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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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bei ihr entschuldigen. Er hatte sie nämlich sehr schlecht behandelt,
     ich weiß nicht, warum.«
    »Hatten sie Streit?«
    »Nein, er war verwirrt gewesen, hatte Fieber, erkannte sie nicht und jagte sie davon. Danach muss ihm klargeworden sein, dass
     er etwas wiedergutzumachen hatte.«
    Der Kommissar nickte. Auch ihn selbst hatte Marietto nur mit reichlich Mühe wiedererkannt.
    »War er einer solchen Reise denn noch gewachsen?«
    »Sehen Sie, er hatte einen kleinen Schwächeanfall gehabt, aber er war wieder auf dem Damm. Ich habe trotzdem eine E-Mail an
     Signorina Donati geschickt, und sie hat geantwortet, sie werde ihn am Bahnhof abholen. Ich war also beruhigt.«
    »Und danach haben Sie nichts mehr von ihr gehört?«
    |104| »Nein. Ich dachte, er wäre planmäßig angekommen. In letzter Zeit war Herr Risso ein bisschen durcheinander, aber körperlich
     war er auf der Höhe.«
    »Das stimmt«, sagte der Kommissar und versuchte, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Marietto war in Rom ausgestiegen,
     dann nach Camogli zurückgekehrt und hatte sich umgebracht. Man musste herausfinden, ob der Entschluss schon vorher feststand
     oder ob da unten etwas vorgefallen war. Vielleicht noch ein Streit.
    Er bat Schwester Maura, ihm die Antwortmail von Marina weiterzuleiten, und versprach, sie auf dem Laufenden zu halten.

|105| Siebzehn
    Ranieri
    Ein Jahr zuvor
     
    »Herr Professor, da ist diese Journalistin von der RAI.«
    »Ach ja, bitten Sie sie herein.«
    Eine junge Frau trat in den Raum. Sie blieb sofort wie gebannt stehen und schaute sich mit offenem Mund um. »Sie gestatten
     …«, sagte sie und ließ den Blick über die Deckenfresken und die Stilmöbel schweifen. Das schien weniger ein Büro als vielmehr
     der Rauchsalon eines Adligen aus dem achtzehnten Jahrhundert zu sein, ein Schmuckkästchen, das Geschmack und Savoir-vivre
     seines Besitzers offenbarte. Sie ging zwei Schritte vor, drehte auf ihren hochhackigen Stiefeln eine Pirouette, wie um all
     den Prunk mit einem Blick zu erfassen. In Wahrheit gab sie dem Professor Gelegenheit, mit einem Blick all den Prunk ihres
     durch jahrelange harte Arbeit auf Steppern und vibrierenden Plattformen vollendet gerundeten und nun durch hautenge Jeans
     bestens zur Geltung gebrachten Gesäßes zu erfassen.
    Auch dem Rektor war der Mund offen stehen geblieben, angesichts dieses Kunstwerkes, das er gut kannte, lange aber nicht mehr
     gesehen hatte. Damals war sie dreiundzwanzig gewesen. Also war sie jetzt achtundzwanzig, überschlug er schnell. Einen Meter
     fünfundsiebzig, honigblondes Haar, frisch geschnitten. Große graue Augen, perfekte Nase, ein Mund, der durch den geschickten
     Einsatz des Lippenstiftes noch voller wirkte. Ein naives Mädchen war sie nie gewesen, sondern eine Frau, die genau wusste,
     was sie wollte. Und nach ihrer selbstsicheren Miene zu schließen, hatte sie das auch bekommen.
    |106| »Guten Tag, Herr Rektor«, sagte sie, mit Betonung auf den letzten Worten.
    »Guten Tag, Sabrina«, antwortete er, mit leicht kehliger Stimme. »Ich hätte nicht erwartet, dass … Es sollte ein gewisser
     Herr Riva kommen.«
    »Den Namen benutze ich für Reservierungen im Restaurant, falls ich sie nicht einhalte. Es sollte eine Überraschung sein.«
    Ludovico Ranieri lächelte. »Nun, das ist es.«
    »Ich sehe, dass Sie endlich ein Büro haben, das diesen Namen verdient.«
    Er nickte. Das erste Mal hatte er sie noch als Privatdozent in seinem schäbigen Kabuff empfangen, mit Nullachtfünfzehn-Bürogarnitur
     und Botticelli-Drucken an den Wänden.
    »Ich habe einige Möbel meines Vaters hierherbringen lassen. Ich bin gerne von Schönheit umgeben«, sagte er, während er auf
     sie zutrat und ihr in die Augen sah. Sie reichte ihm die Hand und legte den Kopf leicht zur Seite, so dass er ihr die Wangen
     küssen und ihren vertrauten Duft einsaugen konnte. Dann löste Sabrina sich, setzte sich auf das Sesselchen, das für Besucher
     vorgesehen war, und schlug die Beine übereinander.
    »Nun, wie läuft es für Sie, Herr Professor?«
    »Siezt du mich jetzt?«
    »Ich habe Sie auch damals gesiezt. Jetzt sagen Sie nicht, Sie erinnern sich nicht daran.«
    Ludovico war überrascht. Das stimmte nicht. Oder doch? Tatsächlich hatten sie sich vor den anderen Studenten gesiezt, um sich
     nicht zu verraten, und jetzt, da sie es ihm gesagt hatte, fiel ihm ein, dass sie sich auch oft in intimeren Momenten gesiezt
     hatten. Diese Distanz zwischen Professor und Studentin

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