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Kein Paar wie wir

Titel: Kein Paar wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Rathgeb
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ich, dass ihnen in der Welt der Männer und Familien nichts anderes übrigbleibt, als sich den Männern zu fügen, sich ihnen hinzugeben. Sie haben keine andere Chance. Die schönen Frauen gehen den Männern zuerst in die Fänge, weil sie in sich selbst verliebt sind, weil sie die Blicke der Männer brauchen wie einen Spiegel.«
    »So ist es nicht bei allen.«
    »Bei fast allen.«
    »Bei uns ist es anders«, sagte Vika.
    Zu unserem Glück, dachten sie.
    Zwei Stunden später liefen sie die Straße entlang, winkten ein Taxi heran und ließen sich nach Hause fahren. Im Rückspiegel sah der Taxifahrer zwei Frauen, beide um die dreißig Jahre alt, die eine war elegant und schön, die andere war klein und schmächtig und machte einen energischen Eindruck. Sie saßen eng aneinander geschmiegt und hielten sich, was der Taxifahrer nicht sehen konnte, an den Händen. Sie sahen aus wie Kinder, die sich verlaufen hatten. Sie dachten daran, dass sie morgen zum ersten Mal wieder zu den Eltern fliegen würden. Der Gedanke schnürte ihnen die Kehle zu. Der Taxifahrer begann zu summen, als wollte er den beiden Frauen gut zusprechen.

19
    Meine Liebe, mir geht es gut , ich kann nicht klagen. Die Kleider sind mir zu groß geworden, sie hängen an mir herunter. Früher war ich zu dick, jetzt nehme ich ab. Sie zwingen mich nicht zu essen, wenn ich keinen Hunger habe und den Teller von mir wegschiebe. Sie achten nur darauf, dass ich genug trinke. Sie müssen mehr trinken, sagen sie und gießen mir Wasser in ein Glas, so wie du mich immer dazu ermahnt hast. Du fehlst mir sehr. Mit wem sollte ich hier reden. Ich sage den Tag über kaum ein Wort, was gäbe es auch mitzuteilen. Sie wünschen mir einen guten Morgen, und ich nicke mit dem Kopf. Sie wünschen mir eine gute Nacht, und ich lächle still vor mich hin. Wenn sie mich fragen, ob ich etwas brauche, schüttle ich nur den Kopf. Sie können dich mir nicht zurückgeben. Sie wissen nichts von uns beiden, sie kennen dich nicht. Sie denken, ich wäre ganz allein, weil ich mich kaum zu den anderen Frauen setze. Ich habe ihnen nichts von dir erzählt. Unser Leben geht sie nichts an. Sie könnten es sich nicht vorstellen. Manchmal schauen sie mich verwundert an und lächeln mir zu, vielleicht bewege ich die Lippen, wenn ich still mit dir rede, während wir alle am Tisch sitzen und essen. Ich bin gerne allein, sage ich, wenn sie mich fragen, ob ich nicht zu den anderen Frauen gehen möchte, die Karten spielen oder nur zusammensitzen und sich unterhalten. Aber ginge ich zu ihnen, müsste ich mich von dir trennen, ich kann dich ja nicht zu ihnen mitnehmen, und dann säße ich bei den anderen, und sie würden denken, dass ich nicht mehr alleine sei, während ich mich doch gerade dann allein gelassen und verlassen fühlen würde. Ich sage also, dass ich lieber in mein Zimmer gehe, als mich zu den anderen zu setzen, oder ich suche mir einen Platz im Innenhof, etwas abseits von den anderen, und schaue in die Bäume und höre den Tauben zu. Wusstest du, was die Tauben sagen, wenn sie gurren? Sie sagen: » Don’t break the rule, don’t break the rule.« Du musst einmal darauf achtgeben. Mir ist es erst hier aufgefallen, dabei hörten wir ihr Gurren all die Jahre, die wir in unserem Appartement wohnten. Ich schlafe nicht mehr so gut wie früher. Ich wache in der Nacht auf und schaue mich um, ob der Tod irgendwo steht und mich beobachtet, und ich denke an die Nacht, in der du mir genommen wurdest. Ich liege wach im Bett und lausche auf jedes Geräusch. Manchmal höre ich die Blätter der Bäume rauschen, manchmal höre ich den Regen auf die Steine fallen. Ich habe Angst, aufzustehen und hinauszusehen in die Dunkelheit, als glaubte ich an Gespenster. Weißt du noch, wie mich die Jackie auf der Fifth Avenue ansprach? Einmal in der Woche müssen wir uns baden. Sie helfen mir, mich auszuziehen, und sie helfen mir, in die Wanne zu steigen. Sie waschen mir die Haare, sie schneiden mir die Nägel. Ich zucke zusammen, sobald sie mich berühren. Wie oft hielten wir uns an den Händen, wenn wir auf dem Sofa saßen. Ich sage ihnen, dass sie mir nicht helfen müssen, aber sie lächeln nur, schütteln den Kopf und machen ihre Arbeit. Sie meinen es gut mit uns. Sie sind voll Nachsicht, Demut und Nächstenliebe, dabei sind einige der Pflegerinnen jung. Ich würde verstehen, wenn sie mit uns Alten ungeduldig würden. Sie sind Christen, sie rennen nicht ihrem Glück hinterher, sie trauen dem verführerischen Glanz des

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