Kein Schwein bringt mich um
tausend Steine ein Multimedia-Notebook mit allem Zipp und Zapp schieÃen. Die Sekretärin von deinem Alten meinte aber, dass du auf historische Modelle stehst. Na ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.«
»Was bekomme ich?« Ich konnte es mir fast denken.
»Einen 486er mit Modem und Nadeldrucker wie in der âºGeschichte der Informationstechnologieâ¹. Die erste Lok, die von Nürnberg nach Fürth juckelte, ist schlieÃlich auch heiÃ. Aber damit in Urlaub fahren? Nee, das muss selbst bei meinem Geschichtsfaible nicht sein«, grinste Igor.
»Besteht die Chance, den Rechner gegen ein zeitgenössischeres Modell umzutauschen?«
»Klar, aber das komplette Paket kostet fünfzig Euro inklusive Anfahrt. Wenn du die Differenz bezahlst â¦Â«, überlegte der Techniker laut.
Das gab mein Geldbeutel nicht her.
»Installier den Oldie«, antwortete ich daher gefrustet.
Igor baute den Turm in meinem Büro auf und verlegte die zwanzig Meter lange Modemleitung zur Telefonbuchse. Besser als nichts, versuchte ich mich zu trösten.
Nach getaner Arbeit fuhr der Computerfreak zum nächsten Kunden und ich zum Hagenhof. Als ich dem Capri die Sporen gab, röhrte er wie ein getunter GTI . Mit Tempo siebzig düste ich vom Hof, allerdings stotterte der Motor bereits an der nächsten Kurve. Also langsamer. Auf der Fahrt nach Merfeld testete ich sämtliche Geschwindigkeiten und stellte fest, dass der Wagen bei fünfzig am reibungslosesten lief. Leider musste ich bereits jetzt tanken, obwohl der Tank vor Fahrtbeginn halb voll gewesen war. Ein Wahnsinnsgeschenk.
Auf dem Hagenhof angekommen, wählte ich die bekannte mallorquinische Nummer.
»Dieter, ich muss gleich zum Arzt. Mach schnell.«
»Danke für deine rasche Hilfe.« Meine Stimme troff vor Sarkasmus. »Es hätte aber durchaus ein zeitgenössisches Auto sein können, das nicht bei jeder Beschleunigung kurz vor der Explosion steht. Auch der Rechner hätte gern aus diesem Jahrtausend stammen können. Ich will nicht undankbar erscheinen, aber für jemanden, der sich seiner klugen Investitionen brüstet, sind diese Einkäufe kein Ruhmesblatt.«
Nannen senior lachte amüsiert: »Sohn, einen Nannen zeichnet aus, dass er sich nichts schenken lässt. Wir erarbeiten uns alles von der Pike auf. Wenn ich dir einen Ferrari gekauft hätte, würdest du das nicht zu schätzen wissen. Wenn du aber mit einem Capri und einem alten Rechner zurechtkommst, steht dir die Welt offen. Das ist meine Philosophie, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Gute Fahrt, ich wurde aufgerufen.« Er kappte die Verbindung.
Mir hingen die Sprüche über das Wesen eines echten Nannen mittlerweile aus allen Körperöffnungen heraus. War ein Nannen ein schrottkistenfahrender Gesundheitsapostel oder ein geldgeiler Idiot, der sich von Papi verarschen lie� Ich tendierte zu Letzterem, aber noch war die Höhe der Erbschaft Anreiz genug, das Schmierentheater mitzumachen.
Mein Handy klingelte.
»Papa? Gibt es was Neues von den Ãrzten?« Ich konnte meine Ãberraschung kaum verbergen.
»Danke der Nachfrage, aber ein Nannen klagt nicht. Mir ist da noch was eingefallen. Wie gut kennst du eigentlich diesen Chuck?«
Was sollte denn diese Frage?
»Flüchtig. Ihm gehört das Fitnessstudio, in dem ich trainiere. Wieso?«
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich habe Nachforschungen angestellt. Meine Quelle berichtet, dass du noch keine Trainingsminute absolviert hast. Gleichzeitig treffen immer wieder deine Bescheinigungen bei mir ein. Als ich Chuck auf diese Diskrepanz aufmerksam gemacht und Konsequenzen angedroht habe, hat er euren Deal eingestanden. Schreib dir eines hinter die Lauscher: Wenn ein Nannen betrügt, lässt er sich nicht erwischen. Mit so einer schlecht inszenierten Show rückt das Erbe in weite Ferne. Entweder du reiÃt dich jetzt am Riemen und lebst wie ein richtiger Nannen, oder du gehst leer aus. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Hast du«, murmelte ich kleinlaut. »Ein Ausrutscher, weil mich der neue Job so vereinnahmt.«
»Ich verlange, dass du die besprochenen Veränderungen in deinem Leben ernsthaft durchführst. Meine Spione sitzen überall. Du kannst mich nicht über den Leisten ziehen. Das haben schon ganz andere versucht.«
»Zu Befehl.« Einen ironischen Unterton konnte ich nicht
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