Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
hatte. Schön, sinnlich, verträumt. Er durfte nicht darüber nachdenken, was er ihr angetan hatte.
Er steuerte in Richtung Korb und warf den Ball. Der Rand vibrierte, und seine Hand berührte den Korb, während die Menge vor Begeisterung raste. Er musste es ihnen beweisen, sein ganzes Können zeigen, damit sie so laut schrien, dass er nichts anderes mehr hörte, schon gar nicht die hässliche Stimme in seinem Kopf.
Er rannte an einem Gegner vorbei, brachte den Ball zur Mitte. Dribbelte nach rechts, nach links, setzte zu einem kurzen Schuss an. Die Menge tobte, skandierte seinen Namen. Doc! Doc! Doc!
Er schnappte sich den Ball und entdeckte Kareem vor sich, der ihn schon erwartete. Kareem, eine eiskalte Killermaschine, mit einem Gesicht, das ihn in seinen Albträumen verfolgte. Ein angetäuschter Pass. Er schwenkte nach links, aber Kareem war kein Mensch. Kareem war eine Maschine, die Gedanken lesen konnte. Spontan, ehe er sie in deiner Miene registrierte, wusste er um deine dunklen Geheimnisse. Jetzt.
Er wirbelte nach rechts, sprang, flog durch die Luft … Menschen können nicht fliegen, aber ich kann es … An Kareem vorbei … in die Stratosphäre … Treffer!
Doc! Die Zuschauer waren aufgesprungen. Doc! kreischten sie.
Kareem sah ihn an, und sie akzeptierten sich im Stillen mit dem tiefen Respekt, der zwischen Legenden existierte. Dann war der Moment vorbei, und sie waren wieder Gegner.
Der Ball unter seinen Fingerspitzen lebte. Er dachte nur an den Ball. Es war eine heile Welt. Eine Welt, wo ein Mann ein Held sein durfte und sich deswegen nicht schämen musste. Eine Welt mit eindeutigen Bezügen, die richtig oder falsch signalisierten. Eine Welt ohne Schwächlinge und gebrochene Herzen.
Jake Koranda. Schauspieler. Drehbuchautor. Gewinner des Pulitzer-Preises. Wie gern hätte er das alles aufgegeben und seine Fantasien gelebt. Sich vorgestellt, er wäre Julius Erving, der scheinbar über den Platz schwebte, in die Wolken sprang, der höher, weiter, schneller flog als jeder Normalsterbliche. Der es mit dem Ball zu Ruhm brachte. Ja.
Der Jubel der Menge verebbte, und er stand allein in einem See aus milchigem Licht vor den Trümmern seines Lebens.
15
Auf dem Flug nach Paris versuchte Fleur zu schlafen, aber sobald sie die Augen schloss, hörte sie Jake und Belinda. Vögel meine Tochter, Koranda, damit sie sich ihre Filmkarriere nicht vermasselt.
»Mademoiselle Savagar?« Ein livrierter Chauffeur trat zu ihr, als sie am Flughafen Orly vor dem Gepäckband stand. »Ihr Vater erwartet Sie.«
Sie folgte ihm durch das belebte Terminal zu einer geparkten Limousine. Er hielt ihr die Wagentür auf, sie glitt hinein und in Alexis Arme. » Papa.«
Er zog sie an sich. »So, chérie , hast du dich endlich entschieden, zu mir nach Hause zu kommen.«
Sie vergrub ihr Gesicht in seinem teuren Sakkostoff und fing an zu weinen. »Es war grässlich. Ich war so dumm.«
»Aber, aber, enfant . Beruhige dich. Alles wird gut.«
Er streichelte sie, und es war so tröstlich, dass sie die Augen schloss.
Nach ihrer Ankunft begleitete Alexi sie auf ihr Zimmer. Sie bat ihn, bei ihr zu bleiben, bis sie einschliefe, und er setzte sich an ihr Bett.
Es war schon spät, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Eine Hausangestellte servierte ihr Kaffee im Esszimmer und zwei Croissants, die sie wegschob. Ihr war der Appetit bis auf Weiteres vergangen.
Alexi gesellte sich zu ihr, neigte sich über sie und küsste sie auf die Wange. Stirnrunzelnd registrierte er, dass sie Jeans und einen schlichten Pullover trug. »Hast du nichts anderes mitgebracht, chérie ? Dann besorgen wir dir heute ein paar neue Sachen.«
»Ich habe genug dabei, aber noch nicht die Energie aufgebracht, alles auszupacken.« Er war unzufrieden mit ihrem Äußeren, und sie ärgerte sich, dass sie sich nicht mehr Mühe gegeben hatte.
Er musterte sie kritisch. »Und deine Haare? Wie konntest du dir so etwas antun? Du siehst aus wie ein Junge.«
»Es war ein Abschiedsgeschenk für meine Mutter.«
»So, so. Dann werden wir uns heute um einen anständigen Haarschnitt kümmern.«
Er winkte der Hausangestellten, die ihm Kaffee eingoss. Dann nahm er sich eine Zigarette aus dem silbernen Etui, das er in der Brusttasche seines Anzugsjacketts trug. »Und jetzt erzähl mir, was passiert ist.«
»Hat Belinda dich angerufen?«
»Mehrmals. Sie ist völlig außer sich. Ich hab ihr erzählt, du wolltest auf die griechischen Inseln, hättest mir aber nicht gesagt, auf
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