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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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zum Beispiel in Scalea, sucht ihresgleichen. Ich bin sogar überzeugt, dass der Reichtum an Glassteinchen
     an unseren Stränden unseren einzigartigen Kunstverstand, unsere Genialität besser erklärt als viele geschichtliche und soziologische
     Ansätze.«
    Der Kommissar hatte seine Aufmerksamkeit auf ein Glas mit ungewöhnlichen Farben in der dritten Lade konzentriert. Dort leuchtete
     eine dunkelblaue Schicht hervor, die ungefähr mit seinem Fundstück übereinzustimmen schien. Er las die Aufschrift und nickte,
     obwohl er sich noch keinen Reim darauf machen konnte.
    »Etwas gefunden?«
    »Nichts«, seufzte er. »Das liegt zu weit ab.«
    Sie verließen das Labor, und der Kommissar blieb stehen, um das Mosaik eines Segelbootes auf hoher See zu betrachten. »Das
     Blau des Wassers und das des Himmels sind |182| verschieden hier«, sagte er. »Nicht nur die Farbe, sondern auch die Qualität. Oder irre ich mich?«
    Ciro Mennella lächelte verschmitzt.
    »Man sieht, dass Sie der geborene Detektiv sind. Das ist ein Jugendwerk. Ich werfe es nicht weg, weil ich daran hänge, aber
     man erkennt den Unterschied zwischen dem Originalglas und dem künstlichen.«
    »Die Scherben des Himmels sind gleichmäßiger, glatter.«
    »Genau. Das Meer hinterlässt auf dem Glas unverwechselbare Spuren, wie kleine Ces. Das sind die Steinschläge, die man unmöglich
     künstlich nachbilden kann oder, besser gesagt, konnte.«
    »Sagen Sie nicht, Sie haben es hingekriegt!«, rief der Kommissar mit übertriebener Begeisterung aus.
    Der Künstler lief vor Stolz rot an. »Mein kleines Betriebsgeheimnis, aber …« Er schwieg, und einen Moment fürchtete der Kommissar,
     Mennella wäre verstummt und er dürfte diesen Trip nicht bis zum bitteren Ende durchleben. Für Mennella schien es aber ein
     göttliches Manna zu sein, so lange über Glassplitter dozieren zu können, noch dazu vor einem Polizeikommissar. »Ich könnte
     es Ihnen vorführen, baue aber selbstredend auf Ihre Diskretion. Im Grunde sind Sie wie ein Priester, oder?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür zu einem anderen Raum, die der Kommissar für einen Wandschrank gehalten hatte.
     »Ich zeige Ihnen eine kleine Erfindung, auf die ich sehr stolz bin. Ich habe sie patentieren lassen, auch wenn sie heute sicher
     noch keinen großen Marktwert hat. Wenn aber die Glassteinchen erst einmal ausbleiben werden, wenn die Leute sich danach zurücksehnen
     werden, wer weiß …«
    Vor dem Kommissar stand eine Art Riesenaquarium ohne Fischbesatz, ungefähr zu einem Drittel mit Wasser gefüllt. Im Innern
     befand sich ein Schieber, so ähnlich wie |183| in den Spielautomaten auf den Rummelplätzen, die der Kommissar die »Bauernfänger« nannte und die so taten, als würden sie
     Münzen in einen Auswurf schieben. Mennellas Schieber war viel größer und mischte unentwegt eine beachtliche Menge an Steinen
     und Sand, die gegen die Glaswand schlugen. In dem Gemenge erkannte der Kommissar ein buntes Glitzern.
    »Hier, bitte, meine Diamantenfabrik. Was sagen Sie dazu?«
    »Pfiffig.«
    »Stimmt. Ich suche mir Flaschen oder andere Behälter in für mich interessanten Farben, vor allem Dunkelblau und Rot, die in
     der Natur selten vorkommen …«
    In der Natur?, dachte Marco Luciani.
    »… ich zerschlage sie vorher in kleine Scherben, und den Rest der Arbeit überlasse ich den Steinen, dem Meerwasser und dem
     Sand.«
    Der Kommissar lauschte dem Brummen des Motors, der den Schieber bewegte. Wenn es dreißig Jahre dauert, um ein Glasstück zu
     schleifen, dachte er, wie viel Energie verpulvert dann dieser Vollidiot?
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken. Dass es lange dauert. In Wahrheit geht es schneller, als man meint. In meiner Fabrik findet
     ein Glasfragment sofort die idealen Bedingungen vor, um sich zu verwandeln, und es hat nicht einen Moment Ruhe, das Ärmste.
     Oft reichen schon wenige Monate, und sie sind wunderhübsch, von denen am Strand nicht mehr zu unterscheiden.«
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber ist das nicht ein bisschen … teuer?«
    Sein Gegenüber lachte herzlich. »Sicher ist es das. Aber Schönheit hat eben ihren Preis. Und ich habe zum Glück keine Geldsorgen.
     Davon abgesehen, werden meine Werke auf dem Kunstmarkt inzwischen hoch gehandelt. Das Rot |184| und das Blau, die ich gerade herstelle, brauche ich für eine Votivgabe, die ein Fan vom FC Genua in Auftrag gegeben hat. Ein
     besonderer Fan, dessen Namen ich nicht nennen kann, für den Geld allerdings

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