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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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belügen. Das ging einfach nicht. Ich atmete tief aus und sagte leise: »Gesa, es ist nichts in Ordnung,
     wir müssen dir etwas sagen.«
    »Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Marleen kommt nicht.« Ines warf mir einen kurzen Blick zu, dann wandte sie sich wieder an Gesa. »Christine soll sie vertreten,
     weil die Zeitung, bei der   …«
    »Lass es, Ines«, unterbrach ich sie, »Gesa kann es ruhig wissen, sie muss es sogar wissen, wir kriegen das sonst alles nicht
     hin.«
    Jetzt war Gesa vollends verwirrt. »Was muss ich wissen?«
    »Komm.« Ich griff nach ihrem Arm und schob sie in Richtung Garten. »Wir erzählen dir jetzt eine ziemlich verrückte Geschichte.
     Und danach können wir zu dritt überlegen, wie es weitergeht.«
    Nachdem ich meine Ausführungen beendet hatte, verharrte Gesa zunächst in einer Art Schockstarre auf ihrem Stuhl. Dann hob
     sie den Kopf, sah erst mich, dann meine Schwester an, stand im Zeitlupentempo auf und ging zu ihrem Rucksack. Sie bückte sich
     und fing an, darin herumzukramen, erst langsam, dann immer hektischer.
    »Verdammt«, stieß sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor, »wo sind die Scheißdinger denn bloß?«
    Ines fragte mit ihrer freundlichsten Stimme: »Können wir dir irgendwie helfen?«
    »Nein«, war die knappe Antwort, »ich hab sie schon.«
    Mit einem zerknickten Zigarettenpäckchen kam sie an den Tisch zurück.
    »Ich rauche nicht mehr«, verkündete sie, während sie sich eine zerquetschte Zigarette anzündete, »nur noch im Notfall. Aber
     wenn das keiner ist, dann weiß ich auch nicht.« Sie blies den Rauch mit geschlossenen Augen in die Luft. »Das ist ja eine
     Riesenscheiße. Wie sollen wir das denn hinkriegen? Was denkt sich Marleen dabei? Sie weiß doch, dass das nie klappt.«
    Ines beugte sich ungehalten nach vorn. »Was heißt, das klappt nie? Ihr habt es in den letzten beiden Wochen auch ohne sie
     geschafft. Wo ist denn jetzt das Problem?«
    »Theda war doch hier. Sie hat die Pension zwanzig Jahre lang gehabt, die kennt einfach alles. Aber jetzt ist sie wieder weg.
     Und ihr habt keine Ahnung, wie das alles läuft.«
    »Also bitte! Wir haben uns das auch nicht ausgesucht.« Jetzt wurde Ines sauer. Unfähigkeit ließ sie sich nicht vorwerfen,
     egal auf welchem Gebiet. »Dann hol doch Marleens Tante zurück. Aber wenn Marleen das gewollt hätte, wäre Theda verständigt
     worden. Und nicht Christine. Wie erklärst du dir das?«
    »Ines, brüll bitte nicht so. Es muss ja nicht jeder hören.« Ich stand auf und sah am Haus entlang. Niemand war zu sehen. »Ich
     weiß es auch nicht. Vielleicht will Marleen nicht, dass Theda sich Sorgen macht.«
    »Ach, und wir machen uns keine Sorgen, oder was?« Ines hatte wenigstens ihre Stimme gesenkt. »Wieso rufen wir Theda nicht
     an? Wir können ihr ja dieselbe Geschichte erzählen, die uns vorhin auch dieser komische Inselreporter geglaubt hat.«
    »Ihr habt Gisbert getroffen?« Gesa war entsetzt. »Wenn der was weiß, steht das morgen groß und breit in der Zeitung.«
    »Der denkt, dass Christine hier ein Porträt über Marleen schreibt. Und deshalb die Vertretung macht. Aber wir können doch
     trotzdem Theda anrufen.« Ines’ beruhigende Stimme täuschte nicht darüber hinweg, dass sie in Thedas Hilfe die Lösung aller
     Probleme sah.
    »Das geht nicht«, winkte Gesa ab, bevor ich antworten konnte. »Theda ist gestern schon abgereist, weil sie   …«, sie blickte kurz auf ihre Uhr, »…   ungefähr jetzt in den Flieger nach Frankfurt steigt, mit dem sie anschließend weiter nach Italien fliegt. Und da geht sie
     auf ein Schiff und macht mit Hubert eine Mittelmeerkreuzfahrt. Das ist ihr Geschenk zum Siebzigsten. Die ist weg.«
    »Und außerdem hat sie gesagt, dass sie sowieso nicht mehr länger als drei Wochen Vertretung machen will«, ergänzte ich, »das
     sei das letzte Mal gewesen. Marleen hat schon ein richtig schlechtes Gewissen.«
    »Na toll.« Ines verscheuchte eine Wespe, die beharrlich um ihr Gesicht flog, »das wäre auch zu einfach gewesen. Ich habe übrigens
     immer noch Durst. Dann lass uns mal einen Plan machen. Und   … dieses Mistvieh   … Gesa, du wirst dich wundern, wie gut wir das Kind hier schaukeln werden.«
    Gesa zuckte zusammen, als Ines mit der flachen Hand die Wespe auf dem Tisch erschlug.
    »Ich hole was zu trinken«, sagte sie mit einem schiefen Blick auf das zermatschte Insekt, »und vermutlich kriegen wir das
     wirklich alles hin. Aber mir ist schleierhaft, was

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