, rief am Flughafen an und buchte den nächsten Flug nach Paris. Jetzt blieb ihr nur noch eins zu tun …
Jake hielt Wort. Er lenkte Belinda ab, die auf der Party hektisch nach ihrer Tochter Ausschau hielt. Ihre Panik wuchs, als sie zu Hause entdeckte, dass der Porsche weg war. Sie lief in Fleurs Zimmer und stieß auf ein Chaos. Die klitschnasse ägyptische Robe lag auf dem Boden. Sie hob sie auf und drückte sie an ihre Wange. Natürlich war Fleur sauer auf sie, aber sie würde zurückkommen. Sie brauchte bloß ein bisschen Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hätte. Sie und Fleur waren unzertrennlich. Alle wussten, dass ihre Beziehung über das Mutter-Tochter-Verhältnis hinausging. Sie waren die besten Freundinnen.
Im Bad brannte Licht. Belinda lief hin, um es auszuschalten.
Dabei fiel ihr Blick auf die Schere, die in dem weißen Waschbecken lag. Dann entfuhr ihr ein gedämpfter Entsetzensschrei. Ein Haufen nasser, blonder Haarsträhnen bedeckte den Boden.
Jake fuhr ziellos durch die Gegend. Er versuchte sich abzulenken, aber die erstickende Enge in seinem Brustkorb ließ sich nicht verscheuchen. Als Fleur an jenem Abend bei ihm aufgetaucht war, hätte er sie abwimmeln müssen. Aber er war am Ende gewesen, ausgepowert, hatte keine Willenskraft mehr gehabt. Und sie hatte umwerfend ausgesehen. Unwiderstehlich …
Er ließ die Randgebiete hinter sich, fuhr durch die nassen, nächtlich einsamen Straßen ins Herz von L. A. Streifte das arg in Mitleidenschaft gezogene Jackett ab. Sie war bildschön. Sinnlich, erregend … Er hatte ihr beim ersten Mal wehgetan, trotzdem war sie bei ihm geblieben, hatte ihm vertraut.
Der Spielplatz lag am Ende einer verwahrlosten Stra ße, die von Müll und verlorenen Träumen gesäumt war. An der Strickleiter fehlten die Holzverstrebungen, an der Schaukel der Sitz. Ein einziges Flutlicht erhellte das Brett mit dem verrosteten Korbrahmen und den Resten eines zerrissenen Netzes. Er parkte den Wagen und angelte den Basketball vom Rücksitz. Sie war vertrauensselig wie ein Kind. Ein Kind, das die Härten des Lebens nicht kannte, um daran zu wachsen.
Aber dieses Mal hatte es sie mit voller Härte erwischt. Auf dem Weg auf die andere Straßenseite, wo der Spielplatz lag, trat er in eine Schlammpfütze. Die leidige Geschichte mit ihm hatte ihr bestimmt die Augen geöffnet.
Er dribbelte den Ball über den rissigen Asphalt. Versuchte das Bild auszublenden, wie sie bei Kerzenschein in seiner Badewanne gelegen
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