Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
welche genau. Zudem hab ich ihr erklärt, sie soll dich in Ruhe lassen.«
»Das heißt, sie fliegt nach Griechenland.«
» Naturellement. «
Eine Pause schloss sich an. Schließlich fragte Alexi: »Hat diese ganze Geschichte mit einem bestimmten Schauspieler zu tun?«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, lückenlos alles in Erfahrung zu bringen, was meine Familie betrifft.«
Sie blickte in ihre Kaffeetasse, bemüht zu verbergen, dass ihre Augen verräterisch feucht wurden. Sie hatte den schmerzvollen Kummer und das Weinen so satt! »Ich habe mich in ihn verliebt«, murmelte sie. »Wir haben miteinander geschlafen.«
»Logisch.«
Sie konnte ihre Bitterkeit nicht verhehlen. »Meine Mutter war vor mir mit ihm intim.«
Zwei dünne Rauchfäden entwichen Alexis Nasenlöchern. »Auch logisch. Tut mir leid, aber deine Mutter erliegt nun einmal dem Charme jeden Filmstars.«
»Sie hatten gemeinsam einen Plan ausgeheckt.«
»Und?«
Alexi hörte aufmerksam zu, derweil Fleur die Unterhaltung wiedergab, die sie zwischen Jake und Belinda belauscht hatte. Als sie geendet hatte, meinte er: »Die Motive deiner Mutter sind einleuchtend, aber was ist mit deinem Lover?«
Sie zuckte zusammen bei seiner Wortwahl. »Seine Motive sind kristallklar. Dieser Film bedeutete ihm alles. Die Liebesszene musste funktionieren. Als es mit mir nicht klappte, sah er das ganze Projekt gefährdet.«
»Schade, chérie , dass du kein besseres Händchen bei deinem ersten Lover hattest.«
»Offenbar bin ich keine besonders gute Menschenkennerin.«
Er lehnte sich gegen den Stuhlrücken und schlug die Beine übereinander. Was bei anderen Männern weibisch ausgesehen hätte, wirkte bei Alexi maskulin-elegant. »Ich hoffe, du bleibst eine Weile bei mir. Es ist gewiss das Beste für dich.«
»Eine Zeit lang bestimmt. Bis ich mich neu orientiert habe. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet, chérie . Und würde mich freuen.« Er stand auf. »Ich möchte dir etwas zeigen. Irgendwie fühle ich mich wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum.«
»Was ist es denn?«
»Komm mit.« Sie folgte ihm durch das Haus und den Park zum Museum. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete. »Schließ die Augen.«
Sie gehorchte. Er schob sie in das kühle, leicht muffige Museumsinnere. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sie ihren Bruder kennen gelernt. Ob ihr Vater Michel jemals hier erwischt hatte? Sie traute sich nicht zu fragen.
»Es war ein glücklicher Zufall«, sagte Alexi eben. »Ich bin am Ziel meiner Träume.« Sie hörte, wie er einen Lichtschalter betätigte. »Und jetzt Augen auf, chérie .«
Bis auf einige wenige Strahler in der Mitte des Raums war es dunkel. Sie erhellten die Plattform, die bei ihrem letzten Besuch noch leer gewesen war. Jetzt stand darauf das faszinierendste Automobil, das Fleur je gesehen hatte. Es schimmerte in edlem Schwarz, hatte ein gefälliges Design mit einer endlos langen Motorhaube, die wie die Karikatur eines Millionärsschlittens anmutete. Sie hätte den Wagen überall wiedererkannt. Ein gedämpfter Aufschrei entfuhr ihr. »Es ist der Royale. Du hast ihn aufgespürt!«
»Ich hatte ihn seit 1940 nicht mehr gesehen.« Er wiederholte die Geschichte, die er ihr schon so oft erzählt hatte. »Wir waren zu dritt, chérie . Wir fuhren ihn irgendwo tief in das Pariser Kanalnetz und packten ihn in Stroh und Segeltuch. Während des Krieges war ich nie mehr dort, aus Furcht, verfolgt zu werden. Dann, als ich nach der Befreiung hinging, war der Wagen fort. Die beiden anderen Männer waren in Nordafrika gefallen. Inzwischen denke ich, dass die Deutschen ihn fanden. Ich brauchte über dreißig Jahre, um ihn ausfindig zu machen.«
»Und wie hast du das geschafft?«
»Jahrzehntelange Nachforschungen an den richtigen und den falschen Stellen.« Er zog ein Taschentuch aus seiner Brusttasche und entfernte ein imaginäres Stäubchen von dem glänzenden Lack. »Wie dem auch sei, entscheidend ist, dass ich jetzt die weltweit bedeutendste Sammlung von pur sang Bugattis besitze, und der Royale ist das Kronjuwel.«
Eine ganze Weile später, nachdem er ihr den Bugatti ausgiebig vorgeführt hatte, ging Fleur auf ihr Zimmer, wo der Friseur wartete. Er schnitt ihr das Haar bleistiftkurz und erklärte ihr, mehr könne er nicht tun, es müsse erst wieder wachsen. Sie sah entsetzlich aus, wie eine Strafgefangene: mit riesigen, von dunklen
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