Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
Vom Netzwerk:
Schleim-frei-Diät.«
    »Die was?«, fragte Marco Luciani mit schiefem Gesicht.
    »Ja, die hat heute vielleicht einen anderen Namen, aber es ist immer noch dieselbe, eine berühmte Diät aus dem neunzehnten
     Jahrhundert. Man versucht dabei, alle Speisen auszuschalten, die sich an der Darmwand festsetzen, uns aufblähen und schwächen,
     weil sie die korrekte Aufnahme der anderen Speisen verhindern. Der Weizen ist der Hauptverantwortliche dafür«, sagte er und
     wickelte rund fünfzig Gramm Nudeln mit der Gabel auf, »er enthält viel Gluten, das kommt von
glue
, Leim. Wusstest du, dass man an den Darmwänden von Toten manchmal bis zu drei, vier Kilo Schleim findet, der da klebt? Ein
     bisschen wie das Karamell im Marsriegel, kannst du dich an den erinnern?«
    »Mhhh … Ein wunderbares Bild, danke für diese Assoziation. Meine Kindheitserinnerungen werden nicht mehr dieselben sein.«
    Livasi lächelte und kaute genüsslich seine Pasta.
    »Hast du nie von den Hollywoodstars gehört, die sich irgendein Gemisch in den Darm schießen lassen, um abzunehmen? Das macht
     nichts anderes, als den Leim aufzulösen. Deshalb nimmst du so schnell ab, wenn du auf Brot und Pasta verzichtest.«
    »Ich muss aber nicht abnehmen. Ich muss höchstens zunehmen.«
    »Wenn du die Darmwände befreist, können sie die Nährstoffe wieder aufnehmen. Und du kannst Speck ansetzen.«
    Marco Luciani aß schnell seinen Salat und das Brötchen auf, nahm dann den Obstsalat zu sich, um schließlich gut zwanzig Minuten
     lang der Spachtelei seines Stellvertreters zuzusehen.
    »Übrigens«, sagte Livasi, ehe er die Torte in Angriff nahm, »Dionigi hat angerufen, um dir zu sagen, dass sie Rissos Blut
     untersucht haben, und …«
    |138| »Und …?«
    »Keine Spuren von Alkohol. Auch nicht von Drogen.«
    Der Kommissar hatte das Gegenteil gehofft, maß dem Ganzen aber nicht allzu viel Aussagekraft bei. Er zog seine Schlussfolgerungen,
     die er schließlich laut wiederholte. »Es ist also ausgeschlossen, dass er sich Mut angetrunken hat, um sich zu erschießen.
     Aber auch, dass man ihn betäubt hat, um ihn zum Beispiel zu berauben, oder dass man ihn vergiftet hat. Und trotzdem schmeckt
     mir dieser Kopfschuss nicht.«
    »Wenn er dir nicht schmeckt, dann mach weiter. Mörder müssen rational vorgehen, dürfen nichts Unüberlegtes tun. Ein guter
     Ermittler muss sich dagegen immer auf seinen Instinkt verlassen.«
    Marco Luciani dachte genauso darüber, aber es nervte ihn, das aus Livasis Mund zu hören.
    Es gab da irgendetwas, was er übersah. Etwas, das verhinderte, dass er das Gesamtbild erkannte. Und in solchen Momenten hätte
     er, statt eines nervigen karrieregeilen Arschkriechers, der ihm immer recht gab, lieber seinen Vize Giampieri an seiner Seite
     gehabt. Dessen sarkastische Bemerkungen fehlten ihm, die Art, wie er immer für Erdung sorgte. Nicola hätte gesagt, Marco solle
     Phantasie und Instinkt vergessen und sich lieber mal genau die einzelnen Pinselstriche anschauen, anstatt nur vage nach dem
     Gesamtbild zu schielen. Denn so erkannte man Fälscher: an einem kleinen Strich, der aus der Reihe tanzte. An einem Farbton,
     der auf einem industriell gefertigten Pigment basierte, das es zur Zeit des Künstlers noch gar nicht gegeben hatte. Die Stümper
     verrieten sich schon durch ihr Weiß, andere durch das Rot. Wiederum andere durch ihr Blau.

|139| Dreiundzwanzig
    Ranieri
    Neun Monate zuvor
     
    Sie gingen hinunter ins Souterrain, und Ludovico Ranieri trat an den riesigen Kamin, der einen Großteil der Längswand einnahm.
     Als er klein war, hatte er einmal gefragt, ob sie nicht Feuer darin machen könnten, aber sein Vater hatte geantwortet, der
     Kamin sei nur Attrappe, sei nur aus ästhetischen Gründen da. In Wahrheit gab es einen Abzugsschacht, der jedoch durch eine
     Eisenluke verschlossen war. Ludovico hatte einige Jahre zuvor entdeckt, dass diese Luke wie ein Lastenaufzug auf und ab fahren
     konnte, und zwar mit beachtlicher Beladung. Ludovico nahm eine Abdeckung von der Wand, die nach Sicherungskasten aussah, hinter
     der sich in Wahrheit aber ein Schalter verbarg. Er hielt ihn gedrückt, und die Bronzestatue schwebte durch den Kamin herab
     wie der Weihnachtsmann.
    »Dieses Versteck habe ich vor vielen Jahren durch Zufall entdeckt«, sagte er und strahlte die Skulptur mit der Taschenlampe
     an. »Ich wusste nicht, wozu es gut war, aber ich glaube, es wurde extra für sie hier eingerichtet.«
    »Ist es nicht unvorsichtig, sie

Weitere Kostenlose Bücher