Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
gibt’s?« Sie warf Duncan einen nervösen Blick zu.
»Nun, heute muss wahrhaftig ein Glückstag sein.« Duncan grinste dümmlich und verriet ihr dann, was er ihr schon die ganze Zeit hatte sagen wollen. Er hatte endlich das große Los gezogen. Buchstäblich. Den ganzen Tag hatte er seine Rubbelkarten mit sich rumgeschleppt und in all der Aufregung ganz vergessen gehabt. Erst nachdem sie draußen im Park gesessen hatten, waren sie ihm wieder eingefallen. »Und du wirst es nicht glauben«, rief er aufgeregt, »ich hab gewonnen!«
Amelie war schockiert darüber, dass sich seine Obsession schon wieder bezahlt gemacht hatte. Laut sagte sie jedoch: »Toll! Gratuliere!« Insgeheim durchwühlte sie bereits ihren geistigen Aktenschrank auf der Suche nach Bekannten, die ihm eine Suchtklinik oder einen Workshop empfehlen könnten.
»Nein, Amelie. Ich hab wirklich gewonnen...« Er beugte sich vor und flüsterte ihr den Betrag ins Ohr. Amelie schnappte nach Luft. »O mein Gott!!! Das ist ja fantastisch! Mann, darauf müssen wir anstoßen!« Alle hoben ihre Gläser – es musste das fünfte Mal in dieser Stunde sein – und stießen mit lauten Glückwünschen an.
In diesem Moment trat Josh auf den Balkon hinaus, begrüßte alle und hielt eine kleine Gratulationsrede. Kurz darauf schaute Duncan eifrig in Amelies Richtung. Als er sah, dass Max und Chloe abgedriftet waren und Amelie nun allein dastand, fing er ihren Blick auf und wollte gerade zu ihr gehen, als Josh sich plötzlich zwischen sie drängte. Duncan sah, wie er Amelie herzlich umarmte, wie Amelie sofort nervös zu plappern begann und wie die beiden sich rasch in ein Gespräch vertieften. Duncan zuckte die Achseln und nahm sich fest vor, sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit beiseitezunehmen. Damit machte er sich auf die Suche nach Max und Chloe.
Josh und Amelie tauten derweil, nicht zuletzt wegen des reichlich fließenden Champagners, zunehmend auf. Belustigt erinnerten sie sich an Joshs erste Zeit in der Agentur. »Ich muss zugeben, dass ich anfangs nicht gerade begeistert von dir war«, gestand Amelie, der der Sekt die Zunge löste. »Kindisch von mir, zugegeben, aber ich hatte anfangs wirklich einen ganz falschen Eindruck von dir – ich hielt dich für einen arroganten australischen Bastard!«
Josh wirkte verletzt, doch er musste lachen, als Amelie hastig fortfuhr: »Aber ich weiß jetzt, wie sehr ich mich geirrt habe! Ich weiß, wir arbeiten noch nicht sehr lange zusammen, aber du warst mir ein toller Mentor, und ich bin dir aufrichtig dankbar. Jetzt bin ich froh, dass du gekommen bist. Tut mir leid, dass ich anfangs so distanziert war...«
»Distanziert!«, rief Josh in gespielter Empörung. »Du warst der reinste Eisberg!«
»Sorry«, sagte Amelie peinlich berührt. »Aber ich hasste dich dafür, dass du meine geliebte Jana verdrängt hast.... ich weiß, ich weiß, es war nicht deine Schuld. War sicher nicht leicht, in ihre Fußstapfen treten zu müssen – ehrlich, es tut mir leid, dass ich dir das Leben anfangs so schwer gemacht habe.«
»Ach, hör auf. Im Gegenteil, du hast mein Leben interessanter gemacht. Ich hab unsere kleinen Kräche über dies und jenes richtig genossen, es hat...«
»... dem öden Büroalltag Würze gegeben?«, grinste Amelie.
»Ja, so was in der Art«, gestand Josh und füllte Amelies Glas auf. Als er sich umsah, um zu sehen, wem er sonst noch nachschenken konnte, merkte er, dass sich der Balkon sichtlich geleert hatte. Offenbar hatten alle irgendwelche romantischen Valentinstag-Verabredungen. Chloe und Duncan waren noch da, lehnten nebeneinander an der Balkonbrüstung und teilten sich eine Zigarette. Kurz darauf schlüpfte Chloe in ihren Mantel, und Duncan trat auf Amelie zu, um ihr mitzuteilen, dass er Chloe zum Essen ausführen wolle. »Hab mich bloß noch nicht entschieden, wohin: Oxo Tower oder The Ivy, was meinst du? Muss schließlich meinen Gewinn verkloppen«, scherzte Duncan.
»Hmmm, beides zu empfehlen. Aber versuch da mal, einen Tisch zu kriegen!«, sagte Amelie und wünschte den beiden viel Spaß. Dann gab sie Duncan einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Sei vorsichtig... gib nicht gleich alles auf einmal aus!«
Als die beiden gingen, wandte sich Josh Amelie zu und sagte beiläufig: »Und du? Hast du keine heiße Valtentinstag-Verabredung?«
»Ich?«, lachte Amelie. »Nein, ich hab alle meine Verehrer vergrault – die letzten zwei zumindest. Aber ich hab das Richtige getan. Keiner von beiden war der
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