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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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nächsten Tage nicht regnen.«
    Marco Luciani kam sich vor wie ein Charakterschwein, lief zu seiner Mutter und nahm sie in den Arm.
    »Da liegt Papa. Papa liegt da unten«, stammelte sie, und bei dem Feuerwehrmann schrillten sofort die Alarmglocken.
    »Wie meinen Sie, Signora? Ist jemand verschüttet worden?«
    »Nein, nein«, sagte der Kommissar und winkte ab, »meine Mutter ist etwas durcheinander. Komm, Mama, du solltest besser reingehen.
     Sonst holst du dir hier noch den Tod. Warum machst du diesen tapferen Herren nicht eine Tasse Tee?«
    Er brachte sie in die Küche und ging wieder nach draußen. Der Feuerwehrmann trat mit besorgter Miene auf ihn zu.
    |43| »Entschuldigen Sie, besteht die Gefahr, dass da jemand verschüttet wurde?«
    »Nein, nein. ›Papa‹ war der Name eines unserer Hunde. Er liegt unter dem Olivenbaum begraben. Oder besser gesagt, unter dem
     einstigen Olivenbaum.«
    Der Feuerwehrmann schaute ihn zweifelnd an, aber als ein Kollege hinzutrat und den Kommissar begrüßte, den er von einem früheren
     Einsatz her kannte, trat er den Rückzug an und befasste sich wieder mit dem Erdrutsch. Nach zwei Tagen fast ununterbrochenen
     Regens hatte die Trockenmauer oberhalb des Gartens nachgegeben, und die terrassierte Erde war mit einer solchen Wucht heruntergerutscht,
     dass sie Oliven- und Mandelbaum entwurzelt und sämtliche Blumen begraben hatte, die seine Mutter mit so viel Liebe pflegte.
    »Was für ein Schlamassel«, sagte Marco Luciani. »Was mache ich denn jetzt?«
    »Sie müssen sie so schnell wie möglich wieder aufbauen«, sagte der Feuerwehrmann. »Sonst kommt, wenn es wieder zu regnen anfängt,
     der ganze Rest vielleicht auch noch hinterher. Außerdem fehlt jetzt auch der Schicht darüber die Stütze, und wenn die nächste
     Mauer ebenfalls nachgibt, dann besteht die Gefahr, dass eine Schicht nach der anderen ins Rutschen gerät und der gesamte Hügel
     runterkommt.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das wird nicht billig werden.«
    »Darauf können Sie sich verlassen. Trockenmauern baut inzwischen kaum noch jemand. Nun gut, Sie können auch eine normale Mauer
     hochziehen lassen, aber davon rate ich ab, denn sie filtert nicht so gut. Und außerdem kostet auch das eine Stange Geld.«
    »Ich hoffe, meine Eltern waren versichert.«
    »Ja, schauen Sie mal nach. Aber dafür brauchen Sie eine ganz spezielle Versicherung, ansonsten wird das als höhere |44| Gewalt angesehen, und dann ist es Essig. Ich fürchte, das müssen Sie aus eigener Tasche bezahlen. Andererseits, bei so einem
     schönen Haus ist es die Sache wert«, lächelte er, wie zum Trost.
     
    »Also bist du mit Pasta al Pesto einverstanden? Das Nudelwasser kocht.«
    »Ich esse kein Pesto, Mama«, rief Luciani aus dem Wohnzimmer. Das musste so etwa das vierzigste Mal sein, dass er ihr das
     sagte, er war allergisch gegen Parmesan, aber sie nahm diese Information einfach nicht auf. Wahrscheinlich hielt sie sie für
     vollkommen absurd.
    »Also Butter und Parmesan.«
    Da hätten wir’s, dachte der Kommissar, unter einem Dach mit der alten Mutter, die uns vergiften will. Na prima.
    »Okay«, sagte er, »bestens.«
    Er kam zu spät in die Küche, um noch zu verhindern, dass Donna Patrizia fast ein halbes Kilo Spaghetti in den Topf warf.
    »Mama, du weißt, dass ich nicht mehr als achtzig Gramm davon esse.«
    »Jetzt fang nicht schon wieder damit an, Marco! Du bist dürr wie ein Skelett, du musst was essen. Du tust nichts anderes,
     als zu rennen und zu arbeiten, da brauchst du Energie. Als zweiten Gang gibt es Fleischröllchen.«
    Super, dachte der Kommissar, da ist nicht nur Parmesan, sondern auch Ei drin, für mich noch schädlicher.
    Marco Luciani hätte mit seiner Mutter gerne über das Haus geredet, über die anstehenden Renovierungsmaßnahmen. Jetzt, da sie
     allein geblieben war, war Villa Patrizia einfach zu groß für sie. Sie schaffte es nicht mehr, das Anwesen in Ordnung zu halten,
     aber jedes Mal wenn er das Thema anschnitt, machte sie dicht. Und er war zu müde oder zu schwach, um weiter in sie zu dringen.
     Das letzte |45| Mal, dass er auch nur entfernt angedeutet hatte, man könnte das Haus womöglich verkaufen, war sie in Tränen ausgebrochen und
     hatte gesagt, dies sei ihr Haus, das Haus, in dem sie immer gelebt habe und in dem sie sterben wolle. Das Haus, in dem sie
     ihn aufgezogen habe und in dessen Garten die Erde, unter der die Asche ihres Mannes ruhe, noch frisch sei. »Deines Vaters«,
    

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