Kein Zurueck nach Oxford
Rest der Post würde er ihr erst nach dem Tee geben, weil sie sich sonst wahrscheinlich in ihren Briefen vergrub und kaum mit ihnen redete.
Die Hintertür flog auf. Ein keuchender Dave stürmte herein und zerrte Harley hinter sich her.
»Die Tür, Harley«, sagte Andrew automatisch.
Krachend flog die Tür ins Schloss.
Kate tauchte aus ihrem Arbeitszimmer auf.
»Wir trinken den Tee heute im Esszimmer«, verkündete Andrew.
»Ich rufe besser zuerst bei Aisling an«, erwiderte Kate und verschwand im Wohnzimmer. Andrew suchte nach einem Kaffeewärmer für die Kanne, fand aber keinen.
»Aisling? Hier ist Kate. Kate Ivory.«
»Ach, richtig. Kate. Ich habe nur ein paar Minuten Zeit, daher mache ich es kurz. Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.«
»Und die wären?«
»Wir würden gern die Verkaufszahlen Ihres neuen Buches steigern und ein wenig mehr Reklame machen. Es heißt Frühlingsgrollen , nicht wahr?«
»Genau. Das sind ja wirklich gute Neuigkeiten. Und wie kommt es zu dieser Änderung der Taktik?«
»Weil Sie inzwischen ein Markenzeichen sind.«
»Ach, bin ich das?« Kate wünschte, sie hätte ihre Kaffeetasse mitgenommen. Wenn Aisling weiter in dieser Manager-Manier mit ihr redete, würde es sicher länger als ein oder zwei Minuten dauern.
»Das sind Sie, Kate. Und aus diesem Grund haben wir eine Lesereise für Sie arrangiert.«
Kate stellte sich vor, wie sie neben mehreren hundert Ausgaben ihres neuesten Hardcovers saß und mit einem warmen Lächeln und einem Füller mit goldener Feder ihre Bücher signierte. Harrods, Hatchards, Waterstones, Dillons … wie eine Königin würde sie sich vor ihren jubelnden Fans verneigen.
»London lassen wir natürlich aus«, sagte Aisling gerade, als Kate wieder hinhörte.
»Warum › natürlich‹?«, fragte Kate kühl. Ihre Träume zerplatzten wie eine Seifenblase.
»In der Hauptstadt ist man Autoren gegenüber gleichgültig geworden. Das Gleiche gilt übrigens für andere Großstädte wie Oxford, Cambridge, York und Edinburgh. Wir schicken Sie in Orte, wo Sie Wertschätzung erfahren. Sie möchten doch sicher nicht riskieren, ganz allein bei Hatchards herumzusitzen, ohne dass ein einziger Kunde aufkreuzt, oder? Schließlich gibt es noch viele andere Städte, die nie von berühmten Autoren besucht werden.«
»Sind Sie ganz sicher, dass man in diesen Orten überhaupt Bücher liest?«
Aisling ließ ein perlendes Lachen hören. »Sie sind immer so amüsant, Kate! Die Leute werden Sie lieben, das weiß ich genau.«
»Und wohin geht es?«, fragte Kate. »Brauche ich meinen Pass? Und wo wir gerade dabei sind: Wann geht es los?«
»Oh, es geht von einer Buchhandlung zu nächsten«, antwortete Aisling leichthin. »Ich schicke Ihnen die Liste zu. Und was den Zeitpunkt angeht, wie wäre es mit nächster Woche?«
» Wie bitte? «
»Wissen Sie, wir haben eine fertig ausgearbeitete Tour für Sie.«
»Mit anderen Worten: Jemand ist im letzten Augenblick abgesprungen, und jetzt suchen Sie händeringend nach einem Ersatz?«
»So würde ich es nicht unbedingt darstellen.« Aisling war eine miserable Lügnerin. Kate konnte geradezu spüren, wie sie bis über beide Ohren errötete. »Wir glauben wirklich, dass Sie mit diesem Buch den Durchbruch schaffen, Kate.«
Vielleicht den Durchbruch zur Zahlungsfähigkeit. »Sagen Sie mir wenigstens, wer da ausgestiegen ist. Wen ersetze ich?« Es wäre nicht schlecht, sich im Voraus ein Bild machen zu können, wie enttäuscht Käufer und Fans auf ihre Anwesenheit reagieren würden.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Kate. Sie haben sicher ohnehin noch nie von ihr gehört. Es ging sozusagen um ihr Erstlingswerk. Wahrscheinlich wird jedermann entzückt sein, Sie an ihrer Stelle zu sehen. Außerdem reisen Sie nicht allein. Sie werden mit einem Kollegen fahren, einem sehr netten Menschen namens Devlin Hayle. Kennen Sie ihn? Nein? Oh, er ist ungeheuer charmant und ungeheuer beliebt. Sie werden sich sicher prächtig miteinander amüsieren und Hunderte von Büchern verkaufen, liebste Kate. Sind Sie noch dran? Sie klingen irgendwie komisch.«
»Der Gedanke an die Tour hat mich nur gerade überwältigt«, sagte Kate. »Erzählen Sie mir mehr von diesem Hayle.«
»Nun, er schreibt historische Romane, genau wie Sie. Oder eigentlich eher nicht wie Sie. Seine Bücher sind weniger gut recherchiert, wenden sich mehr an die breite Masse.«
»Also Herz-Schmerz-Mantel-und-Degen-Bestseller?«, fragte Kate.
»Nicht unbedingt Bestseller. Das
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