Kein Schwein bringt mich um
nach zwei Wochen Hagenhof.
Für die Vermietung der Ferienwohnungen war ihre Anwesenheit bestimmt nicht von Nachteil, denn ich war sicher, dass die Hälfte der männlichen Gäste bei Günni gebucht hatte, um Emily beim BlumengieÃen und/oder Reiten zuzugucken. SchlieÃlich lächelte Emilys Gesicht von jeder Seite des Hagenhof-Internetauftritts. Aber vielleicht irrte ich mich auch, und die beiden waren verliebter als Romeo und Julia.
»Und, wie iss?« Günter wählte die westfälische Gesprächseröffnung, wobei er nervös an einem Zuckerstreuer herumfummelte.
»Muss«, entgegnete ich, die Etikette wahrend.
»Hast du schon was rausgefunden?« Emily schlug züchtig ihre Beine übereinander.
»Noch mal zur Klarstellung: Ich bin als Buchhalter angestellt, nicht als Privatdetektiv. Trotzdem versuche ich, euch zu helfen.«
»Weil wir so sympathisch sind.« Emily lieà im Unklaren, ob es sich um eine Frage oder Aussage handelte.
»Exakt. Lasst uns loslegen.« Ich wechselte in den Befragungsmodus. »Hast du Feinde, Günter?«
»Nein!«, antworteten beide unisono.
»Kein Ãrger mit dem Personal? Mit der Familie? Verprellte Gäste?«
»Fehlanzeige«, knurrte Günter. »Ich weià nicht, ob du meine drei Kinder aus erster Ehe schon kennengelernt hast. Mein Ãltester, Johannes, wird den Hof übernehmen, der Junge muss aber noch einiges lernen. Er ist ein Arbeitstier, ganz nach meinem Geschmack. Mit ihm verstehe ich mich blind.« Schöne heile Welt, werâs glaubte.
»Dann kommt mein Sonnenschein Lisa. Sie ist eine Seele von Mensch, immer hilfsbereit, sozial sehr engagiert.«
»Mit ihr habe ich bereits ein bisschen geplaudert, als ich Papier für den Drucker gesucht habe«, warf ich ein. »Sie ist mit einem Holländer liiert, Adri Hues, nicht wahr, und studiert in Münster?«
»Geschichtskram. Wenn du mich fragst, braucht das kein Mensch. Aber wenn es sie selig macht, verstaubte Bücher zu entziffern ⦠Adri hat als Maurer für die Firma gearbeitet, die unsere Ferienwohnungen hochgezogen hat. Es war Liebe auf den ersten Blick. Für mich hieà das, dass ich das gröÃte der Appartements gleich an die beiden vermieten konnte. Ãbrigens, die Kaninchen gehören Adri. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, der erfolgreichste Karnickelzüchter des Münsterlands zu werden. Das mit George ist natürlich ein schwerer Schlag.«
»Der Hase macht mir im Moment die geringsten Sorgen«, warf Emily ein und schnappte sich eine silberne Zigarettendose vom Eichentisch. Reflexartig stöberte ich in der Hosentasche nach einem Feuerzeug, bis mir einfiel, dass ich Nichtraucher war.
»Meinst du, die Drohung ist ernst gemeint?« Günter war aufgestanden. Auch wenn er absolut cool wirkte, schien es ihm an die Nieren zu gehen.
»Na klar. Du solltest gut auf dich aufpassen, mein Schatz«, säuselte die blonde Schönheit.
»Falls du einen Leibwächter benötigst, sag Bescheid.« Ich dachte an meinen Essener Kumpel Peter Gurkennase Grabowski, ein erfolgloser Lebenskünstler, der mich aber schon bei einigen Fällen unterstützt hatte.
»Lass die Kirche im Dorf, noch ist nichts passiert«, winkte Günni ab und lieà sich wieder fallen.
»Du hast gerade von drei Kindern gesprochen«, lenkte ich das Gespräch wieder in die ursprüngliche Richtung.
»Jürgen ist mit vierundzwanzig unser Jüngster. Er hat seinen eigenen Kopf, stur wie ein Ochse. Er ist leidenschaftlicher Musiker und beherrscht zig Instrumente. Sein Geld verdient er durch Auftritte bei Schützenfesten, Geburtstagen und Hochzeiten, wobei jeder Cent wieder in neues Equipment gesteckt wird. Jürgen ist auch der Einzige, der nicht auf dem Hof lebt. Er ist schon mit achtzehn ausgezogen, obwohl wir uns gut verstehen. Wie schon gesagt, ein absoluter Dickkopf, der seinen eigenen Weg geht.«
»Habt ihr Schwierigkeiten miteinander?«
»Nicht, dass du mich falsch verstehst«, er schüttelte den Kopf, »ich respektiere Jürgen, ziehe sogar den Hut vor ihm. Ich bin als Kind genauso ein sturer Bock gewesen, und geschadet hat es weià Gott nicht.«
»Keinerlei Streitigkeiten?«, hakte ich nach.
»Du bist auf der falschen Fährte, Dieter. Ich will keine Verdächtigungen in Richtung Familie oder Betriebsangehörige hören. Das stiftet nur Unfrieden.«
»Wenn
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