Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

dabei.«
    »Das wäre toll, ja danke, wenn’s dir nichts ausmacht«, sagte Amelie dankbar. Sie dachte bei sich, während sie ihm half, die Papierstapel in Tüten zu verstauen, dass es ihr nach allem, was sie gemeinsam geschafft hatten, nachdem er sie buchstäblich in letzter Sekunde gerettet hatte, richtig leidtat, ihn jetzt gehen zu sehen.
    »Wir geben ein gutes Team ab, nicht?«, sagte er zögernd, als könne er ihre Gedanken lesen.
    Sie gingen hinaus in den Flur, und Amelie nahm Joshs Jacke mit einem nachdenklichen Lächeln vom Haken. »Niemand ist mehr überrascht, als ich... aber ja, ich glaube, du hast Recht. Danke, dass du zu meiner Rettung gekommen bist.«
    Josh schlüpfte in seine Jacke. »Unsinn – ich habe dir zu danken. Dass du die Agentur gerettet hast – aber was rede ich da? Man sollte das Schicksal nicht herausfordern. Wir wissen nicht, was der Vormittag bringen wird, aber immerhin haben wir nun eine reale Chance, den Auftrag zu gewinnen. Und das haben wir dir zu verdanken, Amelie.«
    Amelie lächelte erleichtert und sagte: »No worries, mate. Ich musste einfach mein Bestes geben. Ich hoffe, es zahlt sich aus! Nun, wir sehen uns dann im Büro.«
    Da streckte Josh seine Hand aus. »Es ist eine wunderbare Idee. Wirklich, du solltest stolz auf dich sein.«
    Amelie hatte ihm gar nicht zugehört; ihr Blick war auf seine Hand gerichtet. Sie fragte sich, was er wollte – sollte sie sie schütteln? Wäre es unhöflich von ihr, es nicht zu tun? Wie in Zeitlupe streckte auch sie ihre Hand aus, doch in diesem Moment zog er die seine zurück. Jetzt stand sie da, mit ausgestreckter Hand. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wieder zurückziehen? Das wäre noch peinlicher gewesen. Doch in diesem Moment streckte Josh seine Hand wieder vor und ergriff die ihre. Es kam ihr vor, als würden sie Händchen halten, nicht einander die Hand schütteln. Amelie fühlte sich genötigt, etwas zu sagen, um die Peinlichkeit, die Intimität des Moments zu überbrücken. »Danke für deine Hilfe. Danke für alles«, sagte sie gestelzt, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Dann bis später, okay?« Und sie schüttelte seine Hand, als wolle sie damit einen Pakt besiegeln. »Nicht viel später«, fügte sie lachend hinzu, als sie sah, dass es bereits sieben Uhr morgens war.
    »Ja«, antwortete Josh ebenso sachlich und ließ ihre Hand los. »Ich werde sofort eine dringende Sitzung einberufen, um alle über die Änderungen in Kenntnis zu setzen.«
    »Ja, gute Idee. Wir sehen uns dann in ein, zwei Stunden«, sagte Amelie.
    Josh lächelte sie an, und ihre Blicke verhakten sich sekundenlang. »Bis dann«, sagte er. Er machte die Tür auf und ging zum Auto. Amelie trat in den Türrahmen und winkte ihm hinterher. Dann blieb sie noch einen Augenblick stehen und schaute zu, wie die Sonne über St. John’s Wood aufging.

21. KAPITEL
    Die Präsentation
    Datum: 14. Februar, 8:06 Uhr
    Absender: Grant, Joshua
    An: Alle (alle Abteilungen)
    Wichtigkeit: Hoch
    Re: Fast Love – Dringende Sitzung, Konferenzraum, Erdgeschoss, 9:30 Uhr
     
     
    Einen guten Morgen, allerseits!
    In der vergangenen Nacht haben sich ein paar wichtige Änderungen an der Fast-Love-Kampagne ergeben, die dem Klienten heute präsentiert wird. Amelie Holden und ich haben eine völlig neue Kampagne ausgearbeitet, eine Kampagne, die uns, wie ich glaube, eine echte Chance geben wird, die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.
    Bitte seid bis spätestens 9:30 Uhr im Konferenzsaal, damit ich euch auf den neuesten Stand bringen kann.
    Die Klienten, eine Eva Frey (Marketing Director), Ted Matthews (Financial Director) und Maggie Rose (MD), werden gegen 12:15 Uhr hier eintreffen und zunächst einen kurzen Lunch am Büffet einnehmen. Danach findet die Präsentation statt. Bitte seid so gut und achtet darauf, den Empfangsbereich, die Toiletten und das Stiegenhaus ebenso makellos zu hinterlassen, wie sie im Moment sind. Und wer auf eine Zigarette nach draußen muss, mache dies bitte reichlich vor oder nach unserem Besuch. Ich möchte vermeiden, dass unsere Klienten von einer Horde rauchender, vor dem Eingang herumlungernder Mitarbeiter in Empfang genommen werden. Noch etwas: Wer sich freiwillig gemeldet hat, um bei der Dekorierung des Saals zu helfen, möge bitte nicht später als 10:30 Uhr unten erscheinen. Chloe und Fleur haben die Materialien bereits beisammen, und so wie es sich anhört, scheint es ganz toll zu werden.
    Wir sehen uns dann um 9:30 Uhr.
    Danke,
    Josh
    P.S.: Ich