Kein Pfund zu viel!
wohl wieder einmal etwas nicht mitbekommen hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht die Kartoffeln, sondern das Gemüse weitergegeben hatte und ihn deshalb alle ansahen.
„Bist wohl wieder in Gedanken, was?“, lächelte ihn Tarek an.
Achselzuckend tauschte er die Schüsseln aus und wollte sich gerade wieder in sein Schneckenhaus zurückziehen, als sich Tarek erneut an ihn wendete.
„Wo arbeitest du eigentlich im Moment?“
„Nirgends, hab noch nichts gefunden“, murmelte er und sah aus dem Augenwinkel, wie sich die Eltern bedeutsam ansahen. Er wusste, dass sie sich darüber ärgerten, dass er einfach seinen Weg nicht fand, wie sie es so schön auszudrücken pflegten.
„Du könntest in zwei Wochen bei mir anfangen“, schlug Tarek vor.
„Mal sehen“, antwortete er ausweichend.
Zum Glück waren seine Eltern gerade in eine Diskussion mit Andri vertieft, ansonsten hätten sie bestimmt wieder auf ihn eingeredet, dieses Angebot anzunehmen. Er war sich jedoch nicht sicher, ob es eine gute Idee war bei seinem Bruder zu arbeiten. Einerseits wollte er sich nicht Andris Goodwill aussetzen, andererseits war es auch nicht leicht, als Bruder des Chefs mit den anderen Mitarbeitern auszukommen, die dann stets der Meinung waren, dass er bevorzugt würde.
Endlich löste sich die Essensrunde auf und die Gruppe zerstreute sich. Während sich Federicos Mutter dem Abwasch zuwandte - sie liess niemanden an ihr Sonntagsgeschirr, weshalb keiner helfen durfte oder musste - setzte sich sein Vater mit Andri und Tarek ins Wohnzimmer, um über die letzten Resultate der Bundesliga zu diskutieren.
Federico griff sich seine Jacke und schlich in den Garten, wo er sich eine Zigarette ansteckte und den Rauch tief einsog. Langsam liess er diesen durch Nase und Mund entweichen und schloss dabei die Augen.
„Ich wusste gar nicht, dass du rauchst?“, wurde er in diesem Moment von Tarek angesprochen.
Verwirrt sah sich Federico um, denn er hatte den Russen nicht kommen hören. „Tja, man kann auch nicht alles wissen, nicht wahr?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, weshalb er auch keine Antwort erwartete.
Tarek nickt und fragte wenig später: „Willst du nun den Job oder nicht?“
„Eher nicht.“
„Warum nicht?“
Es ärgerte Federico, dass Tarek stets seine Entscheidungen hinterfragte, denn das hatte er schon immer getan, obwohl ihn das nun wirklich nichts anging. Irgendwie benahm dieser sich weit mehr wie ein grosser Bruder, als Adndri es tat.
„Ich finde es keine gute Ide e, bei meinem Bruder zu arbeiten“, sagte er gereizt und hoffte, dass damit das Thema endlich gegessen war.
„Ok ay, das kann ich verstehen. Aber bei dem Job, den ich dir anbiete, würdest du für mich und nicht direkt für Andri arbeiten“, erklärte Tarek und sah ihn unvermittelt an. Als Federico keine Anstalten machte zu antworten, fuhr er fort. „Wie machen nächsten Monat ein Bistro auf. Während Andri im alten Laden die Geschäftsleitung macht, übernehme ich diese in dem neuen. Ich bin immer noch dabei, das Personal zusammenzustellen.“
„Ich dachte, dass ihr eure Angestellten immer sehr sorgfältig aussucht und auf bestmögliche Qualifikation achtet.“
„Eben. Ich wäre froh, wenn ich jemanden im Team hätte, von dem ich weiss, dass ich mich auf ihn verlassen kann.“
Zweifelnd blickte Federico Tarek an. „Ich glaube nicht, dass ich dafür der Richtige bin. Ich habe noch nie im Service gearbeitet.“
„Man kann alles lernen, wenn man nur will“, entgegnete Tarek und sah ihn auffordernd an. „Komm schon, versuch es doch wenigstens. Kann doch nicht mehr als schiefgehen, oder?“
Schiefgehen? Wann war denn bei ihm je etwas ohne Probleme verlaufen? Irgendwie lagen auf seinem Lebensweg immer Steine herum, über die er stolperte. Die schulischen Leistungen waren lediglich mittelmässig und sein Aussehen war noch um einiges mehr unter dem Mittelmass anzusetzen. Mit solchen Grundvoraussetzungen konnte man wohl wirklich nicht davon ausgehen, auf der Seite der Gewinner zu stehen. Trotzdem würde das Angebot von Tarek zumindest ein eigenes Einkommen nach sich ziehen, was Federico schliesslich die Möglichkeit verschaffte, nicht länger abhängig von seinen Eltern zu sein.
„Ok ay. Wir können es ja versuchen. Zumindest das Putzen der Toiletten sollte ich ja hinbekommen“, lenkte er ein und wollte sich eine weitere Zigarette anstecken, die ihm Tarek aber gleich wieder aus dem Mund nahm.
„Du solltest endlich
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