Kein Schwein bringt mich um
Irgendwann hatte er beschlossen, solide zu werden, und bei unserer Exekutive angeheuert, KTU . Seit dieser Zeit hatte ich ihn aus den Augen verloren, aber unser gemeinsamer Freund Peter Gurkennase Grabowski hatte ihn in letzter Zeit einige Male beim Billard getroffen. Ronny erinnere sich noch immer gerne an mich und hatte Gurkennase seine Mobilnummer zwecks Weiterleitung gegeben. Ein glücklicher Zufall.
Gesagt, getan. Nach dem dritten Klingeln nahm er ab.
»Sanger.«
»Hi, Ronny. Dieter hier. Alles tutti bei dir?«
Wir tauschten eine Viertelstunde lang unsere unterschiedlichen Lebenswege aus. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder und war im Gegensatz zu vielen Kollegen mit dem Polizeidienst zufrieden. War erfrischend heutzutage, jemanden zu finden, der im Reinen mit sich und seinem Leben war.
Ich trug meine Bitte vor.
»Klar, kein Problem. Was willst du denn wissen?«
»Alles, was du über die Verfasser dieser Schreiben rausbekommen kannst. Ich weià nicht, wie gut du bist.«
»Verdammt gut«, lachte Ronny. Unter mangelndem Selbstbewusstsein hatte er noch nie gelitten.
Ich sprach mit ihm ab, die Schreiben an seine Privatadresse zu schicken. Ronny meinte, dass er bereits übermorgen erste Ergebnisse liefern könne. Versprechen wollte er aber nichts. Wir verabredeten, in nächster Zeit zusammen mit Peter die Essener Kneipen unsicher zu machen. Nach Hochzeit und Flitterwochen.
Jetzt galt es, zu erkunden, was dieses technische Etwas war, das ich an der Decke des »Metropol« entdeckt hatte. Zudem musste ich Herrn Bredenbach einen Besuch abstatten. Ich forschte im Internet nach, und siehe da: Der Herr war sowohl privat mit Ehefrau Regina als auch mit dem Unternehmen Brefrost verzeichnet.
Eine SMS machte durch Piepen auf sich aufmerksam. Karin. »Deine Stiefmutter ist eingetroffen. Sehr nette Frau. Freue mich auf gemeinsame Unternehmungen«. Aha. Aus irgendeinem Grund glaubte ich nicht so recht, dass meine neue Verwandte eine patente Person sein sollte. Zu oft hatte mich die Nannensippe bereits enttäuscht.
Als Nächstes tippte ich die Nummer meines guten Kumpels Peter Grabowski in die Tasten. Er hatte mich bei meinen früheren Fällen oft unterstützt. Sein Leben lavierte ihn von einer prekären Situation in die nächste. Spielschulden, Arbeitslosigkeit, Suff und das Ganze wieder von vorne. Wir kannten uns seit einer halben Ewigkeit und hatten viele lustige, aber auch weniger amüsante Anekdoten gemeinsam durchlebt. Das schweiÃte zusammen.
»Christbäume Grabowski. Alles rund ums Weihnachtsfest«, meldete sich mein Adlatus mit kräftiger Stimme.
»Dieter hier. Neuer Job?«
»Yep.«
»Dir ist aber schon klar, dass zurzeit Frühling ist?«
»War eine Idee vom Arbeitsamt. Mit meiner Biografie kriege ich sowieso keinen Job als Angestellter, meinte der. Wenn ich mich nicht selbstständig mache, würden mir die Bezüge komplett gestrichen. Was blieb mir übrig? So gibt es Förder- und Brückengelder oder wie das heiÃt. Wenn ich scheitere, unterstützt mich wieder Onkel Hartz. So siehtâs aus.«
»Und wieso um alles in der Welt ein Tannenbaumhandel?«
»Die haben mich in einen Crashkurs gesteckt. Einkauf, Marketing, Buchhaltung, der übliche Geschäftskram. Kennst du ja. Am Schluss wurden wir nach unserer Geschäftsidee gefragt. Da kam mir der Geistesblitz, dass Weihnachtskrempel immer gekauft wird. Fand unser Dozent richtig klasse. SchlieÃlich habe ich ja schon genug Erfahrungen als Selbstständiger gesammelt.«
»Aber selten gute, oder?«
»Immerhin kenne ich mich in der Zeitschriften-, Finanzdienstleistungs- und Detektivbranche aus. Das Amt hat recht. Ich bin der geborene Selbstständige. Kann mich auch schlecht unterordnen.«
»Aber die Jobs hast du doch höchstens zwei Monate durchgehalten!«
»Dieses Mal wird alles anders. In der Spielhalle habe ich nämlich Oleg kennengelernt. Der kommt aus Sibirien, und da gibt es Bäume in Hülle und Fülle. Diese schmuggelt er dann irgendwie über die Grenze. Klang zunächst abenteuerlich, klappt aber einwandfrei. Ich habe schon dreiÃig prächtige Nordmanntannen bekommen, und das für schlappe hundertfünfzig Ocken. Ist das nicht geil?«
»Und was machst du mit den Bäumen? Bis Weihnachten sind die alle ratzekahl.«
»Momentan lagern die im Keller vom âºKarnap-Eckâ¹, meiner
Weitere Kostenlose Bücher