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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Drahtbürste geschrubbt, nachdem er beim Faschingsfest hineingepinkelt hatte.
    Der Kommissar bestellte ein Lemonsoda, Schwester Maura »einen Marocchino mit viel Schaum«, was ihm ein Lächeln abrang. Er
     betrachtete sie genauer. Da man die Haare nicht sah, konnte man ihr Alter schlecht schätzen, aber sie musste wohl zwischen
     fünfzig und sechzig sein. Das weiße Gewand sah frisch gewaschen und gebügelt aus, die Brille war kein Kassengestell aus den
     Siebzigern, sondern etwas Anspruchsvolleres, und Schwester Maura trug auch nicht die typischen Gesundheitsschuhe, sondern
     ein Paar klassisch-elegante schwarze Slipper.
    »Die Sonne ist die schönste Gottesgabe, meinen Sie nicht? Und erst recht im Januar … Wir haben wirklich Glück, dass wir hier
     leben«, sagte die Schwester und genoss jeden Löffel ihres Marokkaner-Schaums.
    »Stimmt«, sagte Marco Luciani, der das Lemonsoda auf ex gekippt hatte und so schnell wie möglich wegwollte.
    »Ich habe heute Morgen versucht, Sie auf der Dienststelle zu erreichen, Commissario, später bei Ihrer Mutter. Sie hat mir
     gesagt, wo ich Sie finden könnte, und da der Supermarkt direkt unter unserer Einrichtung liegt …«
    »Schon gut. Was gibt es denn so Dringendes, Schwester?«
    »Ich weiß, dass Sie Marietto persönlich kannten.«
    »Ein bisschen, vom Sehen. Er war mit meinem Vater befreundet.«
    Die Schwester nickte. »Ich kann mich gut an Ihren Vater erinnern. Ein anständiger Mann, großzügig, stets bereit, einem Bedürftigen
     zu helfen.«
    |144| Marco Luciani fragte sich, ob sie von derselben Person sprachen.
    »Jedenfalls, Commissario, ich habe mir erlaubt, Sie zu stören, weil unsere Gäste seit dem Unglück, das Herrn Risso, also Marietto,
     widerfahren ist, sehr aufgeregt sind. Sie haben Angst, schlafen schlecht und verweigern das Essen. Sie streiten. Die Alten
     sind wie Kinder, jede noch so kleine Veränderung in ihren Gewohnheiten bringt sie aus der Fassung. Und Mariettos Tod war weit
     mehr als eine kleine Veränderung.«
    »Sicher. Aber wie könnte ich …«
    »Seit in den Zeitungen etwas von einer Schussverletzung stand … Ich weiß nicht, wie und warum, aber unter ihnen hat sich das
     Gerücht verbreitet, dass Marietto nicht … selbst Hand an sich gelegt hat, sondern dass jemand ihn ermordet hat. Ich habe versucht,
     sie zu überzeugen, dass das absurd ist, dass es niemanden geben konnte, der ihm Böses wollte. Einem so lieben Menschen, immer
     hilfsbereit, immer freundlich. Aber sie hören nicht auf mich. Inzwischen kursieren die unglaublichsten Geschichten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ach, alte Geschichten vom Krieg, von den Partisanen, von Racheakten. Aber auch von eifersüchtigen Ehemännern, stellen Sie
     sich mal vor! Heute Morgen schließlich hat das Gerücht die Runde gemacht, es gehe ein Serienmörder um, der es auf Rentner
     abgesehen habe, und alle sind vollkommen verängstigt. Einige wollen nicht einmal mehr hinaus in den Garten. Deshalb habe ich
     gedacht, wenn Sie kommen und sie ein wenig beruhigen könnten, wenn Sie ihnen sagen würden, dass sie nichts zu befürchten haben
     …«
    Marco Luciani hatte nicht die geringste Lust, den Babysitter für Tattergreise zu spielen.
    »Gut, Schwester. Ich werde Ihnen einen meiner Beamten schicken, Sie werden sehen …«
    |145| Die Nonne sah ihn vorwurfsvoll an. »Entschuldigen Sie, wenn ich insistiere, aber die Beamten sind bereits da gewesen und haben
     alle in helle Aufregung versetzt. Wenn Sie persönlich kommen würden, Herr Kommissar, wäre das etwas ganz anderes.«
    Marco Luciani dachte an den stets hilfsbereiten Marietto und an seinen Vater, der, zumindest anderen gegenüber, so generös
     gewesen war. Konnte er sich da gegenüber dieser braven Frau und ihrer Rentnertruppe wie ein Schuft benehmen?
    »Einverstanden, Schwester. Ich komme so bald wie möglich vorbei. Morgen früh, spätestens übermorgen.«
    »Oh, Sie sollten das besser nicht aufschieben, Herr Kommissar. Wir sind praktisch schon da. Sehen Sie diese Treppe? Das Heim
     liegt gleich oberhalb. Zehn Minuten mit meinen alten Beinen, fünf mit ihren. Der Ausblick ist traumhaft, es lohnt sich.«
    Das tapfere Nönnlein war stur wie ein Leutnant der Marines. Der Kommissar setzte ein gezwungenes Lächeln auf und gab sich
     geschlagen.
     
    Die Alten hatten sich im Fernsehsaal versammelt. Aller Augen, zumindest die nicht vom Grauen oder Grünen Star getrübten, musterten
     Marco Luciani misstrauisch.
    »Vor ein paar Tagen«, begann der

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