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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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wieder lange still. »Kann ich bitte Ihre Telefonnummer haben, Detective?«

    Â»Wir haben gerade einen Anruf von Doktor Fisher bekommen«, sagte Doktor Hastings. »Er kann in weniger als achtundvierzig Stunden hier sein.«
    Julian saß in Hastings’ Büro und war irgendwie erleichtert, dass er achtundvierzig Stunden Zeit hatte, sich um alles zu kümmern, obwohl er immer noch nicht wusste, wie er das Problem letztendlich lösen würde. Was die Dinge noch ­zusätzlich erschwerte, war der Polizist, der an ihrer Tür postiert war und der seine Optionen sicherlich noch einschränkte. Er musste zu einer Lösung kommen, noch bevor McKenzie operiert wurde. Egal wie erfahren ein Chirurg auch war, er konnte unmöglich während einer OP absichtlich pfuschen, ohne dass es seinen Kollegen auffiel.
    Â»Auf Basis der medizinischen Fakten, die wir Fisher weitergeleitet haben, wie sieht es seiner Meinung nach aus?«, wollte Julian wissen.
    Â»Nun, so groß seine Erfahrung im Zusammenhang mit stressbedingter Kardiomyopathie auch ist, er kann uns keine große Hoffnung machen.«
    Â»Das ist keine gute Nachricht«, antwortete Julian.
    Â»Fishers Einschätzung nach führt – egal was wir auch unternehmen – kein Weg an einer Transplantation vorbei. Ihre Troponinwerte sind stark erhöht: 425 Nanogramm pro Milliliter. Wie Sie wissen, ist bei einem Wert von 500 ihr Herzmuskel praktisch tot. Bei ihr liegen zu viele lebensge­fähr­liche Probleme vor, die behandelt werden müssen. Der chirurgische Eingriff, den wir vornehmen wollen, ist eigentlich nur dazu da, sie am Leben zu erhalten, bis wir einen passenden Spender gefunden haben.«
    Nun gut, dann werde ich alles in meiner Macht Stehende unternehmen, dass sie es nie auf den Operationstisch schafft.

    Â»Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund dafür«, drohte Richter Foster. »Was ist so wichtig, dass Sie mich um die halbe Welt herum belästigen, Detective?«
    Â»Hat Helga es Ihnen nicht gesagt?«, fragte Sami.
    Â»Ich habe ihr keine Zeit dazu gelassen.«
    Â»Es tut mir sehr leid, Sie bei Ihrem Urlaub zu stören, aber …«
    Â» Urlaub ? Denken Sie wirklich, ich mache Urlaub, kurz nachdem meine Tochter ermordet worden ist?«
    Â»Tut mir leid, Richter, aber das hat mir Helga so erzählt.«
    Â»Helga kocht und putzt. Mehr nicht. Ich teile nicht mein persönliches Leben mit ihr.«
    Sami war neugierig, was der Richter – so wie er sich ausgedrückt hatte – um die »halbe Welt herum« zu tun hatte, wenn er nicht im Urlaub war. Aber sie traute sich nicht zu fragen. »Okay, Richter Foster, was auch immer Sie zu tun haben, ich hoffe …«
    Â»Da im Augenblick so viele Menschen ein plötzliches Interesse an meinen persönlichen Aktivitäten haben, erzähle ich Ihnen, Detective Rizzo, was ich mache. Wussten Sie, dass weltweit über eine Milliarde Menschen schmutziges, mit Bakterien verseuchtes Wasser trinken?«
    Â»Nein, Richter.«
    Â»Es ist eine erbärmliche Tatsache. Und einer der schlimmsten Flecken auf der Erde sind die Fiji-Inseln. Von dort rufe ich Sie gerade an. Ich gehöre dem Vorstand einer Organisation an, die Clean Water International heißt. Wir organisieren Einsätze in Gegenden, wo Menschen dringend sauberes Wasser benötigen. Freiwillige richten hier ein einfaches, aber ausgeklügeltes Filtersystem ein, das schmutziges Wasser in neunundneunzig Prozent reines Trinkwasser umwandelt. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Kinder jeden Tag an der Ruhr sterben? Die Zahl ist gigantisch.« Seine Stimme wurde plötzlich sanfter. »Ich kann verstehen, war­um es merkwürdig wirkt, dass ich San Diego verlassen habe, während der Mörder meiner Tochter sich noch auf freiem Fuß befindet. Aber um ehrlich zu sein, ich konnte diese Stadt nicht länger ertragen. Meine ganze Familie denkt, dass ich von der Rolle bin, und vielleicht bin ich es auch. Doch hier in Fiji zu arbeiten, diesen armen Menschen zu helfen, gibt mir jeden Morgen einen Grund aufzustehen.« Jetzt wirkte seine Stimme zittrig.
    Sami konnte hören, wie er schwer ins Telefon atmete. Sie nahm an, dass es schwer für ihn war, Gefühle zu zeigen. Von ihrer Erfahrung mit Richtern her wusste sie, dass die meisten von ihnen knallhart waren, und seine Geschichte berührte sie. Doch im Moment musste sie sich auf ihr Anliegen

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