Keine Gnade
stand.
Noch zwanzig Schritte davor entdeckte er einen Polizisten neben der Tür.
ScheiÃe.
Er nickte dem Polizisten zu, lächelte, als ob sie alte Freunde wären, und ging an ihm vorbei zur Tür, als ob er jedes Recht der Welt dazu hätte. Gerade als er die Tür aufdrücken wollte, sprang der Beamte hoch und stellte sich ihm in den Weg. Julian war über eins achtzig groÃ, musste aber trotzdem zu dem Cop aufblicken.
»Kann ich Ihnen helfen, Doktor?«, fragte der Beamte ruhig und höflich.
Julian deutete auf seinen Ausweis. »Ich bin einer der Ãrzte, die Miss OâNeill behandeln. Ich muss sie untersuchen.«
Der Polizist kniff die Augen zusammen, überprüfte JuÂlians Lichtbildausweis und musterte genau sein Gesicht. Dann blickte er auf sein Clipboard und trat zur Seite. »Ihr Name ist auf der Liste, Doktor. Sie können reingehen.«
»Ich danke Ihnen.«
»Aber ich muss Sie begleiten.«
Das passte Julian eigentlich gar nicht. Einmal angenommen, McKenzie war wach? Sie würde sich bestimmt an ihn erinnern. Er hatte ihr während seiner Experimente verschiedene Medikamente gegeben, es aber nicht für nötig Âgehalten, ihr eins zu geben, das Amnesie auslöste. Er hatte gehofft, mit ihr allein zu sein. Nun saà er in der Falle. Seine einzige Hoffnung war nun, dass sie immer noch bewusstlos war.
43    Sami programmierte ihr Bürotelefon so, dass alle Anrufe automatisch in Captain Davisons Büro ankamen. Zwei Techniker vom Fernmeldewesen hatten es schon verwanzt und hofften nun darauf, dass Sami den anonymen Anrufer lange genug am Telefon festhielt, um seinen Anruf zurückverfolgen zu können. Denn schlieÃlich könnte dieser Kerl auch der Serienkiller sein.
Vier von Samis Kollegen saÃen mit ihr im Büro und warteten sehnsüchtig darauf, dass das Telefon klingelte, wobei sie nicht besonders gesprächig waren. Wenn der Anruf seriös war, könnte er für die Ermittlung den Durchbruch bringen. Der Captain saà an seinem Schreibtisch, schaukelte vor und zurück und zog an einer Zigarette. Al saà vornübergebeugt in einer Ecke des Büros und sah aus wie ein Schuljunge, der wegen schlechten Benehmens bestraft worden war. Sie hatten beschlossen, dass Al den Anruf zurückverfolgen und versuchen sollte, den Standort herauszufinden. Sami war nicht schockiert darüber, dass auch DâAngelo mit von der Partie war. Eigentlich hatte sie damit gerechnet. Aufgrund ihrer früheren Erfahrungen mit dem Arschloch ging sie davon aus, dass er sie mit seinem herablassenden Grinsen und seinen bissigen Bemerkungen entmutigen wollte. Aber sie hatte eine kleine Ãberraschung für ihn parat. Richard Osbourn, der neben ihr saÃ, war hier, um zu lernen.
»Dies könnte dein groÃer Tag werden, Detective Rizzo«, sagte DâAngelo. »Dein Name könnte als Mordkommissions-ÂDetective des Jahres am Himmel erscheinen.«
»Ich danke für das Vertrauen«, erwiderte sie, »aber mein Ego hat keine Fanfaren nötig.«
»Nun komm schon, Sami«, meinte DâAngelo, »wir mögen es doch alle, wenn man uns ein bisschen auf den Rücken klopft.«
Jetzt konnte sie ihren Mund nicht länger halten. »Dann sag du mir doch noch mal, warum du eigentlich hier bist, Detective, da du es doch ausdrücklich abgelehnt hast, bei dieser Ermittlung mitzumachen?«
Davison lehnte sich vor und wollte offenbar unbedingt DâAngelos Antwort hören.
»Ich wollte dir nicht die Schau stehlen. Ich habe genügend Erfolg gehabt. Ich bin am Ende meiner Karriere und möchte einen ruhigen Abgang haben.«
Ruhig?
»WeiÃt du, was ich ziemlich komisch finde, Chuck?«, sagte Sami. »Du weiÃt doch, wie unser neues Telefonsystem funktioniert, oder?«
DâAngelo sah verdutzt aus. »Wenn ich ehrlich bin, kenne ich mich mit dem Nötigsten aus und schere mich nicht um all den neumodischen Schnickschnack. Willst duâs mir vorführen?«
»Eigentlich will ich dir nur von einer sehr interessanten Funktion erzählen.« Sie deutete auf das Telefon des Captains und blickte ihn fragend an: »Darf ich, Captain?«
»Aber sicher.«
Sie drehte das Telefon herum und drückte ein paar Tasten. Dann wandte sie sich wieder DâAngelo zu. »Diese neuen Telefone haben einen Memory-Speicher. Sie zeigen die letzten zwanzig Anrufe an und unterscheiden, ob ein Anruf
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