Keine Kuesse für den Boss
gesehen zu haben. In eisigem Schweigen gingen sie die Treppe zur Etage der Geschäftsleitung hinauf. Im Büro der Personalleiterin angekommen, wurde Dani kein Stuhl angeboten.
„Ihre Zeitarbeitsfirma hat sich bei uns gemeldet“, begann der Drache jetzt. „Es scheint ein Problem mit ihrer Personalakte zu geben.“
„Was für ein Problem denn?“ Plötzlich wurde Dani kalt. Es konnte doch wohl nicht um ihren Vater gehen? Sie hatte trotz seiner kriminellen Machenschaften in Australien nie Probleme mit den Sicherheitschecks gehabt. Man hatte festgestellt, dass Dani ebenso wie die anderen, die er ausgenommen hatte, sein Opfer gewesen war. Gab es in Neuseeland vielleicht andere Bestimmungen?
„Das weiß ich nicht genau“, erwiderte die Frau so gefühllos wie ein Roboter. „Es bedeutet allerdings, dass wir Sie nicht weiter bei uns beschäftigen können.“
„ Was ? “ Dani durfte diese Stelle auf keinen Fall verlieren! Sie besaß nur noch fünfzig Dollar, weil sie übereilt nach Neuseeland gekommen war, ohne vorher etwas anzusparen. Sie war einfach so einsam gewesen und hatte sich so sehr gewünscht, ihn zu finden.
„Sie können sich bei der Zeitarbeitsfirma das Geld für die Tage abholen, die Sie bei uns gearbeitet haben“, fuhr die Frau kühl fort, für die die Angelegenheit offenbar schon abgeschlossen war. „Räumen Sie bitte umgehend Ihren Schreibtisch.“
„Ich soll jetzt sofort gehen?“ Dani war fassungslos. Als sie sich umwandte und hinausging, spannte sie ihren ganzen Körper an, damit man ihr Zittern nicht bemerken würde. Sie war absolut sicher, dass mit ihrer Akte alles in Ordnung war. Die Zeitarbeitsfirma war von ihren Fähigkeiten und ihrer Arbeitserfahrung sehr angetan gewesen. Die einzige mögliche Erklärung war, dass irgendjemand etwas gegen sie hatte – jemand Wichtiges .
Dani blieb stehen. Dann schluckte sie, drehte sich um und ging zu der Frau Mitte fünfzig mit der Bibliothekarinnenbrille, die wie eine Wächterin vor dem Allerheiligsten saß.
„Ist Mr Carlisle da?“ Obwohl Dani sehr entschlossen war, brachte sie kaum mehr als ein Flüstern zustande.
„Mr Carlisle ist außer Landes“, erwiderte seine Assistentin kühl, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Wie praktisch für ihn, dachte Dani misstrauisch. „Wann kommt er wieder?“
Die Frau betrachtete sie einen Moment lang durchdringend. „Soweit ich weiß, heute am frühen Nachmittag“, sagte sie dann.
Wenn ich schon weg bin, dachte Dani. Das konnte doch kein Zufall sein! War Alex der Vorfall so peinlich, dass er sie einfach loswerden wollte? Hatte er Angst davor, dass sie sich als Stalkerin entpuppen würde?
Ohne noch etwas zu sagen, drehte Dani sich um, marschierte den Gang entlang und dann die Treppen hinunter zum Großraumbüro. Sie beschloss, zur Zeitarbeitsfirma zu fahren und die Sache aufzuklären.
„Hallo, Danielle!“, sagte einer der jungen Banker, der nie zuvor mit ihr gesprochen hatte. Dann grinsten er und einige der anderen sich vielsagend an. Bestimmt hatten sie eine Wette geschlossen, die auf Danis Kosten ging. So etwas war für Dani nichts Neues. Doch sie warf ihm nicht einmal einen kühlen Blick zu, so sehr zog sich ihr vor Angst der Magen zusammen. Denn sie war noch keine zwei Wochen in Neuseeland, hatte so gut wie kein Geld mehr, und jetzt hatte sie auch noch ihren Job verloren!
Als Dani Jacke und Tasche holte und ihren Computer ausschaltete, war es in dem riesigen Büro so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Sämtliche Mitarbeiter starrten sie an, und die am anderen Ende des Raums waren sogar aufgestanden, um besser sehen zu können. Was um alles in der Welt war eigentlich los?
Auf keinen Fall wollte Dani sich anmerken lassen, dass ihr Herz wie verrückt schlug. Vor Verlegenheit war sie errötet, aber gehen konnte sie noch. Also ging – oder besser gesagt, rannte – sie zur Tür und dann die Treppen hinunter nach draußen.
Die Zeitarbeitsfirma war nur zehn Minuten entfernt – heute schaffte Dani den Weg in sieben. Dort angekommen, mit geröteten Wangen und außer Atem, musste sie eine Weile warten, was ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam.
„Was stimmt mit meiner Akte nicht?“, fragte sie, sobald sie hineingebeten wurde.
„Es gibt da verschiedene Probleme“, erwiderte ihre Ansprechpartnerin, ohne ihr in die Augen zu sehen. „Eins davon ist Fehlverhalten Ihrerseits.“
Verwirrt runzelte Dani die Stirn. „Was meinen Sie damit?“
Das Lächeln der Frau war alles
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