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Kein Paar wie wir

Titel: Kein Paar wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Rathgeb
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Straßen zu gehen, dachte sie. Wir waren frei. Wir waren in New York.
    »Uns machte das nichts aus«, sagte Vika. »Wir hatten uns rasch daran gewöhnt. Wir beachteten ihre Blicke nicht.«
    »Was sie sich wohl dabei dachten?«
    »Was sollten sie sich schon dabei denken.«
    Dass auch wir noch einen Mann finden würden, dass auch wir noch unter die Haube kommen würden, dachten sie. Aber da täuschten sie sich. Wir blieben zusammen.
    An jenem Abend fragte Vika ihre Schwester, ob sie schon einmal mit einem Mann ins Bett gegangen wäre.
    »Ja, sagte ich. Und du warst überrascht, als wäre das so absurd, dass ich mit einem Mann ins Bett ging.«
    Als sei ich keine Frau, dachte Ruth. Frauen wollen mit Männern ins Bett gehen, auch wenn es immer heißt, dass nur die Männer mit den Frauen ins Bett gehen wollen, dass sie nichts anderes im Kopf hätten, als eine Frau ins Bett zu bekommen. Aber auch Frauen möchten mit einem Mann ins Bett gehen und Sex haben.
    »Ich fragte dich, wie es gewesen sei, und du sagtest, so wie es eben sei«, sagte Vika.
    Was sollte ich mit dieser Antwort anfangen?, dachte sie. Du wolltest nicht darüber sprechen, als sei das dein Geheimnis oder als wäre dir unangenehm, darüber mit mir zu reden. Aber ich wollte unbedingt wissen, was vorgefallen war und was du dabei empfunden hattest. Ich war neugierig.
    Sie waren jung und aufgeregt, sie hatten sich schick gemacht und saßen in einem auch für ihre Verhältnisse viel zu vornehmen Restaurant, und die Aufregung wurde durch Vikas Frage noch gesteigert.
    »Aber wie ist es genau?«, fragte Vika. »Möchtest du es mir nicht sagen? Wir haben doch keine Geheimnisse voreinander. Warum hättest du nicht einmal mit einem Mann ins Bett gehen sollen. Alle Frauen gehen mit Männern ins Bett.«
    »Es ist nicht so, wie sie immer sagen.«
    »Sie? Wen meinst du damit? Und wie ist es dann, wenn es nicht so ist, wie sie immer sagen? Hast du mit anderen darüber gesprochen?«
    »Es ging alles sehr schnell«, sagte Ruth. »Das heißt, für mich ging es sehr schnell, als hätten wir uns keine Zeit lassen können. Dabei lag die ganze Nacht vor uns. Männer sind da anders. Sie beeilen sich, um zu kriegen, was sie brauchen. Sie zögern nicht, sie holen es sich einfach.«
    Sie schwieg und legte die Hände ineinander.
    »Und du?«, fragte sie. »Hattest du schon einmal Sex mit einem Mann?«
    Sie glaubte keine Sekunde daran, dass Vika mit einem Mann im Bett gewesen sei. Sie versuchte den Spieß umzudrehen, sie wollte nicht darüber reden, wie es damals für sie gewesen war.
    »Noch nicht«, antwortete Vika nüchtern.
    »Und möchtest du?«
    Vika zuckte mit den Schultern und senkte den Blick, sie wollte sich aus einem Gespräch über sich herausziehen. Sie mochte nicht über sich sprechen. Sie wollte herausfinden, was Ruth damals empfunden hatte, und schlug einen Umweg ein, um ans Ziel zu gelangen
    »Wer war der Mann?«, fragte sie.
    »Du kennst ihn nicht.«
    »Und wann ist es passiert?«
    »In dem ersten Jahr, das ich hier verbrachte.«
    »Du warst allein«, sagte Vika. »Du wirst dich einsam und verlassen gefühlt haben. Ich war nicht bei dir. Wir waren immer zusammen gewesen. Auch mir fiel es schwer, ohne dich zu sein.«
    »Vielleicht war ich zu einsam«, sagte Ruth.
    »Du weißt es nicht?«
    Sie schwiegen. Vika schaute ihre Schwester an. Ruth ließ ihren Blick auf ihren Händen ruhen, als stände dort, wie es gewesen war und was sie ihrer Schwester jetzt sagen sollte.
    »Ich wollte wissen, wie es ist«, sagte sie dann.
    »Ach.«
    »Ich hatte Lust«, sagte Ruth und sah Vika in die Augen. »Verstehst du nicht? Der Sex spielt im Leben aller, ob Männer oder Frauen, eine so große Rolle. Schau dir an, wie die Frauen sich zurechtmachen, wie viel Zeit sie darauf verwenden, gut auszusehen, wie wichtig es ihnen ist, dass sie attraktiv sind. Sie möchten den Männern gefallen. Sie versuchen, die Blicke der Männer auf sich zu ziehen, sie möchten die Männer verführen, sie hoffen, unwiderstehlich zu sein. Darum geht es doch die ganze Zeit, auch später noch, dass die Frau einen Mann zu sich hinzieht und ihn bei sich behält. Schau dich um, schau dir die Pärchen an.«
    Lass uns von etwas anderem reden, dachte sie. Du wirst solche Nächte nicht erleben. Du bist die Vernünftige von uns beiden. Du machst dir und anderen nichts vor. Dein Blick ist klar und unbestechlich. Du lässt dich nicht gehen, du wirst niemals die Kontrolle über dich verlieren. Du möchtest wissen, was geschehen

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