Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
noch einige Sachen bei mir, die wollte ich vor dem Umzug loswerden.
Es war ein komisches Treffen gewesen, ein bisschen traurig, ein bisschen erleichternd. Aber eigentlich auch gut. Er ist ein
toller Mann. Nur nicht meiner. Und traurig ist jede Liebesgeschichte, die beendet wird.
Ich habe es noch nicht geschafft, alle Kartons auszupacken. Ich öffne drei Kartons, dann finde ich endlich meinen besten Lippenstift.
Man muss sich schon aufbrezeln, wenn man ins »Grand Plaza« zum Abendessen geht, immerhin hat das Restaurant zwei Sterne. Axel
ist seit Anfang Dezember wieder inHamburg und ins Familienunternehmen eingestiegen. Sein Büro ist im »Grand Plaza«, aber er hat auch eines in Frankfurt und
eines in Berlin. Ihm geht es gut damit, auch wenn er, da sind Ines und ich uns ziemlich sicher, noch oft an Gesa denkt. Zumindest
hat er Marleen, die Silvester mit Björn nach Hamburg gekommen ist, dauernd nach Gesa gefragt.
Marleen ist begeistert von meiner neuen Wohnung. Sie hat die Turbulenzen in Dubai ganz gut weggesteckt. Ein Hotelgast hatte
Björn und sie denunziert. Er hatte bei der Polizei die Aussage gemacht, dass er die beiden nackt und betrunken am Strand gesehen
hätte. Das Ganze war ein Racheakt. Am Tag zuvor hatte der Denunziant eine junge Frau belästigt. Daraufhin hatte Marleen ihn
zur Rede gestellt und gedroht, den Vorfall der Hotelleitung zu melden. Das hatte wohl gereicht, um diese Geschichte ins Rollen
zu bringen.
Im dritten Karton finde ich auch meinen besten Schal wieder. Adelheid hat einen ähnlichen getragen. Sie hat mich kurz vor
Weihnachten angerufen und sich für die Weihnachtskarte bedankt. Guntram Bernd will sich eine Ferienwohnung auf Norderney kaufen.
Er hätte in diesem Klima und in dieser Ruhe die besten Ideen. Er schreibt gerade an einem Kriminalroman, Gisbert von Meyer
hilft ihm bei der Recherche. Und Adelheid kocht für Guntram.
Ich lege den Schal um und betrachte mich im Spiegel. Schwarzer Anzug, bunter Schal, roter Lippenstift. Pierre wäre begeistert.
Wir telefonieren mittlerweile jeden Sonntag. Ein schwuler Mann kann fast so wichtig sein wie die beste Freundin. Übrigens
ist Pierre wieder verliebt, in einen Koch namens Roger, und ganz beseelt. Natürlich auch, weil Marleen wieder da ist. Außerdem
ist Pierre mit Björn äußerst einverstanden. Adelheid redet inzwischen wieder mit Pierre, das ist das Ergebnis des Essens,
das Ines und ich den beiden als Dank für die Hilfe geschenkt haben. Natürlich sind wir nicht mitgegangen. Die beiden saßen
allein bei einem Fünf-Gänge-Menüin der »Georgshöhe«. Und bekamen ständig Wein nachgeschenkt. Das haben Ines und ich angeordnet. Irgendwann haben sie dann
doch angefangen, sich zu unterhalten. Und zum Schluss hatten sie einen sehr lustigen Abend. Das hat Pierre gesagt. Sie haben
sich geeinigt, nie wieder über Fernsehshows zu reden. Und Guntram Bernd findet Pierre so liebenswürdig. Sagt Adelheid.
Ich sehe auf die Uhr, noch zehn Minuten. Ich freue mich auf den Abend. David, Axel, Ines und ich. Meine Schwester ist auch
dabei, sie kommt direkt ins »Grand Plaza«.
Ines hat meinen Eltern zu Weihnachten einen Kochkurs geschenkt, das war sehr mutig. Ich hätte mich das nie getraut. Charlotte
hat sich wahnsinnig gefreut und macht den jetzt gemeinsam mit Hanna. Deswegen kommen Hanna, Kalli, Charlotte und Heinz zusammen
für ein langes Wochenende nach Hamburg.
Mein Vater hat gesagt, dass Kalli und er in meiner neuen Wohnung arbeiten könnten, während die Frauen kochen. Lampen, Regale,
Bilder, es gäbe ja so viel zu tun. Sie würden jeden Tag kommen, und Sonntag wäre alles fertig.
Ines hat gesagt, sie hätte an diesem Wochenende überhaupt keine Zeit, dafür hätte sie ja den Kurs bezahlt.
Es klingelt. Ich werfe einen abschließenden Blick in den Spiegel und drücke auf den Türöffner, um David hereinzulassen. Ich
lehne mich an den Türrahmen, lausche Davids Schritten im Treppenhaus und frage mich, warum ich aufgeregt bin.
Ich muss das mit meiner Schwester besprechen, spätestens in unserem Urlaub in Dänemark. Der ist ja schon im nächsten Monat.
Heute werden wir erst mal einen schönen Abend haben.
Danke!
Ohne Hilfe wäre Christine im »Haus Theda« gescheitert, sie hat zum Dank alle zum Essen eingeladen, war ein toller Abend.
Ich mache es auf diesem Weg und bedanke mich bei meinen guten »Pensionsgeistern«:
Bei meiner Schwester Birgit, die mir das alles erlaubt, bei Britta, die
Weitere Kostenlose Bücher