Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Wohnung, als wir an dem Pitch arbeiteten... ich hab noch nie eine solche Zuneigung und zugleich Bewunderung für einen Menschen empfunden wie für dich, Amelie... du faszinierst mich, du... ich weiß, du hältst mich jetzt wahrscheinlich für einen Spinner, einen Psychopathen, und ich hätte all das wirklich nicht sagen sollen... ich bin der unmöglichste Boss, den du je hattest. Tut mir leid. Ich gehe jetzt besser.«
Amelies Stimmbänder waren wie gelähmt. Auf einmal war sie wieder sieben Jahre alt und stand vor all den lärmenden, selbstbewussten Jungpfadfindern, die mühelos ihre Lebensgeschichten zum Besten gaben. Abermals hatte sie die Beherrschung über ihre Sprechwerkzeuge verloren. Stumm stand sie da, wie vom Donner gerührt. Und auf einmal wurde ihr etwas klar. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch – sie waren da nicht aus Nervosität oder weil sie inspiriert war. Sie waren da wegen Josh.
»Am?«, fragte Josh unsicher. Sie sagte immer noch nichts; in ihren Augen stand ein Ausdruck totaler Verwirrung, totalen Gefühlschaos’. »Du hasst mich«, konstatierte Josh. »Das ist offensichtlich. Ich hab dich zutiefst gekränkt. Es tut mir so leid. Ich bin ein schrecklicher Schuft. Sag’s ruhig dem Vorstand, dann wird man mir einen Tritt geben. Fair enough – ich hab’s nicht anders verdient. Ich gehe jetzt und hole meine Jacke.«
»Schhhhhh«, flüsterte Amelie. Sie blickte zu ihm auf und ein strahlendes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. Als Josh dies sah, blieb er wie verzaubert stehen, dann trat er zögernd näher, nahm Amelie behutsam in die Arme. Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange, und er schaute sie bewundernd an.
»Ich werde nicht zulassen, dass man dich entlässt«, wisperte sie und trat einen Schritt zurück. »Noch nicht, jedenfalls.« Sie blickte zu ihm auf und lächelte wissend. Er nahm sie in die Arme und küsste sie wissend.
»So«, sagte Josh, als sie sich geraume Zeit später voneinander lösten. Er streichelte über Amelies Haar, und sie schauten einander lächelnd tief in die Augen. »Was wolltest du mir sagen?«
23. KAPITEL
Ein Funke, der niemals erlöscht
Meeting Room 4, Dienstag, 15. Februar, 17:30 Uhr
Hurra! Wir haben den Auftrag bekommen! Das wär’s also, oder? THE END.
Und doch bleibt noch so viel zu sagen. In den letzten Tagen ist so viel geschehen... wo anfangen? Sitze hier im Nellie und warte auf Duncan, um die Bombe platzen zu lassen. Und es ist eine Bombe. Nachdem ich mir wochenlang ein Bein ausgerissen habe, um unsere Jobs zu retten, und nachdem ich nun, als Ergebnis unserer erfolgreichen Präsentation, eine traumhafte Beförderung angeboten bekommen habe – will ich nicht mehr. Hab’s mir anders überlegt. Drei Jahre LGMK reichen mir, ich brauche eine Luftveränderung. Ehrlich, ich wollte das gar nicht, es ist einfach so passiert.
Es fing alles damit an, dass Duncan und ich uns vor ein paar Wochen mit zwei Headhuntern getroffen haben, weil wir um unsere Jobs fürchteten. Eine davon, Natasha mit Namen, war wirklich nett und richtig auf Zack. Sie meinte, es wäre in der Tat eine besonders gute Zeit für Copywriter, der Arbeitsmarkt böte viele Möglichkeiten. Und sie schlug mir diese Stelle vor, meinte, das wäre was für mich – aber ich hatte das Ganze vollkommen vergessen, bis sie mich vor ein paar Tagen anrief und drängte, zu diesem Vorstellungsgespräch zu gehen. Ich ging also. Und wie sich herausstellte, war es ein fantastischer Job, eine einmalige Gelegenheit, eine Arbeit, auf die ich mich riesig freue. Das Problem ist, der Job ist nur für einen, und das bedeutet, dass ich Duncan nach sechs gemeinsamen Jahren verlassen muss. Es bricht mir zwar das Herz, aber ich weiß, dass ich das Richtige tue; ich wollte schon längst weg. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich eine Entscheidung getroffen, ohne von Unentschlossenheit und Zweifeln geplagt zu werden. Ja, ich muss raus, fort aus der Scheinwelt der Werbeindustrie, bevor ich noch ganz gaga werde ...
Dort, wohin ich gehe, wird es ein wenig ruhiger zugehen. Ich werde wissen, worüber ich schreibe, und es wird sich nicht alles um die Kunst der Präsentation, um heiße Luft, um den Verkauf irgendeines Unsinns drehen. Dort, wo ich hingehe, werde ich morgens aufstehen können und wissen, dass ich etwas Sinnvolles, etwas Wertvolles verkaufe, etwas Schönes, Lebensbejahendes. In einem Monat werde ich in der Welt der Bücher, in der Welt des Verlagswesens arbeiten, o ja. Ich werde
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