Kein Zurueck nach Oxford
sich, sie ebenfalls zu löschen. Dann verließ sie das Programm. Nachdenklich blätterte sie in ihrem Notizbuch. Wie viele Worte hatte sie heute zustande gebracht? Welche Anzahl konnte sie notieren? Es lief tatsächlich auf minus dreihundert hinaus!
Trübsinnig blickte Kate aus dem Fenster auf das struppige Gras, das vom betonierten Gartenweg aus steil nach oben anstieg. Harley bezeichnete den Pfad als Veranda. Es war drei Minuten vor vier an einem Nachmittag im Februar. Über der Stadt hingen dicke Wolken und verbargen die Sonne. Mit zunehmender Dämmerung stieg von der Themse her Nebel auf und beschlug die Fenster der Vorstadtsiedlung. In ganz Oxford träumten jetzt wahrscheinlich Menschen davon, sich bei Tee und frisch gebackenen Plätzchen vor einem warmen Kaminfeuer zu räkeln – genau das, was sie oben erwartete.
Nebel waberte gegen die Eingangstür und um das graue Schieferdach. Im Haus brannte Licht – ein gelber Schein, der den sanften grauen Kokon zu durchdringen versuchte. Einen Augenblick lang spielte Kate mit dem Gedanken, ihre Joggingschuhe anzuziehen und über die Port Meadow ins Zentrum von Oxford zu laufen. Doch irgendwann würde sie wohl oder übel heimkommen müssen.
Sie lehnte sich in ihrem Arbeitssessel zurück und kaute auf einem mitgenommen aussehenden Stift herum.
Kapitel 2
In der Küche hatte Andrew auf dem Tisch das Tablett bereitgestellt. Er bedeckte es mit einem weißen Leinentuch und stellte die Teller mit den kleinen blauen Blümchen und dem Goldrand sowie die passende Milchkanne darauf. Wenn er Kate das Decken des Tisches überließe, würde sie sicher die Milch in der Flasche auf den Tisch stellen. Pom pom te pom te te da, sang er. Woher stammte noch diese Melodie? Etwa aus Hochzeit des Figaro? Er fand einen großen blauen Teller, den er mit einer Serviette bedeckte. In Reih und Glied ordnete er die Plätzchen an. Sie waren noch warm.
Der Kessel kochte. Andrew goss Wasser in die vorgeheizte Kanne. Hatte er an alles gedacht? Filter, Tassen, Untertassen, Zucker für Harley. Ach ja, und der Kaffee für Kate. Noch immer hatte er es nicht geschafft, sie von ihrem Nachmittagskaffee abzubringen, obwohl er diese Angewohnheit für ziemlich unzivilisiert hielt. Zwar wusste er ganz genau, dass sie lieber aus einem ihrer Becher getrunken hätte, doch an diesem Nachmittag sollte sie eine Porzellantasse mit Untertasse benutzen wie alle anderen auch.
Er trug das Tablett ins Esszimmer. Der Raum wurde nur selten benutzt und war kühl. Andrew schaltete die Elektroheizung ein. Ein paar Blumen auf dem Tisch hätten sich sicher nett gemacht, doch Andrew hatte keine Lust, im nassen Gras des Gartens nach den vereinzelten Schneeglöckchen und Krokussen zu suchen, die alles waren, was um diese Jahreszeit dort wuchs. Er holte die vorbereiteten Sandwichs und den angeschnittenen Obstkuchen vom Vortag. Kate sollte dieses Zimmer wirklich öfter nutzen. Es war zwar klein, aber die Wände waren in einem satten grünlichen Blau gestrichen und die niedrig hängende Lampe verwandelte den Tisch in eine sonnige Insel mitten in einem tropischen Ozean. Zum nächsten Geburtstag würde er Kate ein paar tief orangefarbene Servietten und ein dunkelgrünes Tischtuch schenken. Die Servietten würden sich wie exotische Blüten in der üppigen Vegetation der Insel ausnehmen. Er lächelte über den für ihn ungewohnten Anflug von Fantasie und kehrte in die Küche zurück.
Im Backofen befand sich noch Harleys Pizza. Sie war üppig belegt mit nahrhaften Proteinen und Gemüse, doch Andrew hatte sie auch unter einer dicken Schicht Cheddarkäse vergraben, damit sie nicht selbstgemacht, sondern wie aus dem Supermarkt aussah. Der Käse war zu einer goldenen Kruste zerlaufen, wie der Junge es liebte. Noch immer hegte Harley ein tiefes Misstrauen gegenüber richtigem Essen, obwohl Andrew die Hoffnung nicht aufgab, ihn eines Tages doch noch zu einem besseren Geschmack bekehren zu können. Nachdem er auch die Pizza auf den Tisch gestellt hatte, warf er einen prüfenden Blick auf sein Werk. Es entsprach zwar nicht ganz seiner tropischen Fantasie, aber es würde gehen.
Andrew steckte den Kopf um die Ecke ins Wohnzimmer. »Tee ist fertig!« Er öffnete die Hintertür und rief in die Dämmerung hinaus: »Tee ist fertig, Harley.« Dann benachrichtigte er Kate: »Kaffee! Plätzchen!«, schallte sein Ruf die Treppe hinunter.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er schob das Päckchen, das am Nachmittag gekommen war, neben Kates Teller. Den
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