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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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alles schon da gewesen.«
    »Verzeihen Sie, Pater, verstehen Sie denn nicht, in was für einer Situation ich mich befinde? Ich bin Rektor einer Universität,
     endlich kommt meine politische Karriere in Schwung, ich stehe kurz davor, die Früchte eines arbeitsreichen Lebens einzufahren.
     Wenn jetzt diese Statue ans Licht käme – ja, können Sie sich denn nicht den Skandal vorstellen? Mein Vater ein Mörder, sein
     Name beschmutzt. Und meiner ebenso, als logische Folge. Wie könnte ich je weiter im Kulturleben wirken oder gar in der Rolle
     eines Abgeordneten, wenn herauskäme, dass meine Familie mit gestohlenen Kunstgegenständen handelte? Überlegen Sie doch mal!«
    Der Priester schwieg und betrachtete seine Schuhkappen.
    »Mein Vater hat nie für seine Vergehen bezahlt, und jetzt soll ich es tun? Halten Sie das für gerecht? Ist es richtig, den
     Letzten Willen eines geistig verwirrten Greises zu respektieren, wenn er einem unbescholtenen Menschen zum Schaden gereicht?«
    Pater Antiochus ging eine Weile im Raum auf und ab, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt. »Ich verstehe Ihre Beweggründe,
     Herr Professor«, sagte er schließlich. »Das Einzige, was ich jedoch tun kann, ist, meine Vorgesetzten um Rat zu bitten. Die
     Statue hat vierzig Jahre hier gelegen, sie kann es auch noch einige Tage länger tun.«
    |40| Ludovico atmete erleichtert auf. »Ich danke Ihnen, Pater. Sie werden sehen, wir werden eine Lösung finden, die alle zufriedenstellt.«
    »Bis dahin schließen wir die Truhe wieder ab, und ich werde den Schlüssel aufbewahren. Nicht aus Misstrauen, Gott bewahre.
     Jedoch hat der Herr mir die Verantwortung für diese Angelegenheit auferlegt, und ich habe nicht vor, mich meiner Aufgabe zu
     entziehen.«
    Der Interimsrektor verbeugte sich leicht. Sobald du zur Tür hinaus bist, dachte er, rufe ich den Bischof an. Dann wird es
     keine vierundzwanzig Stunden dauern, bis du armer Irrer deiner Aufgabe enthoben bist.

|41| Acht
    Luciani
    Genua, heute
     
    Um sechs Uhr morgens, nach drei mageren Stunden Schlaf, zwängte sich das Klingeln des Handys unter Lucianis Hirnrinde und
     begann dort stur wie ein Specht zu picken. Er wollte es ignorieren und in seinem Traum verweilen: Er war auf einen Stuhl gefesselt,
     Maria Scharapova, Ana Ivanovic und Venus Williams versuchten ihn mit Hilfe von hautengen Overalls, Stiefeln und Reitgerten
     zu einem Geständnis zu bewegen. Aber zum Glück wusste er von nichts.
    Das Klingeln ging weiter, erbarmungslos, bis Marco Luciani sich geschlagen gab, eine Hand ausstreckte und auf eine beliebige
     Taste drückte, ohne ranzugehen. Er hörte die Stimme seiner Mutter, so aufgeregt, dass sie stotterte:
    »Marco, du musst sofort kommen. Heute Nacht ist ein Unglück geschehen.«
    »Was? Was ist denn passiert?«, murmelte er.
    »Der Regen … das Gewitter … Es hat ein furchtbares Gewitter gegeben, und der halbe Garten ist heruntergekommen.«
    Er duschte sich und zog sich in aller Ruhe an. Seit sein Vater gestorben war, rief seine Mutter alle zwei, drei Tage bei ihm
     an, um Unglücks- und Notfälle zu melden, die sich am Ende damit beheben ließen, dass man einen Wasserhahn auswechselte oder
     die Gastherme wieder anwarf. Er verstand, dass Donna Patrizia sich einsam fühlte in dieser riesigen Villa, die wirklich allmählich
     zerfiel, und in letzter Zeit besuchte er sie so oft wie möglich. Manchmal blieb er auch über Nacht, in seinem einstigen Kinderzimmer,
     aber |42| er sperrte sich hartnäckig gegen die Vorstellung, dort einzuziehen, denn mit fast vierzig Jahren wollte er wahrlich nicht
     wieder bei seiner Mutter leben. Auch wenn in Camogli, wie sie immer wieder betonte, Platz für drei Familien war, während er
     in einer grausigen Zweizimmerwohnung lebte, die er zum 31. Dezember räumen musste.
    Gegen Viertel nach sieben kam er an die Mautstelle bei Recco. Er fuhr weiter Richtung Camogli, und als er den Boschetto erreichte,
     sah er vor dem Tor der Villa Patrizia einen Feuerwehrwagen stehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen schälte er sich aus seinem
     alten Clio und trat in den Garten, wo fünf, sechs Mann in grün-gelben Overalls gerade einen fast zwei Meter hohen Berg aus
     Erde und Geröll mit Signalband absperrten. Einer der Feuerwehrleute stand bei seiner Mutter und versuchte sie zu beruhigen.
     »Es ist nichts Schlimmes passiert, Signora. Wir bringen das wieder in Ordnung. Sehen Sie? Jetzt kommt sogar die Sonne raus.
     Laut Wettervorhersage wird es die

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