Keine Panik Prinzessin
Sinn gemeint, Dad«, stöhnte ich und verdrehte die Augen. »Michael hat das Gefühl, der Welt beweisen zu müssen, dass er es wert ist, mit dei ner Tochter zusammen zu sein. So wie Aragorn sich erst einmal beweisen musste, damit der Elbenkönig ihm sein Einverständnis gab, mit Arwen zusammen zu sein.«
»Aha«, sagte mein Vater. »Aber das hört sich doch ziemlich vernünftig an. Allerdings würde mich interessieren, wie er das machen will. Mein Einverständnis gewinnen, meine ich. Ich fürchte nämlich, dass er bei mir nicht viel erreichen wird, wenn er eine Armee von Toten anführt, um die Orks zu besiegen.«
»Michael führt keine Armee von Toten irgendwohin. Er hat einen Operationsroboter erfunden, mit dem Chirurgen Operationen am schlagenden Herzen durchführen können, ohne den Brustkorb aufschneiden zu müssen«, sagte ich.
Das selbstzufrieden-ironische Lächeln auf dem Gesicht meines Vaters war wie weggewischt.
»Ist das wahr?«, sagte er mit völlig veränderter Stimme. »So etwas hat Michael erfunden?«
»Na ja, jedenfalls den Prototyp dafür«, erklärte ich. »Und jetzt hat ihn so eine japanische Firma angeheuert, und er geht nach Japan, um zusammen mit denen ein funktionierendes Modell zu bauen. Oder so ähnlich. Aber das Schlimme ist, dass das ein Jahr dauern wird! Das heißt, dass Michael ein Jahr in Tsukuba bleibt! Oder länger!«
»Ein Jahr«, wiederholte Dad. »Oder länger. Hm. Das ist wirklich lang.«
»Ja, das ist sehr lang!«, rief ich theatralisch. »Und während er Tausende von Kilometer entfernt sitzt und coole Sachen erfindet, hocke ich in diesem dämlichen Einführungskurs Kreatives Schreiben und in Chemie, wo ich dieses Jahr übrigens garantiert durchfalle, das weiß ich jetzt schon, und in In tegral- und Differenzialrechnen, obwohl ich echt nicht weiß, wozu ich das überhaupt lernen muss, weil wir in Genovia am Hof doch sowieso unsere Buchhalter haben …«
»Na, na!«, sagte Dad streng. »Jeder, der als informierter Mensch durchs Leben gehen möchte, sollte Integral- und Differenzialrechnen beherrschen.«
»Weißt du, was mich zu einem durch und durch informierten Menschen und dich zu einem gefeierten Wohltäter der Menschheit und vielleicht sogar zum Mann des Jahres im Time Magazin machen würde?«, sagte ich. »Ich kann es dir sagen: Wenn du ein eigenes Fertigungslabor für Roboter gründen würdest, und zwar hier in New York, wo Michael sei nen Roboterarm bauen und mir weiter Nachhilfe geben könnte.«
Mein Vater lachte herzlich.
Was ja ganz nett war. Nur dass ich keinen Witz gemacht hatte.
»Ich meine das ernst, Dad«, sagte ich. »Warum denn nicht? Das Geld dazu hast du.«
»Weil ich«, sagte mein Vater und wurde wieder ernst, »keine Ahnung vom Roboterbau hab.«
»Aber Michael hat Ahnung«, sagte ich. »Er könnte dir sagen, was er alles dazu braucht, und du könntest alles Notwendige kaufen. Und wenn Michael den Roboterarm dann gebaut hat und er funktioniert, wärst du der totale Held. Die würden dich bestimmt zu Larry King in die Sendung einladen, wetten? Das wäre noch viel besser als irgendwelche popeligen Artikel in der Vogue … Überleg mal, was das für Genovia bedeuten würde, wenn alle Zeitungen darüber berichten! Das würde den Tourismus so was von ankurbeln ! Und du musst zugeben, dass der Fremdenverkehr ziemlich zurückgegangen ist, seit der Dollar so schlecht steht.«
Mein Vater schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Ich freue mich sehr für Michael – ich habe immer daran geglaubt, dass viel in ihm steckt –, aber ich werde auf keinen Fall Millionen von Dollar ausgeben, um ein Roboterlabor zu gründen, nur damit du das elfte Schuljahr damit zu bringen kannst, mit deinem Freund herumzuschmusen, statt Integral- und Differenzialrechnen zu lernen.«
Ich starrte ihn wütend an. » Schmusen klingt ja wohl voll altmodisch. Das sagt heute niemand mehr.«
Na ja, IRGENDWAS musste ich ja sagen.
» Excusez-moi! « Grandmère trat in die Mitte des Zimmers, sodass sie uns beiden gleichzeitig ihren berühmten bösen Blick zuwerfen konnte. »Es tut mir ja unendlich leid, eure wichtige Diskussion über diesen Jungen zu unterbrechen, aber ich würde gern wissen, ob euch aufgefallen ist, dass in diesem Raum ganz offensichtlich etwas fehlt .«
Dad und ich sahen uns um. Grandmères tausend Quadratmeter große Penthouse-Suite hat zwei Schlafzimmer, an die zwei Badezimmer angeschlossen sind, die jeweils mit einer Marmorwanne, einer Duschkabine, einem
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