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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Doktor Sasso.«
    Der größte Stinkstiefel in der ganzen Staatsanwaltschaft, dachte Marco Luciani. »Buongiorno, Dottore. Was kann ich für Sie
     tun?«
    |96| »Ich habe heute Dienst, ausgerechnet heute! Ich bin soeben benachrichtigt worden und wollte kommen, aber man hat mir gesagt,
     Sie seien schon vor Ort.«
    »Ja, ich war gerade unterwegs zu meiner Mutter, und …«
    »Was meinen Sie? Ist es ratsam, dass ich dazustoße?«
    »Das scheint mir nicht notwendig, Herr Staatsanwalt. Ich kannte das Opfer. Ein alter Mann, der schon ein bisschen wunderlich
     war.«
    »Sie meinen, er hat sich ertränkt?«
    »Nun, das ist wahrscheinlich. Vor allem kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand ihm Böses wollte. In jedem Fall sollen
     die Beamten sich den Strand einmal anschauen, und dann warten wir, was die Autopsie sagt. Die muss ja auf jeden Fall gemacht
     werden.«
    »Einverstanden. Ich verlasse mich ganz auf Sie. Und frohes neues Jahr, natürlich.«
    Scheiß auf dein frohes neues Jahr, dachte der Kommissar.

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    |97| Zweiter Teil
    |99| Sechzehn
    Luciani
    Genua, heute
     
    »Doktor Sasso? Hier ist Commissario Luciani. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
    Es antwortete eine Grabesstimme, Marco Luciani hatte also einen Volltreffer gelandet. Es war neun Uhr morgens am ersten Januar,
     der Staatsanwalt schien vor höchstens drei, vier Stunden ins Bett gekommen zu sein, während der Kommissar um sieben putzmunter
     erwacht war und schon von einer Trainingseinheit zurückkam. »Wissen Sie, ich dachte, wenn Sie noch schlafen, dann ist Ihr
     Handy sicher abgeschaltet. Aber wenn Sie wollen, rufe ich später noch einmal an.« – »Nein, nein«, brummte Sasso, der ihn herzlich
     verfluchte, und sich obendrein, weil er das Handy angelassen hatte. »Was gibt es?«
    »Sie hatten mir gesagt, ich solle Sie auf dem Laufenden halten, betreffs der Leiche, die gestern Nachmittag in Camogli angeschwemmt
     wurde. Ich kann Ihnen bestätigen, dass es sich um Giuseppe Risso, genannt Marietto, handelt, achtundsiebzig Jahre, aus Camogli.
     Die Beamten haben mit der Leiterin des Seniorenheims, in dem er lebte, gesprochen, außerdem mit seinem Zimmergenossen, und
     es gibt keinen Grund, nicht von Selbstmord auszugehen. Risso war in letzter Zeit ein bisschen durcheinander. Er hatte am 28.
     Dezember das Heim verlassen, um eine Nichte in Rom zu besuchen, wie er sagte, aber dort ist er womöglich nie angekommen. Oder
     vielleicht ist er hingefahren und wieder zurückgekehrt, das ist noch nicht geklärt.«
    »Fragt doch die Nichte danach«, knurrte der Staatsanwalt. Alles muss man denen vorkauen, dachte er.
    |100| »Machen wir, sobald wir sie erreichen können. Sie ist nämlich im Ausland, auf Urlaub. Für die Autopsie warten wir nur noch
     auf Ihren Antrag, Herr Staatsanwalt, dann könnte die Leiche schon morgen oder übermorgen obduziert werden.«
    »In Ordnung«, gähnte der Staatsanwalt, und Marco Luciani dachte mit Bedauern daran, dass dieser, wenn er sofort einhängte,
     sicher wieder einschlafen würde.
    »Wenn Sie meine Meinung hören möchten«, insistierte er, »das dürfte keine komplizierte Sache werden. Ich sehe keine Alternative
     zum Selbstmord. Aber ich weiß, dass Sie in solchen Fällen immer mit äußerster Umsicht vorgehen.«
    »Das ist keine Frage der Umsicht«, platzte Sasso heraus. Seine Stimme gewann allmählich an Volumen. »Wir dürfen nur nicht
     oberflächlich verfahren. Wenn ein Mensch sein Leben verliert, so kann man das nicht einfach als Suizid archivieren, ehe man
     nicht ab-so-lut sicher ist, dass er es sich wirklich aus freien Stücken genommen hat.«
    Marco Luciani lächelte, entzückt, dass er einen blankliegenden Nerv getroffen hatte. Staatsanwalt Sasso war nämlich zum Gespött
     der gesamten Dienststelle geworden, seit er die Beamten gezwungen hatte, über ein Jahr lang zu einem völlig offensichtlichen
     Suizid zu ermitteln, in dem allein er partout einen möglichen Mordfall sehen wollte. Vielleicht weil es ein sehr bequemer
     Fall war, und solange man ihn in die Länge zog, war man vor anderen, heikleren, sicher.
    »Dieser Mann, das Opfer … wie, sagten Sie, hieß er?«
    »Risso. Giuseppe, genannt Marietto, das war sein Deckname, als Partisan. Ein Mann, der für die Freiheit gekämpft hat, für
     das Vaterland.«
    Noch ein Seitenhieb. Doktor Sasso hatte im Vorjahr versucht, ein Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen gegen einen 95-jährigen
     ehemaligen Partisanenführer einzuleiten. |101| Er

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