Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Ich bin’s, Amelie. Bist du gerade beschäftigt?« Hastig redete sie weiter, ohne ihm Zeit für eine Antwort zu lassen: »Hör zu, ich brauche deine Hilfe. Ich habe eine Superidee für die Fast-Love-Kampagne, und Duncan hängt in Cardiff fest, er kann mir also nicht helfen – könntest du vielleicht kommen und sehen, ob sich was draus machen ließe?«
»Bin in einer halben Stunde bei dir.«
Um Punkt 19:29 Uhr stand Josh Grant auf ihrer Türschwelle. Sein Auto hatte er direkt vor ihrer Wohnung geparkt.
»HI!«, kreischte Amelie, die vom Koffein ganz überdreht war. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Er war gekommen. Ihr Retter. »Komm rein! Komm rein!«
Sie winkte ihn herein und fragte: »Willst du was zu trinken? Ich wollte gerade frischen Filterkaffee machen.«
»Ach, ich habe uns ein paar übriggebliebene Red Bulls aus Wing mitgebracht – es hörte sich an, als würde das eine lange Nacht werden. Ich glaube, ich mache mir eine davon auf. Hast du schon was gegessen?«
Essen hatte Amelie total vergessen. »Nein, aber ich hab keinen Hunger – mein Kopf ist viel zu voll. Aber ich tue die Dosen hier mal in den Kühlschrank. Kann ich dir was zu essen bringen?«
Josh lehnte dankend ab, und Amelie brachte die Dosen erleichtert in die Küche – sie hätte sowieso nichts Essbares im Haus gehabt, wie ihr wieder einfiel. Während sie Kaffee aufbrühte, schaute Josh sich im Wohnzimmer um. Sein Blick glitt über die Papiere auf dem Boden und fiel dann auf die Reisefotos an den Wänden und die Erinnerungsstücke. Er schaute sich die Fotos genauer an. Einige der Strände kannte er, den in Goa zum Beispiel und die Wasserfälle in Laos. Ein Foto schien es ihm besonders angetan zu haben, denn er kehrte immer wieder dorthin zurück. Auf dem Bild war eine fröhliche, braungebrannte Amelie zu sehen, die im Kreise ihrer Freunde am Strand von Bondi Beach saß, in der einen Hand einen Smoothie, in der anderen einen zerfledderten Roman. Er hatte sie noch nie so glücklich, so sorglos, ja unschuldig gesehen – hatte nicht geglaubt, dass sie dazu fähig wäre. Und dennoch – das Funkeln in ihren Augen kannte er …
In diesem Augenblick betrat Amelie das Wohnzimmer und merkte wie sie rot wurde. Ausgerechnet dieses Foto musste er anschauen, auf dem sie diesen fürchterlichen alten rosa Bikini anhatte. »Ach, schau bloß nicht zu genau hin, die sind so alt! Wird höchste Zeit, dass ich die Fotos mal abnehme.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder? Ich finde sie toll. Besonders die Strandaufnahmen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das Meer fehlt.«
Amelie nickte verständnisvoll und reichte Josh eine Tasse Kaffee.
»Danke, wie nett«, sagte er. »Also, was ist nun mit deiner Superidee?« Josh schaute Amelie erwartungsvoll an. »Nur heraus damit! Ich war auf der ganzen Fahrt hierher schon total gespannt.«
»O nein – ich hoffe, du erwartest nicht zu viel – ich will nicht, dass du enttäuschst bist, wenn du siehst, dass es vielleicht doch nicht so gut ist...« Amelie schaute ihn nervös an, doch dann fiel ihr ein, wie sie sich heute früh gefühlt hatte, als ihr die Idee kam. Immerhin war es eine Fünf-Uhr-Früh-Idee gewesen, das durfte sie nicht vergessen. Ihrer Erfahrung nach waren Ideen, die man in aller Herrgottsfrühe hatte, immer die besten.
Nachdem sie sich vor ihren nun sauber geordneten Blätterstapeln aufgebaut hatte, erzählte Amelie Josh von ihren Erfahrungen und Einsichten in Bezug aufs Speed-Dating. Und wie an diesem Wochenende all diese Erfahrungen, auch was das wahre Leben betraf, in einer Art Erleuchtung gegipfelt hatten. Sie hatte erkannt, dass es im Grunde – neben allen anderen Aspekten – vor allem um den Funken ging. »Siehst du, der Fast-Love-USP ist folgender: Es geht darum, nach dem Funken zu suchen... nach dem Knistern zwischen zwei Menschen, der Chemie... logisch, oder, denn, wie jeder weiß, entweder es funkt zwischen zwei Menschen oder es funkt nicht!«
Josh musterte sie mit einem rätselhaften Blick und nickte dann. »Ja, vollkommen logisch. Sprich weiter.«
Amelie fuhr lächelnd fort: »Entschuldige, ich fasle, wenn ich nervös bin. Jedenfalls, genug der Vorrede. Ich habe hier eine ganze Menge kleinerer Ideen, wie sich dieses Hauptkonzept in alle Medienbereiche übertragen ließe.« Sie wies mit einer Handbewegung auf die Blätterstapel hinter ihr. »Aber all das basiert auf meiner SUPERIDEE...« Amelie hielt inne, musterte Josh nervös und grinste. »Die beste, beeindruckendste Art und
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