(Kein) Sex mit dem Ex
Garderobe, aber in der Ecke stand immer noch eine Kiste mit alten Klamotten, und die reichten völlig aus, um nach unten zu gehen und sich unter eine der Duschen zu stellen, sodass er Jianne nicht durch das Wasserrauschen weckte.
Er fand eine alte Jogginghose und streifte sie über. Als er den Raum Richtung Tür durchquerte, riskierte er einen Blick aufs Bett. Jianne hatte sich zwar nicht bewegt, aber ihre Augen waren geöffnet, und die Verzweiflung in den schwarzen Tiefen lieà sich nicht übersehen. Jake blieb stehen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. âGuten Morgenâ, murmelte er, und als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: âIch muss â¦â Was musste er? Flüchten?
âUnterrichten?â, sagte sie leise und stützte ihren Kopf mit einer Hand ab.
âNein. Erst um neun. Ich, äh, muss duschenâ, stammelte er. âUnten.â
âHier oben ist auch eine Dusche.â
Das stimmte. âIch wollte dich nicht aufwecken.â
âUnd das tust du auch nicht.â Sie betrachtete ihn aufmerksam. âAber wenn du Distanz willst oder brauchst, dann geh nur und dusche unten. Oder bleib hier oben, und ich stehe auf und kümmere mich ums Frühstück.â Jianne senkte den Blick und fingerte nervös an der Bettdecke herum. âIst schon in Ordnung, Jacob. Geh.â
Es war ihre Zerbrechlichkeit, die den Ausschlag gab. Die dafür sorgte, dass er zu ihr zurückging, sich auf das Bett setzte, beide Arme links und rechts von ihr aufstützte und erst einen Kuss auf ihr Haar hauchte, dann auf ihre Augenbraue und schlieÃlich auf die noch von der Leidenschaft der vergangenen Nacht geschwollenen Lippen. Er wusste nicht, was sie an diesem Morgen von ihm wollte.
âIch mag das, was ich tueâ, murmelte er. âIch mag die Art, wie ich lebe. Das bin ichâ, erklärte er rau, während sie ihre Hand hob und seine Wange berührte. Ihre Lippen zitterten unter seinen. âIch kann nicht wie diese anderen Männer in dem Ballsaal gestern Abend sein.â
âDas verlangt ja auch niemand von dir.â
âIch kann dir nicht das Leben bieten, das du gewohnt bist.â
âBeklage ich mich etwa?â, versetzte sie.
âDas tust du nie.â Genau das war ja Teil des Problems. âIch weià nie, was du willst, bis es dann zu spät ist.â
âIch möchte einen Teil deiner Zeit am Morgen. Einen Blick. Einen Kuss. Einen Hinweis darauf, dass du das, was in der Nacht zwischen uns geschieht, anerkennst, auch wenn es so elementar und roh ist, dass es schwerfällt, es bei Tageslicht zu betrachten.â
âAll das bekommst duâ, flüsterte er und schloss die Augen.
âSag mir, dass du mich willstâ, wisperte sie.
âIch will dich.â
âSag mir, dass du an mich denkst, wenn du mich verlässt.â
âIch denke ständig an dich.â
âSag mir, dass du nicht bereust, was vergangene Nacht passiert ist.â
Doch das konnte er nicht. âIch bringe dir einen Teeâ, entgegnete er, küsste sie ein letztes Mal und floh.
Bis Freitag waren die Fensterläden angebracht, Jacob war in sein Schlafzimmer zurückgekehrt und Jianne nicht ausgezogen. Zaghaft fragte sie, ob man das Schlafzimmer, das direkt unten neben der Küche lag, nicht in eine Art Wohnzimmer verwandeln könne. Alles, was er dazu tun müsse, meinte sie, wäre, die Wand zwischen Küche und jenem ersten Schlafzimmer herauszureiÃen, und sie würde sich um den Rest kümmern.
Ein Mann steckte ganz schön in Schwierigkeiten, wenn eine Frau sich mit seinen vier Wänden anlegte.
âWenn es ihr hier doch so gut gefällt â und das behauptet sie schlieÃlich immer wieder â, wie kommt es dann, dass sie ständig Dinge ändern will?â, fragte Jake seinen Bruder Luke und den stets hilfreichen Lee, während sie allesamt die Wand anstarrten, die sie gleich zerstören würden.
âDer Strom ist abgeschaltet, oder?â, erkundigte sich Luke.
âJa. Laut Bauplänen gibt es in dieser Wand sowieso keine Leitungen.â
âBruder, das hier ist Asienâ, murmelte Luke merkwürdig misstrauisch in Anbetracht der Tatsache, dass er die Wand bereits mit einem Detektor überprüft hatte. âHeimat der kreativen Stromleitungen.â
âNein, das hier ist Singapurâ, konterte Jake. âHeimat der penibelsten Bauvorschriften, die man
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