Keine Panik Prinzessin
Baumwollsatin sein, alles andere ist zu rau.«
Dad seufzte. »Ich rufe bei Bergdorfs an und bestelle Kissenbezüge aus feinster ägyptische Baumwolle, okay? Also, was hast du, Mia? Ich sehe dir doch an, dass du ein Problem hast. Was hat deine Mutter jetzt schon wieder getan? War sie wieder demonstrieren und ist verhaftet worden? Dabei habe ich ihr so oft gesagt, dass sie sich nicht mehr irgendwo anketten soll.«
»Mom hat nichts damit zu tun«, stöhnte ich und warf mich auf die mit Brokat bezogene Chaiselongue. »Sie hat sich schon seit Jahren nirgendwo mehr angekettet.«
»Nun ja, sie ist eine sehr … unberechenbare Frau«, sagte Dad. Was seine Art ist, auszudrücken – so höflich wie möglich –, dass Mom in vieler Hinsicht ziemlich unvernünftig ist. Allerdings nicht, was ihre Kinder angeht. »Aber du hast recht, ich sollte nicht immer so voreilige Schlüsse ziehen. Es hat aber auch nichts mit Frank zu tun, oder? Die beiden sind hoffentlich immer noch glücklich? Ich habe mir sagen lassen, dass es sehr anstrengend ist, ein Kleinkind im Haus zu haben.«
Ich verdrehte die Augen. Mein Vater will immer wissen, wie es bei Mom und Mr Gianini läuft. Was irgendwie voll albern ist, weil es sowieso nie etwas zu erzählen gibt. Also abgesehen von ihren morgendlichen Streits, bei denen es darum geht, welcher Sender während des Frühstücks laufen soll: CNN (Mr G) oder MTV (Mom). Mom kann sich am frühen Morgen noch nicht mit Politik befassen. Sie hört lieber »Panic! At the Disco«.
»Es sind ja nicht nur die Kissen, Phillipe«, jammerte Grandmère weiter. »Ist dir schon aufgefallen, dass die Fernseher hier nur 27-Zoll-Bildschirme haben?«
Mein Vater zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Aber du beklagst dich doch immer darüber, dass im amerikanischen Fernsehen sowieso nur niveaulose und gewalttätige Sendungen laufen.«
Grandmère nickte. »Das stimmt ja auch. Bis auf die Gerichtsshow mit Richterin Judy.«
»Mir ist im Moment einfach alles zu viel«, sagte ich, ohne Grandmère zu beachten. Dad beachtete sie auch nicht mehr. »Vor zwei Tagen hat die Schule wieder angefangen, und ich kann jetzt schon sagen, dass es das schlimmste Jahr meines Lebens wird. Ms Martinez hat mich in den Einführungskurs Kreatives Schreiben gesteckt. In den Einführungskurs ! Ich muss nicht mehr ins kreative Schreiben eingeführt werden. Ich bin Tag und Nacht und in jeder Minute meines Lebens damit beschäftigt, kreativ zu schreiben. Von Chemie und Integral- und Differenzialrechnen will ich gar nicht erst reden. Aber das Schlimmste ist … na ja, es geht um Michael.«
Dad sah nicht überrascht aus. Ich hatte eher das Gefühl, dass er sich freute.
»Weißt du Mia, ich sage es ja nur sehr ungern … aber ich habe schon befürchtet, dass es eines Tages so kommen wird. Michael ist jetzt Student, während du noch in die Schule gehst und einen nicht unbeträchtlichen Teil deiner Freizeit damit verbringen musst, deinen Pflichten als Prinzessin nachzukommen. Außerdem verbringst du deine Ferien immer in Genovia. Du kannst nicht erwarten, dass ein junger Mann in der Blüte seines Lebens das auf Dauer mitmacht und auf dich wartet. Es ist ganz natürlich, dass Michael früher oder später eine junge Frau kennenlernt, die ihm altersmäßig nähersteht und Zeit hat, die Dinge mit ihm zu machen, die Studenten nun mal so miteinander machen – und die für eine minderjährige Prinzessin einfach noch nicht in Frage kommen.«
»Äh, Dad?« Ich sah ihn ziemlich entgeistert an. »Michael hat nicht mit mir Schluss gemacht, falls du das mit deiner kleinen Rede gerade andeuten wolltest.«
»Hat er nicht?« Mein Vater sah schon weniger erfreut aus. »Oh. Was hat er denn dann getan?«
»Er … erinnerst du dich noch an ›Herr der Ringe‹, diesen Film, den wir im Bordkino gesehen haben, als wir nach Genovia geflogen sind?«
»Ja?« Dad zog die Augenbrauen hoch. »Willst du mir etwa sagen, dass Michael in den Besitz des einen Ringes gekommen ist?«
»Nein«, sagte ich, etwas sauer darüber, dass er versuchte, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. »Aber er will – genau wie Aragorn – dem König der Elben etwas beweisen.«
»Wer ist denn der König der Elben?«, fragte Dad, als wüsste er es wirklich nicht.
»Dad! Du bist der König der Elben.«
»Wirklich?« Er rückte seine Krawatte zurecht und sah wieder erfreut aus. Dann erstarrte er plötzlich. »Sekunde mal … habe ich etwa auch so spitze Ohren?«
»Das hab ich doch im übertragenen
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