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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Geräusch der Autotür, mein erbärmliches, hektisches Zurückkraulen zum Steg.
    »Sie sind sicher, dass Sie wieder in den See gefallen sind?«, fragte Lowell.
    »Ja.«
    »Und Sie haben Ihre Frau schreien hören?«
    »Ja.«
    »Und dann sind Sie ohnmächtig geworden? Im Wasser?«
    Ich nickte.
    »Können Sie mir sagen, wie tief das Wasser war? An der Stelle, wo Sie hineingefallen sind?«
    »Haben Sie das vor acht Jahren nicht überprüft?«, fragte ich.
    »Haben Sie etwas Geduld mit mir, Dr. Beck.«
    »Ich weiß es nicht. Tief.«
    »So tief, dass Sie nicht darin stehen konnten?«
    »Ja.«
    »Gut. Okay. Und was ist das Nächste, an das Sie sich erinnern?«
    »Das Krankenhaus«, sagte ich.
    »Und Sie können sich an nichts erinnern, was zwischen Ihrem Sturz ins Wasser und dem Aufwachen aus der Bewusstlosigkeit passiert ist?«
    »So ist es.«
    »Sie wissen nicht, wie Sie aus dem Wasser geklettert sind? Sie wissen nicht, wie Sie zur Hütte gekommen sind und einen Krankenwagen gerufen haben? Sie haben das ja schließlich alles getan. Wir haben Sie auf dem Hüttenboden liegend gefunden. Der Hörer lag neben dem Telefon.«
    »Ich weiß, aber ich kann mich an nichts erinnern.«
    Linda schaltete sich ein. »Glauben Sie, diese beiden Männer sind auch Opfer von« - sie zögerte - »KillRoy?«
    Allein dadurch, dass sie den Namen aussprach, schien es im Zimmer ein paar Grad kälter zu werden.
    Lowell hustete hinter vorgehaltener Hand. »Wir wissen es nicht genau, Ma’am. Alle bekannten Opfer von KillRoy sind Frauen. Er hat die Leichen nie versteckt - zumindest die, von denen wir wissen. Und die Haut der beiden Männer ist vermodert, daher können wir nicht feststellen, ob sie Brandzeichen hatten.«
    Brandzeichen. Es drehte sich wieder in meinem Kopf. Ich schloss die Augen und versuchte, nicht mehr hinzuhören.

3
    Am nächsten Morgen hetzte ich in aller Frühe ins Krankenhaus und war zwei Stunden vor meinem ersten Termin da. Ich schaltete den Computer ein, suchte die seltsame E-Mail und klickte auf den Link. Wieder bekam ich nur die Fehlermeldung. Das war eigentlich nicht weiter überraschend. Ich starrte die Nachricht an, las sie immer wieder, als wäre darin irgendeine tiefere Bedeutung versteckt. Ich fand keine.
    Gestern Abend hatte ich eine Blutprobe abgegeben. Die vollständige Genanalyse würde erst in ein paar Wochen vorliegen, aber Sheriff Lowell meinte, sie könnten schon in ein paar Tagen ein vorläufiges Ergebnis bekommen. Ich hatte versucht, ihm weitere Informationen zu entlocken, doch er mauerte weiter. Irgendetwas verschwieg er uns. Ich hatte keine Ahnung, was das sein konnte.
    Während ich im Büro saß und auf meinen ersten Patienten wartete, ließ ich mir Lowells Besuch noch einmal durch den Kopf gehen. Ich dachte an die beiden Leichen. Ich dachte an den Baseballschläger mit den Blutspuren. Ich erlaubte mir, an die Brandzeichen zu denken.
    Elizabeths Leiche war fünf Tage nach der Entführung am Straßenrand der Route 80 gefunden worden. Der Leichenbeschauer meinte, sie wäre seit zwei Tagen tot gewesen. Damit hätte sie drei Tage lang lebendig in der Gewalt Elroy Kellertons, auch bekannt als KillRoy, verbracht. Drei Tage. Drei Tage mit diesem Monster. Drei Sonnenauf- und -untergänge, allein in der Dunkelheit in höchster Todesangst. Ich versuche beharrlich, nicht daran zu denken. Einige Winkel meines Gehirns muss ich einfach meiden - trotzdem bewegen sich meine Gedanken immer wieder darauf zu.
    KillRoy wurde drei Wochen später gefasst. Er gestand, im Zuge einer längeren Mordserie vierzehn Frauen umgebracht zu haben, angefangen mit einer Studentin in Ann Arbor bis zu einer Prostituierten in der Bronx. Alle vierzehn Frauen waren irgendwo am Straßenrand gefunden worden, zwischen dem Abfall, den andere dort entsorgt hatten. Alle seine Opfer hatten ein Brandzeichen in Form eines K. Er hatte sie gebrandmarkt wie ein Stück Vieh. Das hieß: Elroy Kellerton hatte ein Schüreisen genommen, es in ein loderndes Feuer gelegt, sich einen Schutzhandschuh angezogen, gewartet, bis das Metall rot glühte, und dann mit einem lauten Zischen die wunderbare Haut meiner Elizabeth versengt.
    Meine Gedanken nahmen eine dieser falschen Abzweigungen, und plötzlich wurde ich von Bildern bedrängt. Ich schloss die Augen und versuchte, sie von mir fern zu halten. Es funktionierte nicht. Er lebt übrigens noch. KillRoy. Unser Berufungssystem gibt dem Monster die Möglichkeit zu atmen, zu lesen, zu reden, sich von CNN interviewen zu

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