Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Körper in die Vertikale und stützte ihren pochenden Brummschädel in die Hände. Dann hievte sie sich auf die Beine und ging in die Küche, um sich einen Eimer superstarken Kaffee zu machen.
Sie legte eine Miles-Davis-CD ein, weil sie das immer in die richtige kreative Stimmung brachte. Dann setzte sie sich, gewappnet mit einer Tasse Kaffee und einer Schüssel Müsli, an ihren Schreibtisch, stöpselte Internet und Telefon aus und schaltete ihr Handy ab.
Und wartete.
Fünf Minuten später starrte sie noch immer auf einen leeren Zeichenblock. Sie trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Nichts. Sie beschloss, das Internet wieder anzuschließen und ein wenig Bilder-Recherche zu machen.
17:00 Uhr und sie hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Doch nun saß sie in einem Meer von Ausdrucken, Notizzetteln und halbgaren Werbesprüchen. Sie war jetzt schon total erschöpft, dabei gab es noch so viel zu tun.
In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Duncan! Er war also doch noch zur Besinnung gekommen. Amelie sprang erleichtert auf, und ihr Herz begann sofort ein wenig ruhiger zu schlagen, jetzt wo sie wusste, dass sie ihren Helfer zurückhatte. Und einen ihrer besten Freunde obendrein.
Als sie jedoch aufmachte und Charlie vor sich stehen sah, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, konnte sie ihre Enttäuschung kaum verhehlen. »Überraschung!« Er umarmte sie und reichte ihr eine Tüte Brownies. »Wie geht’s meiner kleinen Wortkünstlerin?« Er küsste sie auf die Wange und schaute sie aus enorm geweiteten Pupillen an. Dann drängte er sich an ihr vorbei in die Wohnung.
»Ähm...« Amelie wusste nicht, was sie sagen sollte. Diese »Überraschung« hätte zu keinem ungelegeneren Zeitpunkt kommen können. »Hallo! Danke für die da«, sagte sie und deutete auf die Tüte, aus der ein köstlicher Duft nach frisch gebackenen Brownies aufstieg. »Die sehen herrlich aus, wie nett, dass du daran gedacht hast.« Sie deponierte sie auf der Küchenanrichte. »Möchtest du einen?«, rief sie Charlie zu, der sich soeben aufs Sofa setzte.
»Nein, danke. Hab im Moment noch keinen Hunger. Aber bald.«
»Okay. Dann einen Kaffee?«, fragte Amelie forsch, als hoffe sie, ihn schneller wieder loszuwerden, wenn sie ihn gefüttert und gewässert hatte.
»Jetzt noch nicht. Komm, setz dich zu mir, Süße. Hab dich ja ewig nicht gesehen!«
Amelie ging ins Wohnzimmer und setzte sich zögernd zu ihm aufs Sofa. Er beugte sich sofort über sie und begann sie abzuknutschen. Amelie reagierte zunächst nicht abweisend, doch schon bald wurde sie zappelig und machte sich von ihm los.
»Was ist? Freust du dich nicht, mich zu sehen?«, fragte er.
»Doch. Doch, natürlich. Aber – ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe im Moment total viel zu tun.« Sie deutete auf das Meer an Blättern, das den Teppich um ihren Schreibtisch herum bedeckte.
Charlie, der den Wink nicht verstand, zirpte: »Was ist es? Kann ich helfen?« Er ließ sich auf Hände und Knie nieder und begann in dem Blätterhaufen umherzukriechen. Amelie merkte, wie sie sich innerlich verkrampfte, und stand auf. »Nein, lass nur, es geht schon, danke.« Sie sah, wie er einen Entwurf aufnahm und vorzulesen und witzig auszuagieren begann. Amelies Miene verspannte sich. »Mir wäre es wirklich lieber, du würdest das lassen. Diese Blätter sind alle geordnet, sie helfen mir beim Denken. Es ist für die Präsentation morgen – ich hatte eine völlig neue Idee -, und es gibt noch so viel zu tun.«
»Ach so. Na gut, dann werde ich mich eben einfach hier hinsetzen und warten, bis du fertig bist. Ich hab meine Zeitung dabei, ich werde einfach lesen.« Dann fügte er scherzend hinzu: »Leise wie ein Heinzelmännchen – du wirst gar nicht merken, dass ich da bin!« Und mit diesen Worten schlug er The Stage auf und begann, die Füße auf dem Sofatisch, zu lesen. Amelie schüttelte benommen den Kopf und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
Sie hatte sich gerade wieder in ihre Arbeit vertieft, als sie plötzlich etwas in ihrem Nacken spürte. Sie hob die Hand, um die lästige Fliege, wie sie glaubte, zu verscheuchen, da merkte sie, dass Charlie hinter ihr stand und begonnen hatte, ihr sanft den Nacken zu massieren. Sie ließ ihn ein paar Sekunden lang gewähren, spürte wie sich die Anspannung in ihren Muskeln löste. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf nach vorne sinken. Nach etwa einer Minute begann er, sich ihren Schultern zu widmen. Sanfte Küsse auf ihren
Weitere Kostenlose Bücher