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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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geöffnet hatte. Es kribbelte ihm in den Fingern. Er sah sich noch einmal um.
    Zwei Frauen öffneten ihre Postfächer. Eine drehte sich um und lächelte ihm abwesend zu. Vic ging zu den Fächern am anderen Ende des Raumes, griff nach seiner Schlüsselkette - er hatte eine dieser Schlüsselketten am Gürtel hängen - und tat, als suche er nach dem richtigen Schlüssel. Er sah zu Boden und in die andere Richtung.
    Ganz vorsichtig.
    Zwei Minuten später waren die Frauen mit ihrer Post verschwunden. Vic war allein. Schnell durchquerte er den Raum und öffnete sein Fach.
    Oh, wow.
    Ein Paket an UYS Enterprises. In braunem Papier. Kein Absender. Und so dick, dass eine größere Menge grüne Scheine hineinpasste.
    Vic lächelte und dachte: Sehen so fünfzig Riesen aus?
    Er streckte eine zitternde Hand aus und nahm das Paket heraus. Es lag angenehm schwer in seiner Hand. Vics Herz schlug wie ein Presslufthammer. Himmelherrgott. Er fuhr diese Masche jetzt seit vier Monaten. Er hatte das Netz ausgeworfen und ein paar ganz ordentliche Fische gefangen. Aber jetzt, Herrgott noch mal, jetzt hatte er einen verdammten Wal an Land gezogen.
    Vic sah sich noch einmal in alle Richtungen um, stopfte das Paket in die Tasche seiner Windjacke und eilte nach draußen. Dann nahm er einen anderen Weg zum Lieferwagen zurück und machte sich auf den Weg zur Firma. Er steckte die Hand in die Tasche und streichelte das Paket. 50 Riesen. 50 000 Dollar. Er flippte beinahe aus, wenn er nur an die Zahl dachte.
    Als Vic auf dem Firmengelände von CableEye ankam, war es dunkel geworden. Er parkte den Lieferwagen auf dem Hof und ging über die Fußgängerbrücke zu seinem Wagen, einem rostigen 91er Honda Civic. Stirnrunzelnd betrachtete er das Auto und dachte: nicht mehr lange.
    Auf dem Angestellten-Parkplatz war es ruhig. Die Dunkelheit machte ihn nervös. Er hörte seine Schritte, das müde Schlurfen von Arbeitsschuhen auf dem Asphalt. Die Kälte drang durch seine Windjacke. 50 Riesen. Er hatte 50 Riesen in der Tasche.
    Vic zog die Schultern hoch und ging schneller.
    Tatsache war, dass Vic diesmal Angst hatte. Er musste damit aufhören. Die Masche war zweifellos gut. Hatte vielleicht sogar eine gewisse Größe. Aber jetzt legte er sich mit ein paar wirklich bösen Jungs an. Er hatte überlegt, ob das eine gute Idee war, hatte die Vorund Nachteile abgewogen und war zu dem Schluss gekommen, dass die wirklich Großen - die, die es schafften, ihr Leben entscheidend zu verändern - es drauf ankommen lassen würden.
    Und Vic wollte zu den Großen gehören.
    Die Masche war ganz einfach, und das machte sie so außergewöhnlich. Jedes Haus mit Kabelanschluss hatte eine Schaltbox an der Telefonleitung. Wenn man bei einem Bezahlsender wie HBO oder Showtime eine Sendung bestellte, fuhr der freundliche Angestellte der Kabelgesellschaft los und legte darin ein paar Schalter um. In der Schaltbox findet man das Kabelleben eines Menschen. Und wer das Kabelleben eines Menschen kennt, weiß auch, wie es tief im Innersten dieses Menschen aussieht.
    Die Kabelfernsehanbieter und die Hotels, in denen man sich Pay-per-View-Filme auf dem Zimmer ansehen kann, weisen immer darauf hin, dass die Namen der Filme, die man sich ansieht, nicht auf der Rechnung erscheinen. Das mag stimmen, heißt aber nicht, dass sie sie nicht kennen. Versuchen Sie einmal, Einspruch gegen so eine Rechnung einzulegen. Die zählen Titel auf, bis Sie mit hochroten Ohren dastehen.
    Vic hatte gleich erkannt, dass die Wahl der gewünschten Filme - um nicht allzu technisch zu werden - durch bestimmte Codes gesteuert wurde. Sie leiteten die Bestellungen des Kunden über die Schaltbox an die Großrechner der Kabelgesellschaften weiter. Vic kletterte die Telegrafenmasten hinauf, öffnete die Boxen und las die Codes ab. Wieder im Büro, gab er die Ziffernfolgen ein und wusste über alles Bescheid.
    So könnte er zum Beispiel erfahren, dass Sie und Ihre Familie am 2. Februar um 18 Uhr den König der Löwen als Pay-per-View-Film bestellt hatten. Oder, um ein etwas vielsagenderes Beispiel anzuführen, dass Sie am 7. Februar um 22:30 Uhr das Double Feature Jagd nach Miss Oktober und On Golden Blonde auf Sizzle TV geordert haben.
    Erkennen Sie die Masche?
    Zuerst wählte Vic seine Häuser nach dem Zufallsprinzip aus. Er schrieb einen Brief an den Hausbesitzer. Die Briefe waren kurz und prägnant. Sie enthielten eine Liste der georderten Pornofilme einschließlich Datum und Uhrzeit. Es folgte ein Hinweis, dass diese

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