(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
welches verliebte Blicke austauschte und Arm in Arm an mir vorbei schlenderten. „Können sie mich zum Hotel Arthur fahren?“, fragte ich den Taxifahrer des ersten Taxis aus Englisch, kaum dass er die Scheibe herunter gelassen hatte, nachdem ich kurz darauf geklopft hatte. „Natürlich!“, erwiderte dieser mit einem freundlichen Lächeln, worauf ich hinten einstieg. Als der Fahrer den Gang einlegte, hörte ich jemanden an die Scheibe klopfen. Verwundert blickte ich auf. Einer der jungen Männer von eben hatte sein Gesicht fast schon gegen die Scheibe gedrückt. Er hielt sich den Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand vor sie Lippen, gespreizt wie ein V und ließ dazwischen seine Zunge auf und ab schnalzen. „Perverses Schwein!“, zischte ich wütend, doch ehe ich die Scheibe herunter lassen konnte, um ihm eine zu scheuern, nahm er die Beine in die Hand und rannte mit seinen Kumpels davon. Ich konnte noch sehen, wie sie ihn wie einen Helden feierten, während das Taxi losfuhr. „Es tut mir leid, für sie, dass man ihnen einen solch schlechten Ruf nachsagt!“, begann der Fahrer plötzlich zu mir zu sprechen, kaum dass wir das Flughafengelände verlassen hatten. „Eilt er mich so voraus?“, war ich gekränkt, von solch einer dreisten Begrüßung, wie eben geschehen. Der Taxifahrer fuhr sich mit einer Hand durch sein grau meliertes Haar, sah über seinen Rückspiegel zu mir und antwortete nach einem nervösen Räuspern „Sie füllen die Medien mit Negativberichten und da Ville Lenjo morgen heiraten wird, schüren die Berichterstatter Erstrecht Kohlen ins Feuer!“ Ich wollte im Boden versinken und nie mehr auftauchen, doch ehe ich mich in meinen Gedanken verlieren konnte, brachte mich eine Frage völlig aus dem Konzept „Welchen Anlass haben sie, hier so plötzlich aufzukreuzen? Wollen sie die Hochzeit verhindern?“ Ich starrte ihn durch den Rückspiegel ertappt an, da ich tatsächlich daran gedacht hatte, diese Hochzeit zu verhindern. Das war wohl mein schlimmster Gedanke. „Ich weiß es nicht!“, gab ich schließlich traurig zurück, doch der Taxifahrer hielt an einer roten Ampel an, drehte sich zu mir herum und sah mich anschätzend an. „Nein, sie sehen nicht aus, wie jemand, der einem den schönsten Tag zerstören könnte!“, schien er sich ganz sicher zu sein, dabei lag er auch verdammt richtig. „Danke!“, so beendete ich das Gespräch in mich gekehrt und wandte meinen Blick auf die an uns vorbei rauschende, von Gebäuden und Bäumen umsäumte Straße hinaus.
Ich stellte mir vor, in einem alten Schwarz-Weiß-Streifen gelandet zu sein und jeden Moment würde der Regisseur Cut rufen. Leider wurde mir diese Ehre nicht zuteil, da sobald das Taxi anhielt, ich wieder in der tristen, gar kalten Realität zurückgekehrt war. „Wir sind da!“, gerade aufmunternde Worte waren das nicht, dennoch war ich dankbar, dass dieser Mann mich nicht, wie andere verurteilt hatte. Schnell holte er noch meinen Koffer aus dem Kofferraum und trug diesen zumindest bis zum Haupteingang des Hotels, was ich ihm mit einem hohen Trinkgeld honorierte „Hier, davon können sie sich ihr Feierabendbier kaufen und danke, dass sie so freundlich zu mir waren!“ Er lachte nur und steckte das Geld ein, doch als ich nur noch meinen Koffer schnappen und hinein laufen wollte, rief er noch „Kopf hoch junge Frau, noch ist nicht alles verloren!“ Ich konnte lediglich nur über seinen Optimismus schmunzeln, wank ihm zum Abschied zu und checkte ein. Zu meinen Erschrecken musste ich feststellen, dass mir genau das Zimmer zugeteilt worden war, welches neben dem gelegen hatte, in welchem ich mit Ville mehr tat, als nur Händchen halten.
Den restlichen Tag über verkroch ich mich regelrecht in meinem Schneckenhaus und hoffte diese wenigen Tage in Helsinki heil zu überstehen.
Die Nacht war alles andere als erholsam, da meine Gedanken ständig um Ville kreisten und um die Erkenntnis nicht unerkannt zu bleiben, falls es je solch einen Moment gegeben hätte, seit ich in Helsinki angekommen war. Mir war übel, mein Kopf schmerzte und das Kleid, welches ich eigentlich zur Trauung tragen wollte, kam mir plötzlich nicht mehr so elegant vor, wie zuvor. Der tiefe V-Ausschnitt vorne und der freie Rücken schrien geradezu nach nuttigem Groupie. Ich fragte mich wirklich, wie ich auf die dumme Idee gekommen war, dieses teure Designerstück zu kaufen. Wären die Verhältnisse anders gewesen, hätte ich sicher atemberaubend darin ausgesehen.
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