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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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unabhängig von den Konsequenzen. Aber er war sich nicht im Klaren, ob er die Hotline anrufen oder versuchen sollte, Detective Rizzo direkt zu erreichen. Nach sorgfältigem Abwägen befürchtete er, dass sogar bei der heutigen modernen Technologie immer noch ab und zu Mitteilungen im Cyberspace verloren gingen, und er erkannte, dass mit jedem Augenblick, den er vergeudete, eine weitere unschuldige Person in Gefahr war. Er musste etwas unternehmen.

    Nachdem Doktor Chung Sami und Al versichert hatte, dass es höchst unwahrscheinlich war, dass McKenzie vor ihrer Operation das Bewusstsein wiedererlangen würde, ließ Captain Davison die Detectives das Krankenhaus verlassen – wenigstens fürs Erste. Dafür ordnete er an, dass vor dem Krankenhauszimmer von McKenzie rund um die Uhr ein Polizeibeamter postiert war. Der Reanimator hatte in der Zwischenzeit sicher gehört, dass die junge Frau überlebt hatte, und Sami war erleichtert, dass das Department für ihre Sicherheit sorgte.
    Sami und Al fuhren getrennt vom Revier nach Hause, erreichten aber fast zur gleichen Zeit die Zufahrt. Um eine weitere emotionale Aussprache mit Al zu vermeiden, hatte Sami gehofft, ihn auf dem Nachhauseweg zu schlagen, für ein paar Stunden Schlaf in ihrem Schlafzimmer verschwinden zu können, um dann wieder zum Revier zurückzu­fahren. Wenn sie ihren Widerwillen gegen Al bedachte, hatte sie keine Ahnung, warum sie ihm eigentlich angeboten hatte, auf der Couch zu schlafen. Ganz offensichtlich hatte sie sich das nicht sorgfältig genug überlegt, bevor sie ihm das Angebot gemacht hatte, und sich nicht vorstellen ­können, wie unwohl sie sich fühlen würde. Im Moment wollte sie ihn nicht darum bitten zu gehen, aber sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um sich von ihm fernzuhalten – ausgenommen natürlich während ihrer Polizei­arbeit .
    Sami küsste ihre Mutter auf die Wange, drückte Emily kurz und beugte sich zu Angelina und küsste sie auf die Stirn. Da sie längere Gespräche vermeiden wollte, sagte sie nur: »Tut mir leid, meine Lieben, aber ich hatte eine lange Nacht und muss dringend schlafen.« Sami sah auf ihre Uhr. »Wenn ich nicht bis halb elf wieder auf bin, weckt mich bitte.«
    Sie ging in ihr Schlafzimmer, setzte sich einen Augenblick auf ihr Bett und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Gerade als sie sich hinlegen wollte, klingelte ihr Handy.
    Â»Hier ist Detective Rizzo.«
    Â»Hi, Sami, hier ist Richard Osbourn. Tut mir leid, dich zu stören – ich weiß, dass Al und du die ganze Nacht im Krankenhaus gewesen seid, aber es ist wirklich wichtig.«
    Samis erster Gedanke war, dass McKenzie O’Neill etwas zugestoßen war. »Versaue mir nicht den Morgen, Richard. Es reicht jetzt schon.«
    Â»Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass es dir deinen Morgen retten wird.«
    Â»Ich höre.«
    Â»Wir haben einen Anruf von einem Typen bekommen, der behauptet, dass er Informationen hat, die die Identität unseres Täters aufdecken werden. Aber er will nur mit dir sprechen. Und er besteht darauf, anonym zu bleiben.«
    Sami hätte sich gern darüber gefreut, aber wie oft hatte sie in all den Jahren schon diese Story gehört, und hinterher war es doch nur blinder Alarm gewesen? »Ist er über die Hotline reingekommen?«
    Â»Er kam über deinen Anschluss im Büro.«
    Â» Meinen Anschluss? Also kam diese heiße Spur von einem Kerl, der anonym bleiben will und sich nicht um die Zehntausend-Dollar-Belohnung schert?«
    Â»Sieht so aus.«
    Â»War er lange genug am Telefon, um den Anruf zurückverfolgen zu können?«
    Â»Negativ.«
    Â»Wie kann ich ihn erreichen?«
    Â»Er sagte, dass er Punkt zwölf wieder anruft.«
    Â»Danke, Richard. Ich werde so gegen elf da sein.«

    Julian war um halb zwölf im Krankenhaus, eine Stunde vor seinem verabredeten Treffen mit Doktor Hastings, um McKenzie O’Neills Fall durchzugehen, die vorgeschlagene Operation zu diskutieren und die Hilfe von Doktor Fisher in San Francisco zu koordinieren. Er zog seinen Kittel über, steckte sich seinen Lichtbildausweis an, hängte sich ein Stethoskop um den Hals und steuerte die Intensivstation an. Er war nervös und ein wenig zittrig, und er hoffte, auf dem Weg zu McKenzies Zimmer keinen anderen Kardiologen zu begegnen. Er war überzeugt, dass ihm seine Schuld ins Gesicht geschrieben

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