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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Frauen porträtieren, die etwas Außergewöhnliches geschafft haben.«
    Oh ja, das hatte Marleen in Dubai hingekriegt.
    »Und da Marleen die Bar ja so toll renoviert hat und ganz allein die Pension schmeißt, hat Christine sich überlegt, das erste
     Porträt über Marleen zu schreiben.«
    »Eine sehr gute Idee.« Gisbert trommelte mit den Zeigefingern auf die Tischplatte.
    Ines runzelte die Stirn, er faltete sofort die Hände. »Je denfalls will die Redaktion, dass alles ganz authentisch ist. Und deswegen soll Christine jetzt mal Marleens Job machen, damit sie
     weiß, wie anstrengend das ist.«
    Nicht einmal Gisbert von Meyer würde diesen Schwachsinn glauben.
    Mit feurigem Blick sah er mich an. »Wir sind tatsächlich Kollegen? Also, wenn du irgendwelche Hilfe brauchst, beim Formulieren
     oder in der Rechtschreibung, auch bei allem anderen, ich helfe dir jederzeit. Ich bin ja sehr erfahren. Auch nachts. Ich schreibe
     am liebsten nachts. Das ist toll. Und Marleen kommt dann erst wieder, wenn du alles recherchiert hast?«
    »Ich   …«
    Hilflos sah ich Ines an, diese Geschichte war dermaßen idiotisch, dass mir gar nichts dazu einfiel.
    »Genau«, sprang meine Schwester ein, »die Redaktion hat sogar die Verlängerung des Urlaubs bezahlt. Christine darf nur keinem
     erzählen, warum sie da arbeitet. Sie soll so tun, als wäre es ein Ernstfall.«
    Theatralisch presste Gisbert seine Hand aufs Herz. »Ich schweige. Ihr habt mich im Boot. Tolle Geschichte. Tolles Thema. Tolle
     Idee.«
    Die Durchsage, dass die Autofahrer jetzt zu ihren Fahrzeugen gehen sollten, rettete mich vorerst.
    »Wir müssen hoch«, sagte ich entschlossen und schob Gisbert zur Seite, »wir sehen uns ja bestimmt. Tschüss.«
    Ines reichte ihm sogar noch die Hand. Als sie zu mir aufgeschlossen hatte, gab sie mir einen leichten Klaps auf die Schulter.
    »Toller Typ.«
    »Du bist nicht ganz dicht«, erwiderte ich, »so eine bescheuerte Geschichte zu erzählen. Da stimmt ja vorne und hinten nichts.«
    »Na und?« Ines lief neben mir auf der Treppe zum Autodeck. »Er hat sie geschluckt. Und der wird da so ein Geheimnis draus
     machen, dass keiner auf die Idee kommt, dass das alles nicht stimmt. Dieser Trottel.«
    Menschenkenntnis hatte meine Schwester, das musste man ihr lassen.

Gesa stand vor der Pension und goss die Kübelpflanzen. Als sie uns sah, stellte sie sofort die Kanne zur Seite und lief uns
     entgegen.
    »Das ist ja schön. Hallo, Christine und   … Ines, oder? Ich bin Gesa.«
    Sie war braungebrannt, hatte ihre blonden Haare zum Zopf gebunden und sah aus, wie man sich eine norddeutsche Insulanerin
     vorstellt. Sie fiel mir um den Hals und strahlte mich an.
    »Das ist ja so wunderbar, dass du mal wieder hier bist. Wir hatten doch wirklich einen tollen Sommer im letzten Jahr. Und
     Marleen hat mir kein Wort erzählt. Aber die Überraschung ist ihr gelungen. Jetzt kommt erst mal rein. Ihr trinkt doch einen
     Kaffee mit mir, oder?«
    »Ich habe furchtbaren Durst.« Ines sah sich neugierig um. »Das ist ja hübsch hier. Ich habe nur Fotos gesehen. Die Pension
     sieht auf den Bildern viel kleiner aus.«
    Gesa folgte ihren Blicken. »Na ja, zehn Zimmer, die Küche, der Frühstücksraum und oben Marleens Wohnung, das ist schon ziemlich
     groß. Apropos, wann kommt Marleen denn nun? Der Flieger sollte doch schon heute Morgen landen. Sie wollte eigentlich auch
     direkt auf die Insel. Ich dachte, sie käme mit dieser Fähre.«
    Ines sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich beeilte mich zu sagen: »Marleen kommt später. Das habe ich dir doch schon
     am Telefon gesagt.«
    »Aber du weißt nicht, mit welcher Fähre?« Gesa lächelte arglos. »Das ist ja auch egal. Sie wird sich ein Taxi nehmen.Die letzte Fähre geht heute um 20   Uhr 30.   Spätestens um zehn trinken wir dann Sekt. Gehen wir jetzt in den Garten?«
    Ines hustete bedeutungsvoll und starrte mich an. Schauspielerisches Talent hatte sie nicht, Gesa sah sie irritiert an, dann
     musterte sie mich.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ähm, ja, also eigentlich nein, aber   …«
    Gesa wartete auf meine Erklärung. Sie schaute mich mit ihren klaren blauen Augen an und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen.
     Sie war wirklich eine nette Person, jobbte schon seit ihrer Schulzeit in dieser Pension, zuerst bei Theda, danach weiter bei
     Marleen. Sie war immer gut gelaunt, zuverlässig und loyal, opferte ihre gesamten Semesterferien, war freundlich, hilfsbereit
     – und ich wollte sie

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