Keine Kuesse für den Boss
hatte.
Alex rief seine Assistentin in sein Büro. „Kelly, es geht um die Aushilfskraft, die letzte Woche noch am Huntsman-Projekt gearbeitet hat …“
Er unterbrach sich, denn die stets absolut professionelle Kelly war fast unmerklich errötet. Doch sie zog die Augenbrauen hoch, als hätte sie keine Ahnung, wovon er sprach.
„Eine junge Frau, klein, brünett, mit halblangen Haaren.“ Es war Alex sehr unangenehm, dass er nicht einmal wusste, wie die Frau aus dem Fahrstuhl hieß. „Du hast den Videoclip doch sicher gesehen, oder?“, fragte er und spürte, wie nun seine Wangen Farbe annahmen.
Kelly nickte. „Die Frau arbeitet nicht mehr hier.“
„Und warum nicht? Das Projekt ist doch erst in mehreren Monaten abgeschlossen!“
Alex brachte es nicht fertig, seiner Assistentin in die Augen zu sehen. Nie zuvor war ihm so etwas passiert. Im Privatleben hatte er viele Frauenbekanntschaften, aber bei der Arbeit war das etwas anderes. Und Kelly hatte schon für Samuel gearbeitet und davor für dessen Vater, sodass sie die Firma in- und auswendig kannte. Alex wusste noch, wie er als Kind einmal auf Samuel gewartet und sie ihm Papier gegeben hatte, damit er beschäftigt war. Alex hatte Papierflieger daraus gebastelt und damit auf Mitarbeiter gezielt. Kelly hatte ihn sehr strafend angesehen – ganz ähnlich wie jetzt.
„Ich weiß“, sagte sie jetzt ruhig. „Aber wir haben eine neue Aushilfskraft.“
Ihr vorwurfsvoller Blick gefiel Alex nicht. „Sage bitte Jo Bescheid, dass ich mit ihr reden möchte.“
Innerhalb einer Minute stand die Personalleiterin vor ihm.
„Wo ist die Zeitarbeiterin, die letzte Woche mit dem Huntsman-Projekt beschäftigt war?“
„Ihre Dienste wurden hier nicht mehr benötigt“, erwiderte Jo unbehaglich.
„Ach nein? Und warum wurde dann Ersatz für sie eingestellt?“
Gleich nach seiner Rückkehr war Alex, begleitet von wissenden Blicken, ins Großraumbüro geeilt. Doch zu seiner Enttäuschung hatte er dort eine ihm unbekannte Blondine entdeckt und nicht die zierliche Brünette, an die er seit Tagen ununterbrochen denken musste.
„In wessen Auftrag haben Sie die andere entlassen? Und warum, wenn ich fragen darf?“
Jo schien sich immer unbehaglicher zu fühlen. „Die Zeitarbeitsfirma hat sie abberufen, weil der Nachweis für ihren Schulabschluss fehlte.“
Alex spürte, wie er immer wütender wurde. „Dann arbeitet sie also nicht mehr für die Firma?“
„Nein, ich glaube nicht.“
Er musste tief einatmen, um sich zu beruhigen. „ Schulabschluss? “ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Aber wir hatten doch Nachweise für ihre Bankausbildung?“
„Ja.“
Mit anderen Worten: Das Ganze war nur ein Vorwand gewesen, um sie loszuwerden.
„Hiermit hat es also nicht zufällig etwas zu tun?“ Alex drehte den Bildschirm herum, sodass die Personalleiterin das Standbild der Videoaufzeichnungen aus dem Fahrstuhl sehen konnte. Sofort lief sie tiefrot an.
Alex lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme, sodass man seine zu Fäusten geballten Hände nicht sehen konnte. „Ich nehme an, inzwischen haben alle im Unternehmen diese Aufnahmen gesehen. Und Sie wollen mir erzählen, die Frau sei entlassen worden, weil der Nachweis ihres Schulabschlusses fehlt?“
„Wir sind abgesichert, Alex“, versicherte Jo. „Die Agentur hat das Arbeitsverhältnis beendet. Es hatte nichts mit … mit diesem Vorfall zu tun.“
Fassungslos sah Alex sie an. Die junge Frau hatte ihre Arbeit verloren und keinerlei Schuld daran.
„Hat sie denn eine neue Stelle?“
„Das weiß ich nicht.“
„Dann sollten Sie schleunigst bei der Zeitarbeitsfirma anrufen und das herausfinden“, erwiderte Alex kühl, denn er wusste, wie angespannt der Arbeitsmarkt momentan war.
In diesem Moment kam Kelly herein und schloss schnell die Tür hinter sich. „Entschuldige bitte, Alex. Ich weiß, dass du nicht gestört werden möchtest. Aber die ehemalige Aushilfe will unbedingt mit dir sprechen.“
Alex war wie erstarrt. „Sie ist hier?“
Kelly nickte.
Heftiges Verlangen ließ ihn innerlich erbeben. „Raus!“, herrschte er Jo an, die sofort die Flucht ergriff. Dann wandte Alex sich an die Frau, die alles wusste, was in diesem Gebäude vor sich ging.
„Wie heißt sie, Kelly?“, fragte er fast flehend.
Kelly betrachtete ihn mit ungerührter Miene durch ihre Lesebrille. „Das solltest du inzwischen wirklich wissen“, sagte sie nur, wandte sich um und ging hinaus.
Dani saß auf
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