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Kein Weg zurück

Kein Weg zurück

Titel: Kein Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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geheimnisvollen Liebe erzählte. Ich schloss die Tür auf und fand meinen Sohn in der Küche. Er saß am Tisch und vor ihm lag mein Brief. Er schaute mich mit großen Augen an und ich fragte mich, was er von der ganzen Geschichte hielt. Nach einem Moment des Schweigens, der mir ewig lang vorkam, sagte mein Sohn:
    „ Papa, ich werde deine Giselle für dich finden!
     

 
    Isis
     
    Der Regen prasselte an Michaels Autoscheibe, und es graute ihm, aus dem Wagen zu steigen. Michael hasste das nasse Wetter, das seit Wochen herrschte. Bevor er aus dem Wagen stieg, blickte er sich kurz um. Das tat er seit nunmehr genau zehn Jahren. Es war unbewusst, aber es war eine Angewohnheit, die er nicht ablegen konnte. Für sein Referendariat wurde Michael Seibold in ein kleines Kaff namens Breitenbüchl in Niederbayern versetzt. Kollegen und Schüler waren ungewöhnlich freundlich, und schnell lebte er sich in der Kleinstadt ein. Er selbst kam aus Cham, und schon seit er denken konnte, wollte er nichts anderes als unterrichten. Nun endlich stand er vor einer Klasse mit 28 Schülern einer Realschule und unterrichtete Mathematik und Religion. Es war kurz vor Weihnachten, als eine neue Schülerin in die 10c kam – Isis Kucher, genau wie ihr entzückender Name eine atemberaubende Erscheinung. Isis hatte einen durchdringenden, forschen Blick. Ihre dunklen Augen hatten eine arabische Intensität, die Michael bei einer Europäerin noch nie gesehen hatte. Sie erinnerte ihn an irgendjemanden, doch er vermochte nicht zu sagen, an wen. Sie mochte ihn, das bemerkte er sehr schnell. Von den anderen Lehrern hörte er nur Negatives über das Mädchen, doch bei ihm war sie hellwach und sehr aufmerksam – das imponierte ihm. Sie ließ nichts anbrennen, das hörte er im Vorbeigehen von den Jungs aus der Klasse, und im Januar konnte er sich selbst davon überzeugen. Er saß noch im Klassenraum, um einige Arbeiten durchzugehen, als sie plötzlich vor ihm stand.
    „ Ich stehe auf dich.“ Michael war im ersten Moment so perplex, dass er nicht antworten konnte. Er schüttelte irritiert den Kopf.
    „ Bitte?“
    „ Sie haben schon richtig gehört.“ Sie kam näher auf ihn zu und instinktiv wich er einen Schritt zurück.
    „ Isis, weißt du eigentlich, was du da sagst?“
    „ Überleg es dir einfach, ok?“ Sie lächelte ihn verführerisch an, drehte sich um und ging. Michael stand noch einige Sekunden da und starrte zur Tür. Seine Hände waren schweißnass und er war komplett überrumpelt. Hatte ihn da wirklich eine sechzehnjährige Schülerin angemacht? Er grinste und machte sich wieder an seine Arbeit, doch konzentrieren konnte er sich nur noch auf Isis.
     
    „ Isis, warum machst du das? Du wirst uns in verdammte Schwierigkeiten bringen.“ Marie blickte sie aus traurigen Augen an.
    „ Das ist eine einmalige Chance. Besser hätte es nicht laufen können.“
    „ Du spinnst doch, hör doch endlich auf damit.“
    „ Ich höre erst auf, wenn er seine Strafe bekommt.“
    Marie schüttelte den Kopf und drehte sich von ihr weg, aber Isis wusste, dass es jetzt an der Zeit war. Es konnte kein Zufall sein, dass er plötzlich als ihr Lehrer vor ihr stand – das war Schicksal. So viele Jahre hatte sie sich nach diesem Moment gesehnt, und jetzt war es endlich soweit.
     
    Michael saß alleine in seiner Wohnung, seine Gedanken kreisten um Isis. Egal auf was er sich zu konzentrieren versuchte, immer wieder erschien ihm ihr Gesicht. Sie flirtete mit ihm, warf ihm sinnliche Blicke zu, und er konnte kaum noch widerstehen. Nicht, dass er auf junge Mädchen stand, aber er war einsam, sein ganzes Leben lang schon einsam. Anfangs fragte er sich noch, ob es ein blöder Streich war, denn er sah weder gut aus, noch war er irgendwie cooler als andere Lehrer. Doch im Laufe der Wochen glaubte er daran, dass sie auf ihn stand, und verliebte sich langsam in dieses unglaublich interessante Mädchen. Wie er solche Typen immer verachtet hatte, früher, als er noch nicht gewusst hatte, was es bedeutete, verliebt zu sein. Er war Ende Zwanzig, aber eine feste Freundin hatte er bisher noch nicht gefunden. Er hatte auch nicht gesucht, denn er durfte nicht auffallen. Er lebte abgeschottet, hatte fast keine Freunde und wurde von seinen Dämonen verfolgt. Seit dem Ereignis vor zehn Jahren hatte sich alles verändert. Er war ein anderer Mensch geworden. Aber was hätte er denn machen sollen? Sein ganzes Leben stand auf dem Spiel. Er hätte einfach zu viel verloren. Nachts quälten

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