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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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stand.
    Noch zwanzig Schritte davor entdeckte er einen Polizisten neben der Tür.
    Scheiße.
    Er nickte dem Polizisten zu, lächelte, als ob sie alte Freunde wären, und ging an ihm vorbei zur Tür, als ob er jedes Recht der Welt dazu hätte. Gerade als er die Tür aufdrücken wollte, sprang der Beamte hoch und stellte sich ihm in den Weg. Julian war über eins achtzig groß, musste aber trotzdem zu dem Cop aufblicken.
    Â»Kann ich Ihnen helfen, Doktor?«, fragte der Beamte ruhig und höflich.
    Julian deutete auf seinen Ausweis. »Ich bin einer der Ärzte, die Miss O’Neill behandeln. Ich muss sie untersuchen.«
    Der Polizist kniff die Augen zusammen, überprüfte Ju­lians Lichtbildausweis und musterte genau sein Gesicht. Dann blickte er auf sein Clipboard und trat zur Seite. »Ihr Name ist auf der Liste, Doktor. Sie können reingehen.«
    Â»Ich danke Ihnen.«
    Â»Aber ich muss Sie begleiten.«
    Das passte Julian eigentlich gar nicht. Einmal angenommen, McKenzie war wach? Sie würde sich bestimmt an ihn erinnern. Er hatte ihr während seiner Experimente verschiedene Medikamente gegeben, es aber nicht für nötig ­gehalten, ihr eins zu geben, das Amnesie auslöste. Er hatte gehofft, mit ihr allein zu sein. Nun saß er in der Falle. Seine einzige Hoffnung war nun, dass sie immer noch bewusstlos war.

43    Sami programmierte ihr Bürotelefon so, dass alle Anrufe automatisch in Captain Davisons Büro ankamen. Zwei Techniker vom Fernmeldewesen hatten es schon verwanzt und hofften nun darauf, dass Sami den anonymen Anrufer lange genug am Telefon festhielt, um seinen Anruf zurückverfolgen zu können. Denn schließlich könnte dieser Kerl auch der Serienkiller sein.
    Vier von Samis Kollegen saßen mit ihr im Büro und warteten sehnsüchtig darauf, dass das Telefon klingelte, wobei sie nicht besonders gesprächig waren. Wenn der Anruf seriös war, könnte er für die Ermittlung den Durchbruch bringen. Der Captain saß an seinem Schreibtisch, schaukelte vor und zurück und zog an einer Zigarette. Al saß vornübergebeugt in einer Ecke des Büros und sah aus wie ein Schuljunge, der wegen schlechten Benehmens bestraft worden war. Sie hatten beschlossen, dass Al den Anruf zurückverfolgen und versuchen sollte, den Standort herauszufinden. Sami war nicht schockiert darüber, dass auch D’Angelo mit von der Partie war. Eigentlich hatte sie damit gerechnet. Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen mit dem Arschloch ging sie davon aus, dass er sie mit seinem herablassenden Grinsen und seinen bissigen Bemerkungen entmutigen wollte. Aber sie hatte eine kleine Überraschung für ihn parat. Richard Osbourn, der neben ihr saß, war hier, um zu lernen.
    Â»Dies könnte dein großer Tag werden, Detective Rizzo«, sagte D’Angelo. »Dein Name könnte als Mordkommissions-­Detective des Jahres am Himmel erscheinen.«
    Â»Ich danke für das Vertrauen«, erwiderte sie, »aber mein Ego hat keine Fanfaren nötig.«
    Â»Nun komm schon, Sami«, meinte D’Angelo, »wir mögen es doch alle, wenn man uns ein bisschen auf den Rücken klopft.«
    Jetzt konnte sie ihren Mund nicht länger halten. »Dann sag du mir doch noch mal, warum du eigentlich hier bist, Detective, da du es doch ausdrücklich abgelehnt hast, bei dieser Ermittlung mitzumachen?«
    Davison lehnte sich vor und wollte offenbar unbedingt D’Angelos Antwort hören.
    Â»Ich wollte dir nicht die Schau stehlen. Ich habe genügend Erfolg gehabt. Ich bin am Ende meiner Karriere und möchte einen ruhigen Abgang haben.«
    Ruhig?
    Â»Weißt du, was ich ziemlich komisch finde, Chuck?«, sagte Sami. »Du weißt doch, wie unser neues Telefonsystem funktioniert, oder?«
    D’Angelo sah verdutzt aus. »Wenn ich ehrlich bin, kenne ich mich mit dem Nötigsten aus und schere mich nicht um all den neumodischen Schnickschnack. Willst du’s mir vorführen?«
    Â»Eigentlich will ich dir nur von einer sehr interessanten Funktion erzählen.« Sie deutete auf das Telefon des Captains und blickte ihn fragend an: »Darf ich, Captain?«
    Â»Aber sicher.«
    Sie drehte das Telefon herum und drückte ein paar Tasten. Dann wandte sie sich wieder D’Angelo zu. »Diese neuen Telefone haben einen Memory-Speicher. Sie zeigen die letzten zwanzig Anrufe an und unterscheiden, ob ein Anruf

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